Babel 3 - Geisterliebe
abgewaschenen Hundenapf, und lehnte sich an den Türrahmen. Als sie ihn dort so stehen sah, unversehrt und lebendig, ging sie ohne ein Wort auf ihn zu und schlang die Arme um ihn.
Wenn ihm etwas passiert wäre …
„Nicht, dass ich mich über die Begrüßung beschwere, aber ist etwas passiert?“, fragte er amüsiert, doch sein leises Lachen verstummte, als sie sich nur langsam wieder von ihm löste. Sie lehnte die Stirn an seine Brust und erzählte ihm mit geschlossenen Augen von Karl und Tamys Wohnung und was das für sie alle bedeutete. Dabei hüllte sein Geruch sie ein und beruhigte ihren rasenden Herzschlag.
„Das tut mir leid“, murmelte er und drückte sie fester an sich. „Auch, dass du dir Sorgen gemacht hast. Ich hab vergessen, mein Handy nach dem Termin wieder anzuschalten.“
Sie küsste ihn kurz, aber fest, und trat einen Schritt von ihm zurück, weil Mo durch die Tür kam und Tom auch ihm einen besorgten Blick zuwarf.
„Alles klar bei dir?“
Mo nickte, aber er wirkte alles andere als glücklich. Babel seufzte. Der Junge hatte es wirklich nicht einfach, in den letzten Monaten musste er zu oft erleben, wie Menschen verletzt wurden, an denen er hing. Irgendwann würde er noch glauben, es läge an ihm. Sie wusste, dass Tom sich für ihn verantwortlich fühlte, selbst nachdem Mo bei Karl eingezogen war. Es gefiel ihm nicht, dass Mo nicht wieder zu den Plags in die Wagenburg zurückging, aber Mo ließ in dieser Hinsicht nicht mit sich reden.
Babel winkte sie in die Küche, wo sie Kaffee aufsetzte, weil die Aufregung, die Angst und auch die Wut der letzten Stunden ihre Kräfte aufgebraucht hatten und sie beinahe etwas wie Muskelkater in den Gliedern spürte. Schweigend setzten sie sich an den Tisch, während Urd knurrend durch das Haus lief, auf der Jagd nach wer weiß was.
„Ich hasse es, das zu sagen, aber du solltest deine Leute warnen“, sagte Babel nach einer Weile zu Tom. „Clarissa wird versuchen, sie irgendwie in Schwierigkeiten zu bringen, um einen Keil zwischen dich und mich zu treiben.“ Sie fuhr sich erschöpft mit den Händen durchs Haar. „Und wenn sie erst mal erfahren, dass gerade ein Hexenkrieg vor der Tür steht, werden sie auch endlich die Bestätigung erhalten, auf die sie schon so lange gewartet haben: dass ich nur Unglück bringe.“
Sie wusste, dass sie bitter klang, obwohl sie wenig Grund dazu hatte. Tom hatte sich vom Gerede seiner Leute nie davon abhalten lassen, mit ihr zusammen zu sein, selbst dann nicht, als sie ihm gestanden hatte, noch immer an Sam zu hängen.
Dabei konnte sie es den Plags nicht mal übelnehmen, wenn sie Tom vor ihr warnten. Alle warteten darauf, dass Babel sich endlich für einen der beiden entschied, den Plag oder das Dämonenkind, aber so einfach war das nicht. Sie hatte ja auch nie gesagt, dass Sam bei ihr einziehen sollte, er war nur einfach nicht gegangen!
So einfach machst du es dir, ja? Als könntest du ihn nicht dazu zwingen zu gehen, wenn du wirklich wolltest.
Das Erstaunlichste an der ganzen Sache war, dass Tom und Sam sich noch nicht erschlagen hatten. Stattdessen belauerten sie sich wie zwei Kampfhunde, kurz bevor man sie von der Leine ließ. Während Tom bei ihr im Bett schlief, hatte es sich Sam auf dem Dachboden gemütlich gemacht, auf dem ein altes Bett stand. Seit zwei Wochen schlichen sie alle drei umeinander herum, was zu einer seltsamen Routine geführt hatte, allerdings auch dazu, dass Babel und Tom nur noch Sex am Tag hatten, wenn Sam in der Boxhalle war, die ihm gehörte, und sich um seine Geschäfte kümmerte. Wann immer Tom in der Nacht die Hand nach ihr ausstreckte, für mehr als eine flüchtige Berührung, versteifte sie sich, weil sie genau wusste, dass Sam durch ihre magische Verbindung spüren konnte, was sie empfand. Dass es so nicht weitergehen konnte, wusste sie.
„Ich glaube nicht, dass wir sie dazu überreden können, gegen Clarissa etwas zu unternehmen“, sagte Tom in ihre Gedanken hinein und betrachtete Mo nachdenklich.
Der kleine Plag schüttelte ungehalten den Kopf, als wusste er, was Tom durch den Kopf ging. „ Vergiss es, ich gehe nicht zurück.“
„Es sind deine Leute, Mo. Wir Plags sollten nicht allein leben.“
„Du lebst auch nicht mehr dort.“
„Das ist etwas anderes.“
Mo lachte fies und verschränkte die Arme. „Ich kann nicht fassen, dass du das gerade gesagt hast, ehrlich. Ausgerechnet du!“
„Sei vernünftig, du warst seit Monaten nicht mehr bei ihnen. Sie vermissen
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