Babel 2 - Dämonenfieber
Tom und gab ihr einen Kuss. Dabei schaute er ihr in die Augen, und wie schon so oft wunderte sie sich darüber, dass die Existenz der Albennachkommen nicht längst aufgeflogen war. Wenn man genau hinschaute, sah man den Plags deutlich an, dass sie keine normalen Menschen waren.
Plötzlich war neben ihnen ein Räuspern zu hören. Tamy hatte sich von der Couch erhoben und verabschiedete sich mit einem knappen: »Ich hau ab.«
Tom hob die Hand, während er den Arm noch um Babel geschlungen hatte, und wieder einmal stellte sie überrascht fest, wie gut er sich mit Tamy verstand. Dabei war sie anderen Männern gegenüber eher skeptisch eingestellt. Doch für den Plag schien sie eine Ausnahme zu machen.
»Ruf mich an, wenn du Hilfe brauchst«, sagte sie noch, bevor sie Urd ein letztes Mal auf die Seite klopfte, die ihr mit hängenden Ohren nachsah.
Babel lauschte, wie die Tür ins Schloss fiel, dann wandte sie sich wieder an Tom, dessen Hände inzwischen auf ihren Hintern gerutscht waren und sich dort offenbar wohlfühlten.
»Wie geht’s voran?«, fragte sie, und er grinste schwach.
»Ganz gut. Ich denke, in zwei Wochen können wir wieder in die Wagen einziehen. Im Moment fehlt uns noch die Wasserversorgung. Die Stadtwerke haben den Hahn noch nicht aufgedreht, und es gibt noch ein bisschen Ärger mit den Nachbarn, aber das war ja nicht anders zu erwarten. Die haben gedacht, sie wären uns endlich los, und nun kommt das Pack mit den Bauwagen und der liederlichen Lebensweise zurück.«
»Ihr bedroht nun mal die Vorstellung vom ordentlichen deutschen Leben. Wer nicht in einem Haus wohnt, ist von Grund auf suspekt, das ist doch klar.«
»Von uns hat wenigstens keiner einen Dämonenpapagei.«
Beleidigt rümpfte sie die Nase. »Ehrlich, ich weiß nicht, warum jeder so auf diesem Thema herumreitet.«
»Möglichweise weil, na ja …« Er klopfte ihr auf den Hintern. »… in dem Papagei ein Dämon steckt?«
»Kleinigkeiten, Kleinigkeiten.« Sie wurde wieder ernst. »Denkt ihr, dass sich die Leute beruhigen werden?«
»Warten wirs ab. Es gab ein paar Probleme während der Nacht, verschwundene Sachen, zerschlitzte Autoreifen …« Er zuckte mit den Schultern. »Ein paar von den Jungs wollen sich auf die Lauer legen und den Verursachern eine Abreibung verpassen, aber das lässt den Streit nur eskalieren.«
Nachdenklich runzelte Babel die Stirn. Der blaue Himmel am Morgen hätte ihr wirklich eine Warnung sein sollen, er hatte einfach zu freundlich ausgesehen. Das Gefühl, dass da etwas auf sie zukam, kehrte schlagartig zurück.
Herrje ; sei doch nicht immer so ein Miesepeter. Das hält ja keiner aus.
Um sich von ihren trüben Gedanken abzulenken, fasste Babel nach Toms Hand und führte ihn aus dem Zimmer. Auf der Treppe nach oben sagte sie: »Ich glaube, wir brauchen beide eine kleine Pause.«
»Warum, was war denn bei dir los?«
»Erzähl ich dir später. Jetzt zeige ich dir erst mal, was man mit einem Taschentuch, einem Gürtel und ein bisschen Magie im Bett alles anstellen kann.«
»Ist das so eine MacGyver-Sache?«
Sie grinste. »Besser. Das hier funktioniert sogar im echten Leben.«
Er fasste sie um die Hüfte und trug sie den Rest des Wegs bis ins Schlafzimmer, wo sie für eine Weile die Welt vergaßen, während Urd vergeblich an der Tür kratzte.
4
Danach lagen sie erschöpft und zufrieden nebeneinander, und Babel lauschte ihrem eigenen Herzschlag. Ihre Hand zeichnete träge die Symbole auf Toms Brust nach, während sich sein Energienetz mit ihrem verband. Sie konnte das besondere Muster der Plags erkennen, das sich auf ihrer Haut ein bisschen wie Wasser anfühlte. In Tom waren die albischen Energien noch stark; auch das machte ihn zu etwas Besonderem.
»Sag mal, wie stark ist die albische Linie eigentlich in dir?«, fragte sie, während ihre Hand langsam nach unten wanderte.
»Was meinst du?«
»Wer sind deine Eltern? Ich weiß, dass du nicht bei den Plags aufgewachsen bist, trotzdem ist die albische Energie in dir stark.«
Er lachte leise. »Mein Großvater war ein Alb.«
»Du machst Witze.« Sie stützte sich auf einen Ellbogen und sah auf ihn hinab.
Er schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Aber es gibt nur noch wenige echte Alben, die …«
»Fleisch werden?«
»Ja. Ich meine, das ist doch höchstens hundert Jahre her. Wo ist das denn passiert?«
»Im Wasjuganmoor nördlich von Tomsk. Ganz unberührt war die Natur da zwar auch nicht mehr, es hat aber trotzdem gelangt.«
»Sibirien?«
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