Babel 2 - Dämonenfieber
Zombie aus. Dreckig, Schürfwunden im Gesicht und an den Händen und so fahl, als würde sie jeden Moment aus den Latschen kippen.
Sein Blick wurde erst freundlicher, als sie sagte: »Ich habe Geld bei mir« und sich auf die Jacke klopfte.
Er murmelte etwas vor sich hin, drehte das Radio lauter und fuhr los, während Babel erschöpft ins Polster sank und den Kopf zurücklehnte. Im Rückspiegel verfolgte sie, wie das Fabrikgelände immer kleiner wurde, bis sie um die nächste Kurve gefahren waren und es ganz verschwand.
Die Schwere, die sich ihrer Glieder bemächtigt hatte, stammte nicht nur von dem Kampf, sondern auch von den widerstrebenden Gefühlen in ihrem Inneren. Da war dieser Triumph, weil sie wieder einmal aus einer magischen Auseinandersetzung als Siegerin hervorgegangen war. Diese Macht berauschte sie mehr, als ihr lieb war.
Und da war auch die Sorge um Judith und ihre Liebe zu Tom, die sich mit der für Sam verband – und das alles ließ sie zittern, weil sie nicht wusste, was sie damit anfangen sollte.
Wer sagt denn, dass du damit -etwas anfangen musst. Gefühle sind doch keine Werkzeuge.
Die Stimme in ihrem Kopf klang sehr nach Judith.
Einmal einen Schraubenschlüssel’, bitte, ein bisschen Liebe und ein Päckchen Angst. Verpacken Sie das alles in ein handliches Paket zum Mitnehmen, das keine Arbeit macht und keine bleibenden Schäden hinterlässt.
Das Kichern dröhnte in ihrem Schädel.
So funktioniert Leben nicht.
Ich weiß, ich hab mich nur noch nicht dran gewöhnt.
Babel schloss für eine Weile die Augen, doch nach ein paar Minuten klingelte erneut ihr Telefon. Es war Tamy.
»Alles in Ordnung?«, fragte Babel sofort alarmiert.
»Ich glaube, du solltest dringend herkommen.«
»Ich bin schon auf dem Weg.«
»Deine Schwester, sie ist schon im Auto aufgewacht. Wir sind jetzt bei mir, aber sie … verhält sich eigenartig. Ich glaube … ich glaube, sie bereitet ein Ritual vor. Sie hat sich in meinem Schlafzimmer eingeschlossen und …« Sie verstummte, und Babel hörte, wie sie durch die Wohnung ging. »Es klingt wie Vogelschreie …«
»Scheiße.« Fieberhaft überlegte Babel, was Judith vorhaben könnte.
Der Fahrer warf ihr irritierte Blicke im Rückspiegel zu, aber das scherte Babel nicht. Sie würde ihm am Ende der Fahrt sowieso die Erinnerung daran nehmen, dass sie sich je begegnet waren.
»Hör zu, du darfst auf keinen Fall zu ihr hineingehen. Ich nehme an, sie ist gerade dabei, Auguste zu verfluchen, weil er sie betäubt hat, um dem Zombie nachzugehen. Loyalitätsbrüche nimmt sie nicht gut auf. Die griechischen Erinnyen sind nichts dagegen, das kann ich dir sagen. Was immer sie vorhat, ich bin nicht schnell genug bei euch, um sie davon abzuhalten. Aber wenn du jetzt da reinmarschierst und sie hat magische Schutzwälle aufgebaut, könntest du schneller einen Herzinfarkt kriegen, als du zwinkern kannst. Ich mein s ernst, halt dich von ihr fern. Judith ist gefährlicher, als sie aussieht. Am besten verschwindest du eine Weile aus der Wohnung.«
»Vergiss es.«
»Tamy, du bist nicht für Judith verantwortlich. Und ich kann nicht für deine Sicherheit garantieren, wenn du in ihrer Nähe bleibst.«
»Ich glaube nicht, dass mir was passieren wird. Sie wird aufpassen.« Tamy klang überzeugter, als es Babel im Augenblick war.
Sie wusste, wie sich Judith fühlte; die Wut, die in ihrem Inneren brodelte, musste sie schier wahnsinnig machen. Babel hätte sich denken können, dass sie etwas unternehmen würde, sobald sie die Kraft dazu wiedergewonnen hatte. Sie war einfach nicht der Typ dafür, so etwas einfach hinzunehmen. Aber jede Magie würde schneller wirken, als Babel laufen konnte.
Teleportation gehörte leider in das Reich der Legenden.
»Bitte, Tamy, riskier nichts, du kennst meine Schwester nicht.«
»Ich kenne dich. Sie wird aufpassen.«
»Na schön, aber geh auf keinen Fall zu ihr rein, das meine ich ernst. Ich sehe zu, dass ich so schnell wie möglich bei euch bin.«
»Okay.«
Nachdem Babel die Verbindung unterbrochen hatte, sagte sie zu dem Fahrer: »Treten Sie aufs Gas.«
Erstaunlicherweise tat er sofort, was sie von ihm verlangte, sogar ganz ohne dass sie Magie anwenden musste. Vermutlich wollte er diesen seltsamen Fahrgast so schnell wie möglich loswerden.
22
Tamy öffnete die Tür. Sie sah blass aus, und ihr Haar war feucht, vermutlich hatte sie kurz zuvor geduscht. Sie trug eine alte Trainingshose mit ausgebeulten Knien und ein Tanktop, das früher
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