Babel 17
wir haben die Babel-17-Sabotageversuche unterbunden. Bloß sind wir Gefangene, und wenn du uns herausbringen willst, vergiß, wer ich bin. Gebrauche, was am Ende des Bandes aufgezeichnet ist, und versuche aufzuklären, wer er ist!« Sie zeigte auf den Schlächter.
Die Starre kehrte in ihre Züge zurück. Tumwarba beobachtete die Verwandlung mit angehaltenem Atem, dann seufzte er und kehrte kopfschüttelnd ins Büro des Generals zurück. »Wer ist dieser Galgenvogel?« fragte er.
»Wir sind dabei, das festzustellen. Ein vorläufiger Bericht liegt mir bereits vor.« General Forester nahm einen Aktendeckel von seinem Schreibtisch und schlug ihn auf. »Würden Sie mir verraten, was Einaus, Algol und Fortran sind?«
»An Türen lauschen, he?« sagte Tumwarba und setzte sich auf den Besucherstuhl vor dem Schreibtisch. »Es sind alte Sprachen aus dem zwanzigsten Jahrhundert – Kunstsprachen, die zum Programmieren von EDV-Anlagen gebraucht wurden, speziell für Maschinen entwickelt. Einaus war die einfachste. Sie reduzierte alles auf eine Kombination von zwei Wörtern, ein und aus, oder auf das binäre Nummernsystem. Die anderen waren komplizierter.«
Der General nickte. »Der Bursche stieg mit ihr aus dem gestohlenen Kampfboot. Die Mannschaft erregte sich ziemlich heftig, als wir die beiden in getrennten Quartieren unterbringen wollten. Es ist etwas Psychisches. Nun, wir ließen die beiden zusammen, weil wir uns davon eine Erleichterung unserer Aufklärungsarbeit versprachen.«
»Wo ist die Mannschaft? Konnten die Leute Ihnen helfen?«
»Die? Das sind Transportleute; vernünftig reden kann man mit denen nicht. Immerhin sagten einige von ihnen aus, daß Rydra und ihr Freund, den sie den Schlächter nennen, sich auf der Herreise seltsam benahmen und niemanden an sich heranließen.«
»Ich möchte doch sehen, ob ich noch mehr aus ihnen herausbringen kann«, sagte Dr. Tumwarba. »Wo sind sie?«
»Wir haben sie hier im Hauptquartier. Wenn Sie wollen, sprechen Sie mit Ihnen.« Der General überflog ein Blatt aus seiner Akte, legte es mit einem Seufzen zurück. »Komisch. Da ist eine ziemlich detaillierte Übersicht einer Fünf Jahresperiode seiner Existenz, die mit ein paar kleinen Diebereien und Einbrüchen anfängt und sich dann zu mehreren Morden und einem Bankraub steigert. Nach seiner Festnahme verbrachte er zwei Jahre als Sträfling in Titin, entkam und setzte sich in die Specelli-Region ab.« Er schnalzte anerkennend. »Der Kerl hat was in sich. Anscheinend ging er an Bord eines Schattenschiffs. Aber vor dem Dezember einundsechzig scheint er nicht existiert zu haben. Auch ist sein echter Name unbekannt. Er wird immer nur der Schlächter genannt.«
Plötzlich tauchte der General hinter seinen Schreibtisch, suchte in einem Schubfach und kam mit hochrotem Gesicht und einem anderen Aktenordner zum Vorschein. »Kreto, Erde, Minos, Kallisto«, las er mit erhobener Stimme. »Aleppo, Rhea, Thetis, Olympia, Dis!« Seine Hand klatschte auf die Schreibtischplatte, und er blickte Tumwarba bedeutungsvoll an.
»Was ist das? Die Stationen des Schlächters, bevor er in Titin landete?«
»Genau. Und sie decken sich mit den Örtlichkeiten einer Serie von Unfällen oder Sabotageakten, die im Dezember einundsechzig begann. Wir waren gerade soweit gekommen, diese Vorfälle mit Babel 17 in Verbindung zu bringen. Wir hatten uns auf die jüngeren Zwischenfälle konzentriert, aber dann kam ein tüchtiger Ermittler auf die Idee, auch diese früheren ›Unfälle‹ noch einmal zu untersuchen. Er fand Meldungen über die gleiche Art von Sendeaktivität, wie wir sie später immer wieder beobachteten. Könnte es sein, daß Miß Wong unseren Saboteur mitgebracht hat?«
»Es könnte sein. Nur ist das da drinnen nicht Rydra.«
»Ja, das kann man wohl sagen.«
»Aus ähnlichen Gründen würde ich vermuten, daß der Herr bei ihr nicht der Schlächter ist. Das heißt, wie bei ihr ist es der richtige Körper, aber die Persönlichkeit …«
»Was wollen Sie machen, Doktor?«
»Im Moment weiß ich es noch nicht. Aber ich glaube, es ist wichtig, daß wir mehr Informationen zusammentragen. Wo finde ich Rydras Mannschaft?«
6.
»Ein stinkvornehmes Lokal!« sagte Calli, als sie im obersten Geschoß den Aufzug verließen. »Man kommt sich gleich falsch angezogen vor.«
»Ich bin jedenfalls froh, mich wieder ein wenig bewegen zu können«, sagte Mollya.
Ein Oberkellner, ganz weiße Eleganz, näherte sich lautlos auf weichem Teppich,
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