Babel 2 - Dämonenfieber
der Lage bin, auch mit wenig.« Sie hielt Babel ihre Hand entgegen, und auf der Handfläche waren winzige Symbole mit Judiths eigenem Blut gezeichnet. Es erinnerte Babel an Hennazeichnungen.
Judith ließ die Hand wieder sinken. Babel fragte nicht weiter. Sie wusste auch so, dass der Fluch Auguste galt. In einer Hinsicht hatte Judith unrecht, denn obwohl Babel keine Vorstellung davon hatte, wie sie den Fluch vollbracht hatte, so wusste sie doch, dass er dem Ombre nicht nur einen Schnupfen bescheren würde.
Auguste hatte einen großen Fehler begangen, als er annahm, Judith wäre schwach und nachsichtig. Es dauerte lange, bis ihre Schwester einem Mann etwas wirklich übel nahm, aber wenn er es einmal geschafft hatte, sie richtig zu verärgern, dann konnte sie wie eine Plage über ihn kommen.
Was immer sie ihm hinterhergeschickt hatte, es würde dafür sorgen, dass er seines Lebens nicht mehr froh wurde. Vielleicht bediente sie sich dabei ihrer Tiermagie: Krähen, die ihm die Augen aushackten, oder giftige Schlangen, die sich um seinen Hals wanden. Babel war jedenfalls froh, nicht in seiner Haut zu stecken.
Sie setzte sich neben Judith auf das ungemachte Bett, unter dem Tamys Hanteln hervorlugten, und nahm ihre Hand. Eiskalte Finger verschränkten sich mit ihren, und Babel übertrugihre eigene Wärme auf sie, bis sie spürte, dass sich Judiths Haut erwärmte.
Ein kleines Lächeln zeigte sich auf dem Gesicht ihrer Schwester. »Weißt du noch, wie du mir mal einen Schmetterling geschenkt hast?«
»Nein.«
»Aber ich. Da waren wir noch ganz klein. Ich hab fürchterlich geheult wegen irgendwas. Da hast du mir einen Schmetterling auf die Hand gesetzt.«
»Mhm. Keine Ahnung, wo ich jetzt einen Schmetterling herkriegen soll.«
Judith lachte. Es war ein dunkler Ton, aber es war ein Anfang. »Ich bin inzwischen ein bisschen größer geworden. Eine Flasche Wein tut’s auch.«
»Du willst dich betrinken?«
»Klar, hab ich mir doch verdient, meinst du nicht? Und du auch. Was soll man auch sonst machen, wenn man manipuliert, benutzt und abserviert wird? Da hilft nur eine ordentlich durchzechte Nacht!« Sie nickte bekräftigend.
Babel seufzte tonlos. »Er hat dich nicht mit Vorsatz verführt, wenigstens das muss ich ihm zugestehen. Er hat nur einfach nicht … widerstehen können.«
Ungehalten schnaufte Judith. »Nenn mich altmodisch, aber es gibt einen Unterschied dazwischen, einem Drang nachzugeben, weil sich die Gelegenheit bietet, und sich eine Gelegenheit zu schaffen. Wenn du deinen Partner in Tiefschlaf versetzt, um dann heimlich aus dem Hotelzimmer zu verschwinden, sagt das alles darüber aus, wie sehr du ihn Hebst.« Sie schnaufte wieder. »Außerdem, was hätte er dann mit dem Zombie gemacht? Ihn im Koffer versteckt?« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das Thema ist durch! Ich will keinen Mann, bei dem ich Angst haben muss, dass er mich im Schlaf erstickt, nur weil er mir dann endlich sagen kann, was ich tun soll. Dein Tom hätte so was sicher nie gemacht.«
»Tom sicher nicht«, sagte Babel und ließ den zweiten Teil des Satzes weg.
Neugierig sah Judith sie an. »Weißt du, Babel, ich hab mir überlegt, vielleicht machst du es auch ganz richtig. Ich meine, was ist besser als ein Mann …« Sie hob auffordernd die Hände.
»Zwei Männer?«, fragte Babel zweifelnd.
»Exakt!«
»Du hast bereits mit einem Mann an deiner Seite Schwierigkeiten, und jetzt kommst du auf die Idee, dass die Lösung darin liegt, es mit einer Dreiecksbeziehung zu versuchen? Glaub mir, das funktioniert nicht so einfach. Es ist jedenfalls nichts, was ich mir ausgesucht habe. Es ist einfach passiert.«
»Aber wenn es funktioniert, bedeutet es doppelt so viel Spaß. Vielleicht sollte ich das auch versuchen.«
»Ich erinnere mich daran, dass du das bereits getan hast«, erwiderte Babel trocken. »Das Wochenende auf Ibiza … Du hast mir Fotos gezeigt.«
Stirnrunzelnd sagte Judith: »Ach ja? Stimmt, du hast recht. Aber ich weiß nicht, ob man das zählen kann, immerhin waren die Jungs verwandt. Cousins oder so.«
Einen Moment lang wartete Babel noch auf die Erklärung, welchen Einfluss der Verwandtschaftsgrad auf die Anzahl der beteiligten Personen in einem Flotten Dreier hatte, aber Judith schien bereits das Interesse an ihrer neu aufgestellten These zu verlieren. Sie stand auf und besaß plötzlich wieder Ähnlichkeit mit der, die sie vor dieser ganzen Sache gewesen war.
Bis zu einem gewissen Grad war das allerdings immer auch
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