Babel 2 - Dämonenfieber
arbeitete, an Babels Haustür klopfte, war Babel gerade dabei, den Futternapf von Toms Dogge Urd zu putzen. Das Tier verschlang mehr Futter als jeder Elefant. Und verdaute vermutlich auch schlechter, wie gelegentliche unangenehme Gerüche bewiesen. Babel nannte die Hündin heimlich den Hund von Baskerville und ganz offen einen Speich-o-Mat , weil ihr permanent ein Speichelfaden an den Lefzen herunterhing, den sie mit Vorliebe an Babels Möbel schmierte.
Während sie die Reste von Urds letzter Mahlzeit in den Mülleimer kratzte, rief sie über die Schulter: »Komm rein!«
»He«, sagte Tamy und lehnte sich an den Türrahmen.
Die Türsteherin hatte ihre einsneunzig Körpergröße in eine schwarze Jeans und ein weißes T-Shirt gezwängt. Über ihre Schultern spannte sich wie so häufig die alte abgetragene Lederjacke, und unter einem Basecap quoll der lange Pferdeschwanz hervor, der ihr in dicken Wellen bis zum Hintern reichte.
Ein unauffälliges Anschleichen war mit Tamy so unmöglich wie mit einer Polizeisirene.
»Was machst du?«, fragte sie.
»Die alltäglichen Freuden einer Beziehung.« Babel hielt das Objekt ihrer Begeisterung in die Höhe. »Angepappte Fressnäpfe.«
Angewidert verzog Tamy das Gesicht. »Und ich dachte, eure alltäglichen Freuden bestünden darin, wie die Karnickel übereinander herzufallen.«
»Das auch, aber hab du mal ein gesundes Sexleben, wenn dir ständig eine Riesendogge dabei zuschaut!«
»Der Hund ist pervers, das sieht doch jeder.« Tamy zuckte mit der Schulter.
»Wem sagst du das. Aber Tom hängt an seinem Hund, und ich hänge an Tom, so einfach ist das. Der Hund ist Bestandteil des Pakets.«
»Wie geht’s deinem Paket denn so?«
»Tja, ich wünschte, das könnte ich dir so genau sagen. In den letzten Tagen habe ich ihn nur selten gesehen. Die meiste Zeit verbringt er bei seinen Leuten, um die Wagenburg wieder aufzubauen.«
Die Plags hatten die Wagenburg vor Wochen auflösen müssen, als Mikhail und sein Dämon den Platz mit Totenenergie verseucht hatten. Obwohl die Alben schon vor vielen Jahrhunderten Fleisch gewordenen waren, reagierten ihre Nachkommen noch immer sensibel auf magische Energien. Die in die Erde gesickerten Totenenergien entzogen ihnen Kraft und Lebensfreude. Daher musste der Platz, an dem die Zirkus-und Bauwagen standen, erst durch Rituale gesäubert werden, bevor sie ihn wieder nutzen konnten.
Babels Hilfe lehnten sie dabei jedoch ab.
Als inkarnierte Naturgeister war ihnen die Magie der Hexen höchst suspekt, weil sie darauf beruhte, die natürlichen Energien zu manipulieren. Für sie war Babel das schlechte Mädchen, das der Lieblingssohn der Familie nach Hause brachte und von dem ihm seither jeder abriet.
Wie sich herausstellte, war Tom jedoch ebenso stur wie sein Hund, wenn es darum ging, das zu bekommen, was er wollte -und Tom wollte Babel. Warum, wusste keiner so genau, am wenigsten Babel selbst.
Doch den anderen Plags erging es wie ihr: Ein Blick in diese seltsamen grünen Augen, und man war nicht mehr in der Lage, Tom etwas abzuschlagen. Daher herrschte zwischen seinen Leuten und ihr ein wackliger Waffenstillstand auf unbestimmte Zeit, der sich auch darin zeigte, dass sich keine neuen Graffitischmierereien an der Hauswand ihres Büros fanden.
Während Babel den Napf mit Wasser volllaufen ließ, spürte sie Tamys sezierenden Blick auf sich.
Seit sie der Türsteherin erzählt hatte, dass es Magie tatsächlich gab und dass sie in Wahrheit gar nicht als Personal Trainerin arbeitete, ertappte sie Tamy manchmal dabei, wie sie Babel konzentriert musterte.
Schneller als sie selbst hatte Tamy nämlich erkannt, dass die Lösung zu Babels Problem nicht darin lag, sich von der Magie fernzuhalten, die ja ein Teil von ihr war. Sie musste lernen, in kleinen Dosen damit umzugehen. Wie die Könige der alten Tage, die versuchten, durch die regelmäßige Einnahme kleiner Mengen Gift immun zu werden.
»Hast du mit ihm gesprochen?«, fragte Tamy, und ihr Tonfall machte deutlich, dass Babel gar nicht erst versuchen sollte, so zu tun, als wüsste sie nicht, was Tamy meinte.
Seit Sam wieder verschwunden war, hatten Tom und Babel nicht mehr über ihn geredet, aber geklärt war dadurch noch lange nichts. Babel wusste, dass Tom ihr die Freiheit ließ, selbst davon anzufangen, aber auch seine Geduld würde irgendwann ein Ende finden.
»Es hat sich einfach noch nicht die Gelegenheit dazu ergeben …«, murmelte Babel.
»Mit anderen Worten, du bist zu feige, um ihm
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