Babel 3 - Geisterliebe
mochte, wurde jetzt zum Problem, wenn er die Situation nicht ernst nahm.
„Bitte, Tom. Ich sage das nicht zum Spaß. Clarissa ist gefährlich und sie hat sich gut überlegt, was sie hier tut. Sie hat bereits einmal jemanden von außerhalb dazu geholt, um die Toten auf Judith zu hetzen, wer weiß, was sie noch ausheckt.“
Es dauerte einen Moment, bis er antwortete, aber an seinen Wangenmuskeln konnte sie sehen, wie sehr er sich zusammenriss. „Meinetwegen“, gab er irgendwann nach. „Aber er bleibt im Wagen sitzen, während ich mit ihnen rede. Ich will nicht, dass er die anderen durcheinander bringt.“
„Würde mir nie einfallen.“
Wieder maßen sich die beiden Männer mit Blicken. Babel wusste genau, dass Sam seine Hilfe nicht aus Nächstenliebe angeboten hatte, sondern um bei ihr Pluspunkte zu sammeln – und an der Art, wie er grinste, war ihm auch bewusst, dass er durchschaut wurde. Doch wie immer machte es ihm nichts aus.
Ein paar Mal atmete Babel tief durch. „Während ihr unterwegs seid, werde ich herausfinden, wer von den anderen Hexen noch in der Stadt ist und wie sich die magischen Energien verteilen.“
Tom nickte, bevor er Babel kurz auf den Scheitel küsste, dann pfiff er Urd an seine Seite und klopfte Mo auf den Rücken, der ihm skeptisch nachsah, als Tom die Küche verließ. Sam folgte ihm, allerdings nicht, ohne Maria vorher zuzuzwinkern.
Und dann war Babel plötzlich mit ihrer Mutter allein in der Küche – nur mit Mo als Barriere zwischen ihnen.
„Warum gehst du nicht meine Tasche nach oben bringen“, sagte Maria zu Mo, der unschlüssig im Raum stand.
Welche Tasche? Und warum nach oben?
„Sie steht draußen im Flur.“
Mo zuckte mit den Schultern und schlurfte hinaus, wahrscheinlich froh darüber, irgendeine Aufgabe und damit etwas Ablenkung erhalten zu haben.
„Du kannst nicht hier wohnen!“
Maria zog die Augenbraue hoch.
„Ich meine …“ Babel war ja nicht ohne Grund mit sechzehn von zuhause ausgezogen. „Ich habe nicht genug Betten …“
„Du hast ein Gästezimmer.“
„Einen Dachboden.“
„Mit einem Bett.“
„In dem Sam schläft.“
„Interessant.“
„Er ist nur Gast …“
„Wenn du es sagst, Babel. Quartier ihn auf der Wohnzimmercouch ein.“
Maria setzte sich an den Tisch und zog Babel auf den Platz neben sich. „Hör zu, Babel, ich weiß, dass es in der Vergangenheit Spannungen zwischen uns gegeben hat, aber jetzt sollten wir zusammenhalten. Du brauchst mich jetzt. Ich bin nicht hier, um mich in dein Leben einzumischen.“
Das glaube ich keine Sekunde.
„Weiß Vater, warum du hier bist?“
Maria senkte kurz den Blick. „Nun ja, er ist clever, er kann sich seinen Teil wohl denken.“
„Mit anderen Worten, er hat keine Ahnung, wie schlimm die Dinge wirklich stehen.“
„Ich sah keine Veranlassung, ihn unnötig zu beunruhigen, sonst hätte er darauf bestanden, mitzukommen. Und ein Hexenkrieg ist in seinem Alter nicht unbedingt das Gesündeste.“
Babel verzichtete darauf, ihrer Mutter zu erklären, dass sie lediglich vier Jahre jünger war als ihr Mann. „Na schön, dann bleib. Aber misch dich nicht in meine Angelegenheiten ein. Ich meine, mit Tom und Sam.“
Maria lächelte, und Babel schüttelte den Kopf. Es würde eine Katastrophe werden, sie wusste es genau.
„Ich muss in den Keller, um ein Ritual durchzuführen …“
„Ich komme mit. Vielleicht sehe ich etwas in den Mustern, das dir entgeht.“
Babel überlegte einen Moment und nickte dann widerwillig, während sie sich schon erhob. Im Flur blieb sie an der Treppe stehen und rief zu Mo hinauf: „Wir gehen für ein Ritual in den Keller, bleib oben.“
„Okay“, kam es von oben, aber Mo würde sowieso zusehen, dass er sich soweit wie möglich von ihnen fernhielt, wenn sie ihre Kräfte aktivierten. Es war eine Sache für ihn, Babel zu mögen, eine ganz andere, bei ihr zu sein, wenn sie zauberte. Das war dem Plag unangenehm.
Gerade, als sie die erste Stufe hinabgehen wollte, spürten sie beide Judiths magisches Netz, kurz bevor es an der Tür klopfte.
„Komm rein!“
Wenigstens werde ich nicht die Einzige sein, der Mutter auf die Nerven fällt.
Judiths Gesichtsausdruck ähnelte wohl dem, den auch Babel beim Anblick ihrer Mutter getragen hatte.
„Mutter!“
„Hallo, Judith.“
Ihre Schwester warf Babel einen beinahe panischen Blick zu.
Warum soll ich die Einzige sein, in deren Leben sich Mutter einmischt, das ist doch nur fair.
„Sie müssen Tamy sein“,
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