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Babel 17

Babel 17

Titel: Babel 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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Reise anzutreten, Doktor, werde ich Ihnen das Tonband nicht lassen können; in diesem Fall ist die Spule heute abend per Kurier auf den Weg zu bringen.«
    »Denken Sie.«
    »Wir haben die Mittel, Ihnen das Band wieder abzunehmen, Doktor, aber ich vertraue darauf, daß Sie sich einsichtig zeigen werden.«
    »Haben Sie eine Ahnung, was man im Hauptquartier damit will?«
    Appleby zuckte mit den Schultern. »Sie haben die Sendung erwartet und werden wissen, was sie enthält. Von wem ist sie?«
    »Von Rydra Wong.«
    »Rydra Wong, der Schriftstellerin? Sie kennen diese Frau?«
    »Ich bin seit ihrem zwölftem Lebensjahr ihr Seelenarzt und Berater. Wer sind Sie?«
    »Ich bin Danil Appleby. Ich half Miß Wong bei der Zusammenstellung ihrer Mannschaft, als sie vor einiger Zeit sehr eilig abreisen mußte.« Seine Feindseligkeit verlor sich in lächelnder Reminiszenz. »Wenn Sie mit dem ›Nachtfalken‹ abreisen, haben Sie noch viel Zeit, und auch ich wollte heute früh nach Hause gehen. Ich kenne ein nettes, sehr typisches Lokal im Viertel der Transportleute; man kann dort zu vernünftigen Preisen essen und trinken. Was meinen Sie? Wollen Sie mitkommen? Übrigens haben sie dort Gelegenheit, die Ringkämpfe anzusehen. Die meisten Leute finden es vulgär und anstößig dort, aber ich muß sagen, die Atmosphäre fasziniert mich.«
    »Ich glaube, ich kenne das Lokal.«
    »Über den Tischen im Erdgeschoß ist dieses kugelförmige Netz, wo sie kämpfen … Übrigens war ich das erste Mal mit Miß Wong dort; sie heuerte ein paar Leute an.« Er grinste vor sich hin. »Ein ziemlich wilder Abend war das, kann ich Ihnen sagen! Zuerst der Ringkampf, dann in den Sektor der Körperlosen, dann in die Leichenhalle, bis sie die Mannschaft beisammen hatte.«
    »Kommen Sie«, lachte Dr. Tumwarba. »Essen und Trinken; die beste Idee des Tages. Ich bin ausgehungert, und einen guten Ringkampf habe ich seit vielen Monaten nicht gesehen.«
     
    »So, so«, sagte Dr. Tumwarba über seinen Bierkrug, »also waren Sie das erste Mal mit Rydra hier.«
    »Ja. Es war das erste und einzige Mal, daß ich ihr begegnete. Und ich muß gestehen, daß ich anfangs ganz und gar nicht begeistert war. Die Aussicht, mir eine halbe Nacht um die Ohren zu schlagen, nur um ein paar Indizes zu prüfen, machte mich verdrießlich. Aber etwas geschah in jener Nacht.«
    »Was war es?«
    »Ich sah einige der seltsamsten und bizarrsten Leute, die mir je begegnet waren, Leute, die anders dachten und handelten als unsereiner. Es war, als ob ich erst an jenem Abend die ganze Breite des menschlichen Spektrums kennengelernt hätte. Sehr lehrreich. Seitdem bin ich öfters hier und mache meine Beobachtungen.« Er blickte zum kugelförmigen Netz der Ringkampfarena auf. »Nach einiger Zeit kommen einem die Typen nicht mehr so unheimlich und fremdartig vor. Ich bin ein einsamer Mann, in einer Stadt einsamer Menschen. Wenn man dann irgendeinen Ort findet, wo es mit der Kommunikation klappt, weil Fremde noch miteinander reden, geht man gern wieder hin.«
    »Um zu sehen, ob es jedesmal klappt?« sagte Dr. Tumwarba und nickte. »Hat es jedesmal geklappt?«
    Danil D. Appleby zuckte die Achseln. »Nicht immer. Es hängt natürlich viel von einem selbst ab, in welcher Stimmung man ist, aber man kommt schneller und leichter als anderswo ins Gespräch. Doktor Tumwarba, haben Sie irgendeine Vorstellung, warum man Sie im Hauptquartier zu sehen wünscht?«
    »Ich vermute, daß es Rydra und dieses Tonband betrifft.«
    »Nun, hoffentlich ist es kein medizinischer Grund. Sie ist eine bemerkenswerte Frau, und es täte mir leid, wenn ihr etwas zugestoßen wäre. Der Gedanke kam mir eben, weil Sie sagten, Sie seien ihr Psychiater gewesen.«
    »Ja, daran habe ich auch gedacht«, sagte Dr. Tumwarba. »Und ich muß gestehen, daß ich beunruhigt bin.«

 
5.
     
    Bevor der »Nachtfalke« landete, brachte er den Kapitän dahin, daß er ihm erlaubte, mit dem Kontrollturm zu sprechen. »Ich möchte gern wissen, wann die ›Rimbaud‹ angekommen ist.«
    »Einen Augenblick. Ich glaube nicht, daß ein Schiff mit diesem Namen gekommen ist. Ganz gewiß nicht in den letzten sechs Monaten. Weiter in die Vergangenheit zurückzugehen, würde einige Zeit in Anspruch nehmen, weil die Listen im Archiv sind.«
    »Nein danke, das wird nicht nötig sein. Das Schiff müßte in den letzten Tagen eingetroffen sein. Sind Sie sicher, daß die ›Rimbaud‹ nicht hier gelandet ist? Unter Kapitän Wong, Rydra Wong.«
    »Wong? Ich

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