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Babel 3 - Geisterliebe

Babel 3 - Geisterliebe

Titel: Babel 3 - Geisterliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Winter
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der Personen auf den Ölgemälden, die überall hingen und von der Familiengeschichte erzählten, schienen ihr zu folgen. Wie Dreck blieb die Energie der anderen Hexen an ihr kleben, aber davon ließ sie sich nicht beirren. Das war eben so, wenn man in das Haus einer anderen Hexe eindrang, sie hatte ja gewusst, worauf sie sich einließ.
    Die Symbole auf ihrer Haut begannen sich zu erhitzen, bis sie fast glühten. Babels Wut nährte ihre Magie und das getrocknete Blut verdampfte langsam zu einem schwachen Dunst.
    Jetzt war sie bereit für die Auseinandersetzung mit Clarissa, es gab kein Zurück mehr, denn die Magie verselbstständigte sich und brauchte ein Ziel, auf das sie gerichtet werden konnte. Mit jedem Schritt färbten sich die Stufen dunkler und an der Wand löste sich die wertvolle Stofftapete. Selbst die Ölgemälde begannen, Blasen zu weifen.
    Geschieht euch recht.
    Babel musste nicht lange suchen, um zu erkennen, in welcher Richtung das Magiezimmer lag. Wie Wasser flossen die Energien den breiten Flur entlang auf sie zu. Sie spürte, wie ihre Schritte schwerer wurden, aber sie bremste das Tempo nicht. Von unten waren die ersten Schreie zu hören. Es war Tamys Stimme, und Babel sah, wie Judith zögerte.
    Nur kurz, nur einen Moment, dann senkte sie den Kopf und lief weiter.
    Ich weiß, wie du dich fühlst, dachte Babel, und strich flüchtig mit der Hand über Judiths Arm.
    Doch die nickte nur grimmig und murmelte: „Lass Sam und mich zuerst reingehen. Sieh einfach zu, dass du zu Clarissa durchkommst. Wenn sie fällt, geben die anderen auf.“
    Es war ein bisschen wie beim Football. Die erste Linie versuchte, den Gegner in Schach zu halten, damit der Quarterback zum Zug kam.
    Die Tür am Ende des Flurs stand offen. Sam betrat den Raum als Erster, über seinen Kopf hinweg flogen Judiths Krähen, die sich auf die am nächsten stehende Person stürzten: Lorelei, Clarissas Tochter.
    Die Hexe hatte gerade noch genug Zeit, die Arme nach oben zu reißen und einen Schutzwall aufzubauen, als die Vögel auch schon dagegen anflogen. Immer wieder und wieder pickten ihre Schnäbel gegen die magischen Energien, die Lorelei umgaben – und waren so Judiths Waffe.
    Ihre Schwester blieb in der Tür stehen und hielt sich rechts und links am Türrahmen fest. Sie konzentrierte sich darauf, Loreleis Netz zu zerstören, während Sam sich auf Anatol stürzte, der wie ein Schild vor seiner Mutter stand. Der Ausgang dieser Auseinandersetzung war ungewiss. Sam hatte zwar bereits Hexen besiegt, aber Anatol war stark.
    Babel tauchte unter Judiths Arm hindurch und wurde bereits von einer magischen Welle erfasst, die sie wie eine heftige Bö erfasste. Doch sie tat keinen Schritt zurück.
    Der Raum war nicht groß, er war ganz weiß gestrichen und der Fußboden bestand aus Schiefersteinplatten, auf denen sich leicht Symbole mit Kreide aufzeichnen und wieder entfernen ließen. Der Fußboden und ein Teil der Wände waren übersät von komplizierten Runen und Bildern, aus denen Clarissa ihre Macht zog. Sobald Babel einen Fuß darauf gesetzt hatte, begannen die Symbole, ihre Arbeit zu tun und sie anzugreifen. Wie bissige Hunde schnappten sie nach ihr, gruben sich tief in ihre Energiebahnen und arbeiteten daran, das Netz auseinanderzureißen.
    Clarissa selbst stand an der gegenüberliegenden Wand. Gekleidet in einen grauen Hosenanzug, auf dem ebenfalls Symbole gestickt waren.
    Mein Gott, kommt überhaupt irgendetwas von dir?, dachte Babel und tat einen weiteren Schritt nach vorn, während um sie herum das Chaos tobte.
    Sam war es gewohnt, seine Kämpfe körperlich auszutragen, doch der kleine Raum gab ihm kaum Spielraum, da er Babel nicht in die Quere kommen sollte. Sie erkannte, dass er nicht mehr zu bremsen war, seine Augen glühten, seine Haut leuchtete schiefergrau und sein schönes Gesicht hatte alles Menschliche verloren. Was immer es auch war, das jetzt die Oberhand in ihm hatte, es kannte keine Gnade.
    Das musste auch Anatol begriffen haben, denn seine Magie brannte heiß in Babels Energiebahnen, als sich die Männer aufeinander stürzten. Wie eine Bestie mit Klauen und Zähnen riss und kratzte Sam über die unsichtbare Barriere, die den Hexer schützte. Grauer Rauch stieg auf, es roch nach verbranntem Fleisch. Immer schneller schlug Sam zu, es klang, als würde eine Hacke über eine Schieferplatte gezogen.
    Es lief auf die Frage hinaus, ob Sam es schaffen würde, Anatols Schutzschilde zu durchbrechen, bevor ihm der Hexer die Haut vom

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