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Babel und Bibel

Babel und Bibel

Titel: Babel und Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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»Menschenseele« tragen.
    Scheik
(ohne auf Babels Worte zu achten):
    Auf weißem Alabaster von Martū!

     
    (auf die Bank zeigend)
     
    Auf diesem hier, auf ihrem Lieblingsplatz!
     
    (nimmt Babel bei der Hand, führt ihn bis an die erste Kulisse links, vor welcher Mārah Dūrimēh verborgen sitzt, und deutet da hinaus in das Freie)
     
    Sie ging zum Beten stets nur diesen Weg Und bei der Rückkehr gleich zum Alabaster,
    Um auszuruhn vom Gange nach der Höhe.
    In letzter Zeit ist es mir oft gewesen,
    Als sei sie nur zum Beten fortgegangen,
    Als müsse sie nun wiederkommen – – – jetzt – – –
    An jedem Augenblick – – – da ist sie schon! – – –
    Und stracks zum Alabaster gehen – – – so!
     
    (tut, als ob er Bēnt’ullāh sei, und geht in gerader Richtung nach der Bank hin. Da fällt sein Blick auf Schēfakā. Er schreit auf):
     
    Allāh, Allāh! Da steht sie! Bēnt’ullāh!
    Schēfakā
(läßt den Vorhang, den sie in der Hand gehalten hat, hinter sich fallen, kommt näher):
    Ich bin »die Seele«, doch nicht Bēnt’ullāh,
    Die höher stand, als Seelen stehen können.
    Verzeihe mir! Ich wollte dich erfreuen!
    Scheik:
    Nicht Bēnt’ullāh – – –! Die Seele – – –! Nur die Seele!

    Und doch – – –
     
    (aufatmend)
     
    es war ein Schreck, ein großer Schreck!
     
    (rafft sich zusammen)
     
    Schēfakā
(aufmunternd):
    So sammle dich, und schau die Seele an!
    Gefällt sie dir?
     
    (dreht sich einige Male um und um vor ihm, bleibt dann stehen und fordert ihn dringend auf)
     
    So sage, was du denkst!
    Scheik
(der sich wieder gefunden hat, die gewichtige Seide ihres Gewandes mit der Hand prüfend):
    Beinahe Bēnt’ullāh, nur kleiner – – – kleiner.
    Wird es dir nicht zu schwer, die Last zu tragen?
Vierzehnter Auftritt
    Die Vorigen.

    Der Scheik der Todeskarawane erscheint im Hintergrunde, wird aber zunächst nicht bemerkt.
     
    Schēfakā:
    Es hindert mich. Ich kann mich nicht bewegen,
    Und wenn ich das nicht tu, so hört man nichts.
     
    (sie versucht, majestätisch hin und her zu gehen, was ihr aber nicht gelingt. Sie hebt dabei das Kleid hoch auf. Man hört bei jedem Schritte die Spangen klirren, weil sie stampft. Sie rezitiert dazu)
     
    »Wenn du wie eine Fürstin vor mir schreitest,
    Klingt dir am Fuß die Spange von Sirgūlla.«
    Sie klingen wirklich, Scheik, die goldnen Spangen.
     
    (stampft)
     
    Jedoch die Majestät, die fehlt mir noch.
    Drum gib mir deinen Arm, und führe mich.
    Du bist der Geist; da bringe ich es besser.
     
    (sie zieht ihn mit sich fort und geht mit ihm mißlungen-stolzen Schrittes auf und ab. Er findet sich hinein und denkt an das Gewand, welches er als Modell zum »Geiste« getragen hat. Indem er die
    einzelnen Teile desselben nennt, beschreibt er sie durch lebhafte Handbewegungen)

     
    Scheik
(mit hoher Würde hin und her schreitend):
    Ich bin der Geist, im Mantel von Elissa!
    Schēfakā
(versucht, es ihm nachzumachen):
    Und ich die Seele! Gold aus Babylon!
    Scheik:
    In königlicher Mārakānda-Seide!
    Schēfakā:
    Mit Steinen, die Schamūramāt einst trug!
    Scheik:
    Im Haar den Götterreif von Ēridū!
    Schēfakā:
    Mit zauberschweren Āltupīrti-Ketten!
    Scheik:
    Ein Gürtel von geweihter Schlangenhaut!
    Schēfakā:
    Und Perlen aus der Zeit der Sündenflut!
    Scheik:
    Und endlich gar die scharfe Sūri-Klinge!
    Schēfakā
(ihn nach dem Alabaster führend):
    Und bin ich müd, so winkt mir süße Ruhe
    Auf weißem Alabaster von Martū,
    Auf dem ich wie ein holder Königstraum
    Aus Āgadī zu euch hinüberschlummre.
     
    (legt sich hin)
     
    Da liegt der Traum!

     
    (sieht dabei nun den Scheik der Todeskarawane, richtet sich schnell wieder auf, deutet nach ihm und ruft)
     
    Ein Fremder dort, ein Fremder!
    Scheik
(greift, als er den sehr ärmlich Gekleideten sieht, nach der Peitsche):
    Wer bist du, Mensch?
    Babel:
    Wer brachte dich hierher?
    Scheik der Todeskarawane:
    Ich bin der Scheik der Todeskarawane.
    Schēfakā
(in heftigem Schreck):
    Der Scheik der To – – – Allāh beschütze uns!
     
    (eilt zu ihrem Vater und duckt sich hinter ihm nieder. Während die »Seele« sich derart in den Schutz der »Wissenschaft« flüchtet, verschwindet in demselben Augenblicke Mārah Dūrimēh, nur von den Zuschauern gesehen, von ihrem Platze und deutet damit an, daß nun ein selbständiger, mündiger Geist in die Handlung einzugreifen beginnt. Der Scheik der Todeskarawane wird durch den Anblick dessen, was er hier so plötzlich vor

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