Babel 17
ist nicht gut. Ein künstliches Schwerefeld um beide Schiffe hält eine atembare Atmosphäre im nächsten Umkreis fest. Und etwas Wärme, wenigstens für kurze Zeit.«
»Was ist unter etwas Wärme zu verstehen?« fragte Rydra, als sie hinter ihm zur Schleuse ging.
»Ungefähr minus fünfzig Grad«, sagte er. Er trug nur seine verschlissene Hose und Turnschuhe. »Aber wir werden nicht so lange draußen bleiben, daß wir Mäntel brauchen. Wer sich länger als eine Minute draußen aufhält, wird tot sein. Wenn Sie nicht wissen, was Sie tun sollen, bleiben Sie lieber hier.« Dann bückte er sich und legte seine Hand an ihre Wange. »Aber Sie wissen, und ich weiß. Wir müssen es gut machen.«
Vor der Schleuse hatten sich fünf Mann versammelt. Der Schlächter schickte zwei in die Schleuse und die anderen zu strategischen Punkten im Boot. Dann stieg er die Eisenleiter hinauf, schraubte die Luke des Notausstiegs auf und öffnete sie einen Spalt. Nachdem er einen Moment hinausgespäht hatte, zog er sie wieder zu.
»Bei drei öffne ich und springe hinaus«, sagte er zu den anderen. »Ihr öffnet gleichzeitig die äußere Luftschleuse und gebt Feuerschutz. Rydra, wenn ich draußen bin, besetzen Sie die Luke. Feuern Sie auf alles, was sich drüben bewegt. Klar?«
Sie nickte.
»Also los. Achtung – eins, zwei, drei!« Er stieß die Luke auf und schwang sich hinaus. Ein Schwall eisiger Kälte kam herein, aber Rydra, die hastig hinaufkrabbelte und den Kopf und ihre Hand mit der Waffe hinaussteckte, fühlte es kaum. Der beschleunigte Stoffwechsel, der Babel 17 zu begleiten pflegte, umgab sie mit einem Schild körperlicher Unempfindlichkeit. Etwas kam durch das matte, unwirkliche Licht geflogen, und sie zog ihren Kopf ein. Eine Explosion folgte, und sie identifizierte das Ding als eine Handgranate, die die Luke um einen Meter verfehlt hatte. Aus der Luftschleuse und von vorn, wo der Schlächter zur meterdicken Säule des Enterhakens sprang, kam das scharfe Zischen von Energiewaffen.
Das feindliche Boot ragte in einem Winkel von dreißig Grad in die Nacht hinaus, gleich einer unheimlichen Krabbe mit dreifachen Klauen. Achteraus erhob sich die abgeflachte Spirale der heimatlichen Galaxis wie ein riesiger, schräg in der Schwärze schwebender Teller. Schatten lagen kohlschwarz auf den glatten Rümpfen. Drüben bewegte sich eine Gestalt, kaum erkennbar im Schatten einer Stabilisierungsflosse, und bevor Rydra feuern konnte, glühte einen Meter vor ihr das Metall auf. Sie zog den Kopf ein und hörte das Feuern von der Luftschleuse, dann rief eine vertraute Stimme aus der Heckluke: »Alles klar, Schlächter, ich hab ihn.«
Rydra steckte ihren Kopf aus der Luke und sah den Schlächter zurücklaufen. Sie machte den Einstieg frei, und er kletterte herein und schloß die Luke. Er war blaugefroren und bereift, aber seine Energie schien ungebrochen, als er der Mannschaft den Befehl gab, den Enterhaken abzuschneiden und das gegnerische Boot mit Haftladungen zu zerstören.
»Was ist mit Tarik?« fragte er dann, während sie zur Brücke gingen. »Wie steht die Partie?«
Brass sagte, er habe den Steward beauftragt, Verbindung zu halten. Der Steward kam und machte ein sorgenvolles Gesicht »Die ›Dschebel Tarik‹ ist schwer beschädigt«, sagte er auf Befragen. »Die Hälfte der Leute soll umgekommen sein.«
»Dann haben die Invasoren gewonnen?«
»Nein, das nicht. Die Ciribier wurden schließlich energisch, rösteten dieses große Schwein und flogen weiter. Aber erst nachdem die ›Dschebel Tarik‹ ein Loch in der Seite hatte, groß genug, um ein Beiboot quer hineinzuschieben. Die Überlebenden haben die Schotte abgedichtet und sitzen im vorderen Drittel des Schiffs, aber sie haben keine Antriebsenergie.«
»Und was ist mit Kapitän Tarik?« fragte der Schlächter.
»Tot«, sagte der Steward.
Carlos brachte eine Flasche und Gläser. Als Brass einschenkte, kratzte es im Lautsprecher, und eine vertraute Stimme sagte: »Schlächter, wir sahen gerade, daß ihr euch vom feindlichen Boot losgemacht habt. Also seid ihr lebendig davongekommen.«
Der Schlächter nahm das Mikrophon. »Hier alles in Ordnung, Chef. Aber ich hörte, bei euch sieht es schlecht aus.«
»Es könnte schlimmer sein«, sagte Tariks Stimme. »Trotzdem ist unsere Lage nicht beneidenswert. Manche Leute haben eben alles Pech, während andere alles Glück haben; zum Beispiel Sie, Kapitän Wong. Ich hoffe, Sie werden mir eine Elegie widmen.«
Sie setzte sich neben den
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