Babson, Marian
Wenn er dann eins und eins
zusammenzählt, könnte er ihr das Leben hier im Ort sehr schwermachen.«
»Das beruht
auf Gegenseitigkeit«, fand Macho. »Er sollte sich lieber gründlich überlegen,
ob er es mit ihr aufnehmen will. Sie ist jünger und schneller und vermutlich um
einiges intelligenter als er. Sie könnte ihm noch den einen oder anderen bösen
Streich spielen.«
»Apropos
Streiche ...« Freddie sah die beiden an. »Wäre es denkbar, dass Clarice hinter
dem steckt, was mit uns geschieht?«
»Nicht, wenn
es um den Tequila geht«, machte Macho klar. »Kein Spirituosenhändler würde
seine Lizenz aufs Spiel setzen, indem er einer Minderjährigen Alkohol verkauft.
Das würde ihm eine Strafanzeige einbringen. Und wo sollte sie so viel Geld her
haben?«
»Wenn ein
Erwachsener für sie den Tequila kauft«, redete Freddie weiter, die sich von dem
Gedanken so schnell nicht abbringen lassen wollte, »dann könnte sie sich in
dein Haus schleichen und die Flaschen deponieren und einen Teil davon in den
Abfluss kippen, damit es aussieht, als hätte jemand davon getrunken. Niemand
würde darauf kommen, dass sie diejenige ist.«
»Selbst wenn
wir alle anderen Erwägungen außer Acht lassen, stellt sich doch die Frage, ob
sich wirklich jemand ausgerechnet Clarice als Komplizin aussuchen würde.«
»Nein, wohl
eher nicht«, musste Freddie zugeben. »Außer, ich wäre Rhylla ... aber ich kann
mir nicht vorstellen, dass sie so etwas machen würde.«
»Richtig«,
stimmte Lorinda ihr zu. »Das ist einfach zu ... zu boshaft.«
»Es passt
alles nach wie vor hervorragend zu Plantagenet Sutton. Nur ist er ...« Macho
zögerte kurz. »Ist er tatsächlich tot? Oder ist das vielleicht doch nur ein
ausgeklügelter Plan?«
»Glaub mir«,
sagte Freddie. »Er wird nicht in letzter Minute hinter einem Baum
hervorspringen und einen fälschen Bart abnehmen. Das hier ist kein
Hitchcock-Film und auch kein Plot aus der Feder von Dame Agatha.«
»Wir haben die
Leiche gesehen.« Lorinda bekam eine Gänsehaut. »Er war unbezweifelbar tot.«
Macho
überlegte eine Weile, ehe er seine Überlegungen in eine andere Richtung wandern
ließ. »Natürlich hat Dorian auch einen ziemlich verdrehten Humor. Wenn ich nur
an diese Puppe auf dem Freudenfeuer denke. Ich glaube, er hätte keinen Ton
gesagt und weiter nur zugesehen, auch wenn jemand sich in Lebensgefahr gebracht
hätte, um die Puppe vor den Flammen zu retten.«
Es schloss
sich nachdenkliches Schweigen an. Diese Theorie ließ sich nicht so leicht von
der Hand weisen.
»Dorian hat
uns dazu überredet, herzuziehen«, sagte Lorinda.
»Wo wir seinem
Zugriff vollkommen ausgeliefert sind«, ergänzte Macho.
»Aber warum
sollte er uns so sehr hassen?«, rätselte Freddie. »Wir sind schließlich nicht erfolgreicher
als er. Wir bewegen uns eigentlich alle in etwa auf dem gleichen Niveau. Keiner
hat etwas Spektakuläres erreicht, aber wir sind gutsituiert.«
»Wer weiß, was
Dorian um seinen Frieden bringt?« Macho betrachtete immer noch die dunkle
Seite. »Er schreibt jetzt schon seit langer Zeit, und die Leser können
wankelmütig sein. Vielleicht haben sie genug von Field Marshal Sir Oliver
Aldershot und wenden sich neuen Figuren zu - zum Beispiel unseren. Allerdings«,
fügte er hinzu, »vermute ich, dass durch die Veränderung der politischen und
historischen Perspektiven auch Macho Magees letzte Stunde geschlagen haben
könnte. Warum sollte er mich also zu seiner Zielscheibe machen?« »Vielleicht,
weil du noch jung genug bist, um eine neue
Serie zu
beginnen«, antwortete Freddie. »Und vielleicht hat er ja keine Ideen mehr.«
»Aber auf
Karla trifft das nicht zu«, wandte Lorinda leise ein.
»Richtig.«
Freddie sah sie zustimmend an. »Das Problem ist, dass Karla immer noch Jack am
Hals hat und im Fall einer Scheidung die Hälfte ihrer Einnahmen an ihn abtreten
muss. Der Vorfall mit dem Freudenfeuer hat ihn nicht das Leben gekostet, aber
...« Sie machte eine lange Pause. »Er war in Coffers Court, als Ondine starb.
Es wäre möglich, dass die Falle mit dem Aufzug ihm galt. Bevor Karla ihn in den
Schacht stoßen konnte, ist ihr Ondine dazwischengekommen und hat mit dem Sturz
in die Tiefe ihren Plan vereitelt.«
»Ich bin mir
nicht sicher, ob Dorian noch immer so sehr an Karla interessiert ist, sofern er
das überhaupt jemals war«, wandte Lorinda ein. »Vor allem jetzt, nachdem er sie
öfter in Aktion erlebt hat.«
»Er hat das
Interesse an ihr verloren«, urteilte Freddie. »Wenn
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