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Baby-Bingo

Baby-Bingo

Titel: Baby-Bingo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla und Martin Moretti
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Frau Doktor Steinberger sagt, tritt dieser Mangel oft bei Frauen über 35 auf. Sie verschreibt mir ein Hormonpräparat, das ich jeweils morgens und abends vaginal anwenden soll. So soll es angeblich besser wirken und auch verträglicher sein. Martin erzähle ich davon nichts, er würde es sicher auch nicht wissen wollen. Es reicht schon, wenn ich die klebrige Masse, die von ihrer Konsistenz an getrockneten Magerquark erinnert, zwischen meinen Beinen spüre. Aber was macht man nicht alles, um seiner Eizelle ein schönes Nest zu bauen? Wenn Progesteron hilft, ihr ein gutes Plätzchen zum Andocken zu finden, nehme ich das gerne in Kauf.
    In den folgenden beiden Wochen zwinge ich mich, nicht jedes Ziehen im Bauch oder das leichteste morgendliche Schwin delgefühl als erstes Anzeichen einer Schwangerschaft zu deuten. Das Timing war zwar diesmal perfekt, aber das muss ja noch nichts heißen. Kurz vor Beginn meiner Tage bekomme ich normalerweise immer starke Kopfschmerzen. Ein Arzt erklärte mir mal, dass die Ursache dafür ein extremer Östrogenabfall ist, zu dem es kurz vor der Menstruation kommt.
    Und auch diesmal bekomme ich Kopfschmerzen. Sie erweisen sich als verlässlicher Indikator dafür, dass es leider ein weiteres Mal nicht geklappt hat.
    Doch Frau Doktor Steinberger ist zuversichtlich. So verbringe ich viel Zeit in ihrer Praxis: Zyklusmonitoring, Blut untersuchungen – und jeweils ab dem zehnten Zyklustag habe ich im Zwei-Tages-Takt drei Termine bei ihr. Beim Zyklus monitoring wird der Zeitpunkt des Eisprungs möglichst genau bestimmt. Dabei lässt sich durch Ultraschalluntersuchungen feststellen, auf welchem Eierstock sich ein Eibläschen bildet und wie groß dieses Follikel ist. Über den Anstieg des Hormons LH lässt sich dann auf Stunden genau festlegen, wann der Eisprung zu erwarten ist und somit der beste Zeitpunkt für Sex ist.
    Eine zeitintensive Angelegenheit. Unter dem Vorwand, drin gende Bankgeschäfte zu erledigen, entwische ich zwischendurch immer mal kurz aus dem Büro. Soll ja schließlich nicht die ganze Agentur mitbekommen, dass Frau Moretti gerade mit allen Mitteln versucht, ein Kind zu bekommen. Wie machen das eigentlich andere Frauen?
    »Entschuldigen Sie mich heute für ein paar Stunden, ich muss zum Arzt, meine Eier checken lassen.« Das kann man ja schlecht zu seinem Chef sagen. Und wenn man eine Frau zur Chefin hat und sie in das Kinderwunschthema einweiht, muss man wahrscheinlich damit rechnen, dass sie jeden zweiten Tag fürsorglich fragt, ob sie schon zum werdenden Mutterglück gratulieren darf. Auch, weil sie die Vertretung für den Mutterschaftsschutz rechtzeitig planen möchte.
    Nach drei Monaten mit Zyklusüberwachung und Sex nach Plan sind Martin und ich ziemlich demotiviert. Dreimal Hoffnung, um dann doch wieder in ein Loch der Enttäuschung zu fallen. Irgendwie hatten wir uns das anders vorgestellt.
    Vielleicht sollten wir doch mal über den nächsten Schritt nachdenken. Wie viel Zeit haben wir eigentlich noch? Fast ein Viertel aller 38-jährigen Frauen werden auch nach drei Jahren, in denen sie regelmäßigen, unverhüteten Sex haben, nicht schwanger. Las ich gerade in einem Artikel im Internet. Meine Güte. Drei Jahre! Dann wäre ich 41. Und selbst dann habe ich keine Garantie. So lange kann und will ich nicht mehr warten.
    Am Abend bespreche ich das Thema mit Martin.
    »Was sagt denn deine Ärztin dazu?«, fragt er.
    »Sie wirkt eigentlich sehr positiv, aber über alternative Methoden haben wir noch nicht gesprochen.«
    »Dann frag doch mal, was sie vorschlägt. Vielleicht können wir ja so eine IVW-Dingsda machen.«
    »Das heißt IVF. In-vitro-Fertilisation. Super, du hast dich ja wirklich mit dem Thema beschäftigt.«
    Ich bin gereizt. Und enttäuscht. Manchmal habe ich das Gefühl, Martin interessiert sich überhaupt nicht richtig für unseren Babywunsch. Geschweige denn über die Möglichkeiten, die es gibt. Es ist ein Thema, das mal kurz beim Abendessen angesprochen wird, bevor man zu den seiner Meinung nach wirklich wichtigen Themen übergeht. Wie zum Beispiel: Was schauen wir heute Abend im Fernsehen an? Martin merkt meine Verärgerung und wirkt ratlos. Er nimmt mich in den Arm und streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Das wird schon. Ich habe gelesen, dass Ute Lemper mit 48 Jahren noch ein Baby bekommen hat. Da hast du ja noch ganze zehn Jahre Zeit.«
    Er lächelt mich an. Das ist typisch Martin. Auf einmal wird mir bewusst, dass er mir keine große Hilfe

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