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Baby-Bingo

Baby-Bingo

Titel: Baby-Bingo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla und Martin Moretti
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unten rum frei machen.«
    Kurze Zeit später liege ich auf dem Behandlungsstuhl und höre Doktor Faber sagen: »Na, das sieht ja ganz ordentlich aus.«
    Ich fühle mich wie eine alte Melkkuh, die in letzter Minute der Schlachtbank entkommen ist.
    »Sie können sich wieder anziehen.«
    Die Untersuchung hat gerade mal zwei Minuten gedauert.
    Ich steige vom Behandlungsstuhl, gehe wieder hinter den Paravent und ziehe mich an.
    »Kommen Sie am zehnten Zyklustag wieder. Dann sehen wir weiter.«
    Doktor Faber schüttelt meine Hand, öffnet die Tür und be grüßt das nächste Paar, das bereits von der Sprechstundenhilfe an mir vorbei in den Raum geschoben wird.
    Martin wartet am Ausgang auf mich. Bepackt mit Infomaterial und Broschüren mit Titeln wie Glücklich Eltern werden und Kinderwunsch leicht gemacht . Schnell hilft er mir in den Mantel, und wir verlassen fluchtartig die Praxis.
    »Was war das denn? Der Fließbandbetrieb in einer Legehühnerbatterie oder was?«, sagt er und sieht mich entgeistert an. »Das war ja schrecklich!«
    »Und diese Praxis wurde gerade als eines der besten Kinderwunschzentren ausgezeichnet. Ich glaube es einfach nicht! Wir gehen da nicht mehr hin, ich setze da keinen Fuß mehr rein«, sagt Martin resolut.
    »Vielleicht hatte Doktor Faber heute einfach nur einen schlechten Tag und besonders viel Stress«, versuche ich, mir meine Enttäuschung schön zu reden.« Hauptsache, er verhilft uns zu einem Baby.«
    »Also ich für meinen Teil bin geheilt von so einer Reproduktionsklinik«, sagt Martin. »Wie sich das schon anhört! Ich bin doch keine Laborratte.«
    Martin erkennt die Enttäuschung in meinem Gesicht und zieht mich an sich. »Sei nicht traurig. Lass es uns bis zum Ende des Jahres erst mal weiter auf natürlichem Weg versuchen. Was meinst du?«
    »Ich denk darüber nach«, sage ich und schaue auf die Uhr. Bereits seit zwanzig Minuten sollte ich bei einem wichtigen Kundentermin sein. Unser Kinderwunschthema frisst eine Menge Zeit, die ich momentan eigentlich nicht habe. Über zwei Stunden haben wir für diesen Termin geopfert, der uns nicht wirklich weiterbrachte.
    Am Abend telefoniere ich mit Marie und erzähle ihr von unserem Erlebnis mit Doktor Faber.
    »Carla, Schatz, du darfst da auf gar keinen Fall nochmals hingehen«, sagt sie. »So ein Arzt tut dir nicht gut. Was du in deiner Situation jetzt brauchst, ist eine Ärztin in deinem Alter, die sich gut in deine Situation einfühlen kann und nicht so einen unsensiblen Losverkäufer. Du bist doch erst 38! Meine Nachbarin hat gerade mit 45 ihr erstes Kind bekommen. Lass dir da nichts einreden. Du wirst sehen, du bist schneller schwanger, als du denkst. Schau mich an! Vor ein paar Monaten war ich noch eine frustrierte Singlefrau, jetzt habe ich einen Mann neben mir auf dem Sofa sitzen und bin auch noch schwanger.«
    Marie hat recht. Ich darf mich nicht entmutigen lassen. Wie viele berühmte Frauen haben schon vor über 30 Jahren ihre Kinder um die 40 bekommen: Audrey Hepburn ihren Sohn mit 40. Romy Schneiders Tochter Sarah wurde kurz vor deren 39. Geburtstag geboren. Und Ursula Andress war sogar schon 44, als sie ihr erstes Kind Dimitri Alexander zur Welt brachte. Und damals war die Medizin noch nicht so weit wie heute.
    »Ich hab da eine super Ärztin für dich. Michaels Schwester hat sie entdeckt. Frau Doktor Steinberger … soll sehr sympathisch sein. Probier die doch mal aus, ja?«
    »Ach, irgendwie habe ich genug von Gynäkologen und Kinderwunschzentren«, sage ich.
    Trotzdem verspreche ich Marie, mir Doktor Steinberger mal anzusehen. Vielleicht wirklich keine schlechte Idee, zu einer Frau zu wechseln, zu einer Ärztin.
    »Bitte nehmen Sie doch noch einen Moment Platz. Frau Doktor Steinberger ist gleich für Sie da.«
    Die Sprechstundenhilfe führt mich in einen sonnendurchfluteten Raum mit weißen Designerstühlen und großen Lumas-Fotos an den Wänden. Es ist Dienstagmorgen, zehn Uhr, und ich bin allein im Wartezimmer.
    Was für ein Unterschied zu Doktor Fabers Fließbandpraxis. Ich fühle mich, als wäre ich von der Economy in die First Class upgegradet worden.
    »Hallo, Frau Moretti. Schön, Sie kennenzulernen.«
    Eine überraschend jung aussehende, große Frau mit blonden kurzen Haaren begrüßt mich mit einem warmen Lächeln. Unter ihrem weißen Kittel trägt sie Jeans und Sneakers. Ich folge ihr ins Sprechzimmer.
    »Ich habe schon von meiner Assistentin gehört, dass Sie sich ein Kind wünschen. Eine tolle Entscheidung. Ich habe

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