Babel 3 - Geisterliebe
vielleicht nicht die raffinierteste Strategie, in ihrem Fall jedoch die schnellste. Die Zeit für Raffinesse war vorbei, und Clarissa wusste, dass Pistolenkugeln gegen die Hexen aufgrund ihrer Schutzwalle schlecht einzusetzen waren, sie würde sich hüten, auf sie zu schießen.
Babel spürte die Magie, die dem Haus seit Jahrhunderten innewohnte, auf der Haut. Es war beinahe so, als könnte das Haus sie als Eindringling erkennen. Auch Judith und Maria spürten die fremden Energien und verzogen die Gesichter. Aber Babel spürte auch ihre eigene Magie in jeder Zelle pochen.
In der Halle standen ihnen Nikolai und die Zwillinge gegenüber. Das war nicht anders zu erwarten gewesen. Sie waren das Kanonenfutter, die Taktik eines Feiglings. Clarissa würde sich in ihr Magiezimmer zurückziehen und ihre stärksten Kinder zum Schutz um sich sammeln. Ihr Enkel, der nach seiner Begegnung mit Babel kaum noch Magie besaß, und die beiden angeheuerten Hexen waren Clarissa im Grunde egal.
Nikolai steckte die Furcht vor Babel noch immer sichtlich in den Knochen. Er wirkte wie ein Tier in der Falle und sein Blick huschte nervös zwischen ihnen hin und her. Beinahe verspürte sie Mitleid mit ihm, aber das konnte sie sich nicht leisten. Das geringste Zögern konnte die Entscheidung über Sieg und Niederlage bringen. Außerdem hatte er seine Entscheidung getroffen, als er bei seiner Großmutter geblieben war, obwohl er wusste, was sie tat.
Mit den Zwillingen lag die Sache anders.
Sie brannten auf ihre Revanche. Wenn es ihnen gelingen würde, die Oberhand im Kampf zu erhalten, würden sie mit Babel und Judith kurzen Prozess machen. Ihre Energie war mit der des Hauses lose verbunden worden, so dass auch sie auf seine Magie zurückgreifen konnten.
„Ihr habt es einfach nicht begriffen, oder? Einmal Dresche bekommen, und jetzt wollt ihr mehr?“
Sie bekam keine Antwort, nur einen fiesen magischen Schlag gegen den Kopf, der sie nach hinten zucken ließ.
Sie haben einiges dazugelernt, seit dem letzten Mal.
Es war besser, wenn weder Judith noch sie selbst mit ihnen kämpften, dann blieb das Überraschungsmoment. Babel wusste, dass sie es schaffen musste, nach oben zu kommen. Mit dem Empfangskomitee konnte sie sich nicht erst auseinandersetzen.
Maria schien zu spüren, was sie dachte, denn sie sagte bestimmt: „Nimm Sam und Judith mit nach oben, um den Rest kümmern wir uns.“ Dann packte sie Tom und Tamy an den Handgelenken und übertrug einen Teil ihrer Magie auf sie.
Überrascht kniff Tamy die Augen zusammen, für sie musste es sich anfühlen, als hätte sie Koffein direkt in die Blutbahn injiziert bekommen. Ihre Hände begannen zu zittern und sie ballte sie zu Fäusten.
Vielleicht verstehst du mich jetzt besser.
Für Tom war es anders. Er konnte die magischen Energien, die seinen Körper durchdrangen, noch deutlicher spüren. Für ihn musste es sich anfühlen, als würde jemand das Erbe seiner Vorfahren zum Leben erwecken. Sein Energienetz leuchtete bunt auf und nahm Babel mit seiner Schönheit beinahe den Atem. Trotz der Ohrringe, der Tätowierungen und der Lederhose wirkte er wie eines dieser übernatürlichen Wesen, von denen er abstammte.
Er wehrte sich nicht gegen die Hexenmagie, auch wenn sie ihm fremd war, denn er wusste, dass Maria ihm helfen wollte.
Die Zwillinge fassten sich an der Hand, machten aber keine Anstalten, den Weg nach oben zu versperren. Die Treppe war frei und Babel ahnte auch, warum. Sie hatten sicher die Anweisung bekommen, Babel nach oben durchzulassen, denn wenn sie hier unten mit den anderen aufgeräumt hatten, sollten sie Babel den Rückweg versperren und sie einkesseln. Es war ein ebenso simpler wie effizienter Plan – vorausgesetzt, Maria würde verlieren.
Im Vergleich zu den anderen Hexen wirkte ihre Mutter schwächer, aber sie war erfahren und hatte ihren Anteil an Auseinandersetzungen mit anderen Hexen gehabt. Sie war ein bisschen wie diese Straßenhunde, denen schon ein Ohr fehlte und die hinkten, aber im Kampf zäh und einfallsreich waren.
Du kannst sie nicht alle gleichzeitig beschützen, tu einfach deinen Teil und lass sie ihren erledigen.
Babel nickte Judith zu, dann setzte sie sich in Bewegung. Sie warf einen letzten Blick zu Tom, der ihr ein kurzes Grinsen schenkte und dann auf Nikolai zustürmte, der ein Schnappmesser in der Hand hielt, dessen Klinge mit einem lauten Klicken aufsprang.
Judith und Sam folgten ihr.
Babel sah sich nicht um, sie rannte die Treppe hinauf, die Blicke
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