Babson, Marian
eine andere
einsetzen lassen, die mit der Unterkante der Tür abschließt und unten offen
ist. Das sind die Besten, so eine habe ich auch.«
»Dann zieht es
aber im Haus«, wandte sie ein und verschwieg, dass sie Roscoe keinen
uneingeschränkten Zutritt zum Haus erlauben wollte, so süß und niedlich der
Kater auch war. Zudem konnte sie sich nicht vorstellen, dass es Hätt-ich's und
Bloß-gewusst gefallen würde, wenn er zu jeder Tages- und Nachtzeit in ihr
Territorium eindringen konnte.
Roscoe
schnurrte mittlerweile vertrauensvoll, während Macho Magee aufstand, um sich
ein genaueres Bild von der Situation zu machen. »Diesmal sieht es ziemlich übel
aus«, sagte er sorgenvoll und warf Lorinda wieder diesen Blick zu, als sei das
alles nur ihre Schuld. »Ich schätze, wir werden die Klappe ausbauen müssen.«
»Nein«,
widersprach sie.
»Hmmm ...« Er
ging hin und her und betrachtete beide Enden seiner Katze. »Wenn wir ihn
einfetten ...«
»Das haben wir
letztes Mal gemacht, und das hat ihm gar nicht gefallen.«
»Ich weiß, und
er hat Tage gebraucht, um die Butter aus seinem Fell zu bekommen.« Macho sah
sich abermals die Klappe von beiden Seiten an, und Roscoe wurde allmählich
wieder nervös.
»Wenn du die
eine Pfote befreien kannst, die gegen sein Kinn drückt, dann sollte es möglich
sein, ihn rückwärts rauszuziehen.«
Hätt-ich's und
Bloß-gewusst saßen da und verfolgten das ganze Schauspiel so beiläufig, als
wäre es nicht ihre Schuld, dass der arme Roscoe in der Klemme saß.
»Ich weiß
nicht ...« Macho kniete sich vor seinen Kater
hin und griff
sanft dessen Pfote. »Ganz vorsichtig ...«, redete er beruhigend auf das Tier
ein. »Gleich haben wirs.«
Wenn ihn
jetzt seine Fans sehen könnten, dachte Lorinda in diesem Moment
nicht zum ersten Mal. Sie musterte die rosige, glänzende Glatze des Mannes, der
den gleichnamigen Macho Magee erfunden hatte. Die Figur war womöglich der
hartgesottenste Privatdetektiv der Buchwelt, und unbestreitbar der politisch
unkorrekteste von allen. Wer von Macho Magee nicht erpresst, erstochen,
erwürgt, verbrannt oder bei einer Bombenexplosion in viele kleine Stücke
gerissen worden war, der war diese Mühe nicht wert. Wenn ein Roman nicht
mindestens fünfzig Beschwerdebriefe nach sich zog, dann hatte Macho seiner
eigenen Meinung nach nicht sein Bestes gegeben. Allein der Name des Mannes
forderte schon Widerspruch heraus.
Und genau das
schien seine Absicht zu sein, denn im wahren Leben hieß er Lancelot Dalrymple,
ein Name, mit dem es sich gut leben ließ, der aber in der Welt der
Detektivromane nicht interessant genug klang, um die Kassen klingeln zu lassen.
Dalrymple klang nach einem Mann, der daheim die Rosen düngte und Begonien
pflanzte, aber nicht nach jemandem, der jede Blondine abschleppte, die am
Wegesrand stand.
»So, jetzt
haben wirs.« Er hatte die Pfote befreit, woraufhin Roscoe einen Satz nach vorn
machte und versuchte, sich doch noch irgendwie durch die Klappe nach drinnen zu
zwängen.
»Nein, nein,
Roscoe«, sagte Macho und hielt ihn fest. »Leg die Hände um seinen Kopf, geht
das?«, wies er Lorinda an. »Ich gehe auf die andere Seite und ziehe, während du
darauf achtest, dass er nicht mit den Ohren hängen bleibt.«
Lorinda hockte
sich hin und hielt seinen Kopf umfasst, wobei sie beschwichtigend auf ihn
einredete. Als er merkte, wie Macho an ihm zu ziehen begann, bekam er einen starren Blick
und legte die Ohren nach hinten.
»Gleich haben
wir's geschafft.« Sie hielt weiter seine Ohren fest, während sein Kopf
allmählich durch die Klappe verschwand.
»So ist es
schon besser. Jetzt ist wieder alles in Ordnung.« Macho kam mit Roscoe im Arm
ins Haus, Lorinda schloss hinter den beiden die Tür.
»Willst du was
trinken?«, fragte sie. »Ich nehme an, du hast für heute Feierabend gemacht.«
»Vielleicht
mache ich nachher noch was, aber im Wesentlichen habe ich Feierabend.« Mit
Roscoe im Arm ging er ins Wohnzimmer und nahm in einem Sessel Platz. Hätt-ich's
und Bloß-gewusst folgten ihm und betrachteten aufmerksam den Kater.
Der fiktive
Macho Magee trank nur den echten mexikanischen Tequila mit der Raupe in der
Flasche (oft war es im Verlauf eines ganzen Romans das Einzige, was er zu sich
nahm, das zumindest ein paar Proteine enthielt). Zum Glück begnügte sich
Lancelot Dalrymple mit einem trockenen Sherry. Lorinda schenkte jedem von ihnen
ein Glas ein, dann stellte sie ein Schälchen mit gemischten Nüssen auf den
Tisch.
Hätt-ich's
Weitere Kostenlose Bücher