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Babel und Bibel

Babel und Bibel

Titel: Babel und Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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genügend,
    Doch wenn ihr wollt, so kann ich sie vermehren.
    Als ich sie hörte, rief ich ohne Säumen
    Das Īmamāt der Ān’allāh zusammen,
    Bestehend aus den folgenden Personen:
    Imām
(steht auf):
    Ich, der Imām, ich bin der heilge Glaube.
     
    (setzt sich wieder)
     
    Kādi
(steht auf):
    Und ich, der Kādi, bin das heilge Recht.
     
    (setzt sich wieder)
     
    Babel
(steht auf):
    Ich, Babel, bin die heilge Wissenschaft.
     
    (setzt sich wieder)
     
    Hākawāti
(steht auf und wird dabei von Schēfakā unterstützt):
    Und ich, ich bin der alte Hākawāti,
    Die heilge Sage und das heilge Märchen
     
    (setzt sich mit Hilfe von Schēfakā wieder nieder)
     
    Scheik:
    Und ich, der Scheik, ich bin die heilge Macht,
    Die ich symbolisch in die Peitsche lege, Um anzudeuten, was ich will und

     
    (klatscht)
     
    kann!
    Schēfakā
(nach dem »Teppich der Rede« eilend und von da in wichtigem Tone heruntersprechend):
    Und ich bin Schēfakā – – –
    Kādi
(in komischem Entsetzen, sie unterbrechend):
    Das Schreckenskind!
    Schēfakā:
    Bin Babels Tochter – – –
    Imām
(gutmütig feierlich):
    Sein Modell zur »Seele«!
    Schēfakā:
    Darf nicht mit raten und darf nicht mit reden
    Und rede aber doch, so oft ich will!
    Zum Beispiel jetzt ruf ich als eure Seele:
    »Das Morgenland nur für das Morgenland!«
     
    (steigt vom »Teppich der Rede« herab)
     
    Imām:
    Sie hat gelauscht!
    Kādi:
    Das tut sie stets!
    Schēfakā:
(legt beteuernd die Hände auf die Brust):
    Nicht immer!

    Doch dieses Mal gestehe ich es ein.
     
    (den Arm hebend, begeisternd)
     
    »Das Morgenland – – –
    Scheik
(mit erhobener Stimme einfallend):
    Nur für das Morgenland!«
    Alle
(jubelnd, durcheinander):
    »Das Morgenland nur für das Morgenland!«
     
    (man hört die Gebetsbretter hinter der Szene läuten. Die Stimme des Vorbeters erschallt)
     
    Schēfakā:
    Der Schwarze kommt!
    Kādi:
    Wir werden unterbrochen!
    Scheik:
    Das Nachmittaggebet!
    Imām:
    Wir beten mit!
    Scheik:
    Und fahren dann in unsern Rate fort!
Zweiter Auftritt
    Die Vorigen. Der schwarze Vorbeter. Hinter ihm seine Adjuvanten. Er läutet die Gebetsbretter und singt dazu auf einem und demselben hohen Tone:

     
    Heeehhh alas salāh! Heeehhh alal = felāh! Auf zum Gebete! Auf zum Heile! Heeehhh alas salāh! Heeehhh alal = felāh! Allāh akbar! Allāh hu!
     
    Hierauf kniet er nieder, hinter ihm die Adjuvanten auch. Sie beginnen ihr schreckliches Ūmehā, und alle Anwesenden fallen ein, nur Schēfakā ausgenommen. Als es genugsam wiederholt worden ist, steht der Neger mit seinen Adjuvanten auf. Sie falten alle die Hände, und er spricht: »Laßt uns die heilge Fāt’ha beten!« Hierauf rezitiert er:
     
    »Im Namen des allbarmherzigen Gottes! Lob und Preis sei Gott, dem Weltenherrn, dem Allerbarmer, der da herrschet am Tage des Gerichtes! Dir wollen wir dienen, und zu dir wollen wir flehen, auf daß du uns führest den rechten – – –«
     
    Er kommt nicht weiter, denn der Scheik eilt von seinem Throne herbei, auf ihn zu, knallt ihm die Peitsche vor das Gesicht und ruft zornig:
     
    Scheik:

    Was fällt dir ein, du Wurm, du Laus, du Milbe!
    Wasch dir den Mund mit Seife von Ischnān,
    Doch wage niemals, so mit Gott zu sprechen,
    Als ob er wenigstens dein Freund und Vetter,
    Wohl gar der Onkel deiner Tante sei!
    Du hast nach meinem Formular zu beten, Kein Wort hinzu und keines davon weg;
    Allāh ist Herr, und was ich will,
     
    (klatscht mit der Peitsche)
     
    geschieht!
    Ich weiß es wohl: Seitdem in unserm Schlamme
    Das Christentum nach Heidengöttern gräbt
    Und so ein »Baal« kaum zehn Piaster kostet,
    Ist auch Allāh im Preis bei euch gesunken.
    Da schreit nun jeder Esel stracks zum Himmel,
    Indem er meint, die Allmacht habe sich
    In allerhöchster, eigener Person
    Direkt um seinen Häcksel zu bekümmern.
    Doch aber uns, vom heilgen Īmamāt, Die wir allein, allein berufen sind,
    Die Seligkeit im Volke zu verteilen,
    Uns will man plötzlich überflüssig finden!
     
    (zu Allen)
     
    Ich sage euch, Allāh soll wieder steigen,
    So hoch, so hoch, daß euch die Lust vergeht, Nach ihm zu pfeifen, wie es euch beliebt!

     
    (zum Vorbeter)
     
    Ich will das Ūmehā noch einmal hören!
     
    (der Schwarze kniet wieder nieder, seine Adjuvanten mit ihm. Das Ūmehā wird wiederholt, samt den Verbeugungen. Der Scheik schlägt mit der zusammengelegten Peitsche den Takt dazu, gibt nach einiger Zeit das Zeichen, aufzuhören und fährt dann fort)
     
    Es mag genügen! Merkt

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