Babson, Marian
sie jedoch auch an
diesem Morgen nicht in der Lage gewesen, ihr Arbeitszimmer zu betreten.
Stattdessen hatte sie im Haus dieses und jenes getan und sich vorgenommen, am
Nachmittag wiederzuschreiben.
»Es sieht
grässlich aus«, ließ Macho sie genüsslich wissen. »Gordie hat es nicht
abbekommen, sondern nur die Farbe verschmiert. Das >Leichenschauhaus<
kann man immer noch lesen, und es sieht schlimmer aus als vorher. Dorian wird
explodieren, wenn er das sieht.«
»Oh, das ist
schön.« Freddies Laune besserte sich ein wenig. »Alles, was Dorian auf die
Palme bringt, gefallt mir. Ich muss nachher unbedingt vorbeigehen und mich an dem
Anblick erfreuen.«
»Dann wird
Gordie wahrscheinlich schon wieder daran arbeiten«, sagte Macho. »Ich vermute,
er hat gestern Abend nur so lange geschuftet, wie Dorian dabeistand und auf ihn
aufpasste. Sobald Dorian weg war, wird er auch Schluss gemacht haben. Ich kann
es ihm nicht verübeln.«
»Aber Dorian
wird das tun«, hielt Lorinda dagegen. »Der arme Gordie wusste nicht, worauf er
sich da einlässt. Das Jobangebot muss ziemlich verlockend gewesen sein.«
»Wie bei
Betty«, ergänzte Freddie. »Allerdings bin ich bei ihr froh, dass sie so langsam
lernt, sich zur Wehr zu setzen und nicht alles mitzumachen.«
»Nimm noch
einen Muffin«, drängte Macho.
»Ich habe doch
den ersten noch gar nicht aufgegessen«, erwiderte Lorinda. »Aber ich nehme noch
einen Kaffee. Nein, bleib sitzen. Den hole ich mir selbst. Sonst noch jemand?«
»Na ja, wenn
du schon stehst ...« Freddie hielt ihr die Tasse hin.
»Oh ...« Etwas
in einiger Entfernung ließ Lorinda aufmerksam werden, als sie am Fenster
vorbeiging. »Da kommen die Katzen.«
»Genau rechtzeitig
zum Essen«, merkte Freddie an. »in dem Punkt ist auf diese Bande wirklich
Verlass.«
»Sie ... sie
bringen irgendwas mit.« Lorinda kniff die Augen zusammen, um zu erkennen, um
was es sich handelte. Hätt-ich´s ging voran, sie hatte etwas Blasses, Hauchdünnes
im Maul. »Sieht so aus, als hätten sie Schmetterlinge gefangen.«
»Schmetterlinge?
Um diese Jahreszeit?« Lorinda hörte wie Stühle zurückgeschoben wurden, und im
nächsten Moment gesellten sich Freddie und Macho zu ihr.
»Irgendwas
haben sie erbeutet ... wahrscheinlich etwas, was sie gar nicht erbeuten
sollen.« Macho ging zur Hintertür und öffnete sie. »Was habt ihr da, ihr
kleinen Strolche?«
Roscoe kam zu
ihm geeilt. Es war sein Haus, und es war sein Mensch, der ihm die Tür aufhielt.
Er trug von allen den größten Schmetterling im Maul, nur hatte Freddie recht
gehabt: Es war kein Schmetterling. »Nein ...«, hauchte Freddie. »Bitte nicht.«
»Leg das hin, Roscoe«, forderte Macho ihn mit zitternder Stimme auf. »Zeig
Daddy, was du da hast.«
Hätt-ich's und
Bloß-gewusst gingen an Roscoe vorbei und strebten auf Lorinda zu, um ihr ihre
Trophäen vor die Füße zu legen.
»O nein.« Sie
hielt eine Hand vor ihre Augen. »Sagt mir, dass das nicht wahr ist.«
»Tut mir
leid«, entgegnete Freddie. »Ich würde dir ja gern erzählen, dass sie eine
Zoohandlung überfallen haben, aber solche Fische habe ich zuletzt im Aquarium
in Dorians Arbeitszimmer gesehen.« »Das gibt Ärger«, flüsterte Macho. »Das kann
man wohl sagen«, meinte Freddie. »Vielleicht ist noch was zu retten.« Lorinda ließ
Wasser ins Spülbecken laufen, sammelte trotz des Widerspruchs von Hätt-ich's
die kleinen Fische auf und tauchte sie ins Wasser ein ... wo sie träge an der
Oberfläche trieben.
»Einen Versuch
ist es wert.« Macho warf Roscoes Beute ebenfalls in das Becken. Einen Moment
lang schien der Fisch sich zu bewegen ... doch dann trieb er so wie die anderen
an der Wasseroberfläche. Die Bewegung war nur eine Illusion gewesen,
hervorgerufen von den Wellen im Spülbecken.
»Das war's
dann wohl.« Gedankenverloren wischte er sich die Finger an einem Geschirrtuch
ab.
»Die fühlten
sich ... irgendwie seltsam an.« Lorinda suchte nach etwas, um ihre Finger
abzutrocknen, schließlich nahm sie widerwillig Machos Geschirrtuch an. »Es
kommt mir nicht so vor, als hätten sie die Fische eben erst getötet.«
»Woran
erkennst du das?« Freddie schaute interessiert ins Spülbecken. »Bekommen Fische
Leichenstarre?«
»Damit habe
ich mich noch nie befasst«, erwiderte Macho. »Fische haben bei Macho Magee nie
eine Rolle gespielt. Aber in Venedig, mit so viel Wasser ...«Er stellte sich zu
ihnen ans Becken. »Hmm, ein bisschen seltsam sehen sie schon aus.«
»Wollt ihr
wissen, was noch
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