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Babel 1 - Hexenwut

Babel 1 - Hexenwut

Titel: Babel 1 - Hexenwut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Winter
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Blicken in ihrem Rücken weniger ausgesetzt fühlte. Sie saß auf diesem Stuhl wie ein Verdächtiger bei einem Verhör, und Clarissa wusste es. Sie mochte diese Spielchen, weil sie für sie so etwas wie Rituale waren, etwas, das ihr half, ihr Gegenüber einzuschätzen, damit jeder seinen Platz kannte.
    »Man hat ja lange nichts mehr von dir gehört, Babel«, sagte sie und lehnte sich zurück, wobei die Armreife aneinanderschlugen. »Du bist sicher hier, um mich zu fragen, ob ich etwas über die Morde weiß?«
    Okay, weiß vielleicht irgendwer noch nicht davon?
    »Du bist gut informiert«, gab Babel zu. »Man könnte fast vermuten, die Sache würde dich interessieren.«
    »In der Tat. Und würdest du dich auch nur ein bisschen für diesen Ort und seine Geschichte interessieren, würdest du das ebenfalls.«
    Sie meinte den Ritualplatz der Wagenburg. Offenbar war sie über diese ehemaligen Hexenplätze weit besser informiert als Babel. Clarissa legte die Hände auf den Schreibtisch und beugte sich ein Stück vor. Ihre Hände verrieten das Alter, lange, schlanke Finger, aber faltig und verlebt. Ihr Tonfall gefiel Babel nicht, sie war nicht gut in solchen Spielchen.
    »Hör mal, geht es heute auch mal ohne den ganzen Quatsch? Lass uns uns doch aufs Wesentliche konzentrieren.«
    »Oh, ich bin aufs Wesentliche konzentriert«, antwortete sie lächelnd, und Babel verstand den Wink. Vielleicht waren sie ja doch ein bisschen wie die Mafia.
    »Das Zweitwesentlichste?«, versuchte sie es.
    Clarissa zuckte mit den Schultern. »Was interessieren mich die Plags? Mit diesem Pack haben wir nichts zu tun.« Ihre Hände unterstrichen die Worte.
    »Hör zu, Clarissa, ich wäre nicht hier, wenn es nicht wichtig wäre. Ich habe nur eine einfache Frage: Weißt du etwas darüber oder nicht? Du kannst es mir natürlich verheimlichen, wenn du mir nicht helfen willst, aber ich hatte gedacht, dieses eine Mal würdest du vielleicht eine Ausnahme machen, weil es eben letzten Endes darum geht, dass hier vier Tote sind, denen wahrscheinlich weitere folgen werden. Ich wusste nicht, dass du es schätzt, wenn sich bei uns so etwas ereignet. Es stört den gemütlichen Tagesablauf doch sehr, findest du nicht?«
    »Bist du wirklich deshalb hergekommen, Babel? Wegen ein paar toter Plags?«
    »Und da sagen die Leute, du wärst kein Drache.«
    Clarissa schwieg und sah nachdenklich aus dem Fenster. Die Krähe hatte sich in einem der Bäume niedergelassen, aber sie schien Clarissa nicht aufzufallen. Für einen winzigen Moment wechselte Babel die Perspektive und sah sich Clarissas Aura an, denn sie war sich ziemlich sicher, dass sie so schnell nicht wieder Gelegenheit dazu bekam.
    Clarissas Hexenmuster war komplex, mehrere Ebenen griffen ineinander und bildeten ein wirbelndes Muster aus meerblauen Strängen. Die Erfahrung zweigte sich an den Verknüpfungen, aber auch an den eingewebten Farbpigmenten. Babel sah Grau und auch Weiß darin, und Verbindungen, die sie nicht so schnell zuordnen konnte. Clarissa mochte über weniger intuitive Magie verfügen, aber ihre Erfahrung glich das wieder aus. Sie war in der Lage, komplizierte Rituale schnell auszuführen, und auch Blutrituale waren ihr nicht fremd. Trotzdem wirkten die Spuren in ihrem Netz alt. Babel zog sich aus der Perspektive der Krähe zurück. Keine Sekunde zu früh, denn Clarissa wandte sich ihr wieder zu. Sie verschränkte die Arme und schien zu überlegen. Währenddessen drehte sich Babel zu Anatol und Loreley um, die sie nach wie vor ansahen, als wäre Babel eine Kellerassel.
    »Sag mal, Anatol, wann stellst du mir eigendich deinen Spröss-ling vor?«
    Anatol warf einen Blick zu Nikolai, der unruhig neben der Tür stand und dabei eher einem Diener glich als einem Mitglied der Familie. Es schien sowohl Vater als auch Sohn einigermaßen zu beunruhigen, dass Babel wusste, wer Nikolai war.
    »Komisch, ich hab dich hier noch nie gesehen«, setzte Babel noch eins drauf und richtete das Wort an den Jungen, dessen Bück zwischen ihr und seinem Vater hin- und herwechselte.
    »Ich hab bisher nicht in der Stadt gelebt.«
    »So? Bei Mami aufgewachsen, und jetzt darfst du dir hier mal alles ansehen?«
    »Das geht dich nichts an«, schaltete sich Anatol ein und verschränkte die Arme.
    Noch einmal lächelte Babel, weil sie wusste, dass es ihn verrückt machte, dann drehte sie sich wieder zu Clarissa. So viel Mühe sich diese Familie mit ihren Geheimnissen auch gab, sie waren nicht besonders schwierig zu

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