Babylon 5 - Krieg der Verschwörer
jemand muß schließlich wissen, wie sie das angestellt haben!« Versuchen Sie, etwas darüber herauszufinden.«
»Ja, Sir.« Ivanova und Garibaldi standen auf. »Gibt es sonst noch etwas, Sir?«
»Nein. Viel Glück! Und«, er warf Garibaldi einen warnenden Blick zu, »halten Sie mich jederzeit auf dem laufenden!«
Olorasin schritt aufgeregt in dem kleinen Raum auf und ab. Normalerweise machte es den Angehörigen ihres Volkes nichts aus, sich mit einem so beengten Quartier zu begnügen. Noch ehe die T’llin damit begannen, ihre Geschichte aufzuzeichnen, hatten sie die unwirtlichen Tage auf ihrer Heimatwelt unter der Erde verbracht. Aber jetzt sehnte sich die Oberste danach, den kleinen Raum zu verlassen, zu rennen, etwas zu unternehmen. Seit sie aufgewacht war und das Verschwinden ihres Bruders bemerkt hatte, war sie immer nervöser geworden. Jetzt konnte sie sich kaum noch beherrschen. Allein ihr starker Wille hatte sie bisher davon abgehalten, seine Mitstreiter zu beschimpfen. Wie hatten sie nur zulassen können, daß er ganz allein auf der Station herumlief? Er war erst gegangen, nachdem sie eingeschlafen war. Niemand gab zu, ihn beim Verlassen ihres Verstecks gesehen zu haben. Also wußte auch keiner, wie lange er schon fort war. Fünf Stunden waren vergangen, seit sie aufgewacht war. Sie lief auf und ab, auf und ab. Dann drehte sie sich um und trat an das Fenster, das ihr Quartier von dem der anderen trennte. »Öffnen!« befahl sie, und die Trübung der Scheibe klärte sich auf.
Sie sahen so erschöpft und so beunruhigt aus, diese Flüchtlinge. Sogar die Kinder wirkten bedrückt. Olorasin holte tief Luft. Das ist immer noch ein guter Platz. Ich bin stolz, daß meine Leute daran gedacht haben. Sicher, sauber, ungestört. Das haben sie gut gemacht. Trotz der beengten Verhältnisse. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Hier ist es viel besser als in der Unterwelt.
Als sie einen Blick nach draußen warf, kamen gerade Segrea und Haelstrac, die hiesigen Anführer der Razye Tesh, durch die Hintertür herein. Anstelle ihrer zerlumpten Kleider hatten sie die falschen Schutzanzüge an, die Olorasin und Phina während ihrer Besuche bei den Botschaftern getragen hatten. Sie blickten hoch, sahen, daß sie Olorasin durch das Bürofenster beobachtete, und hielten inne. Segrea riß seine Maske herunter. Die Wut und der Schmerz in seinen Augen ließen ihren Atem stocken.
»Öffnen!« rief sie, und die Tür glitt zur Seite. Aber sie hielt sich zurück und stürzte nicht in den Gemeinschaftsraum, um eine Erklärung zu verlangen. Sie hielt Abstand zu den anderen und ließ sie zu sich kommen. »Schließen!« sagte sie. Das Fenster wurde wieder milchig, und die Tür schloß sich hinter den beiden Razye Tesh, die wortlos nebeneinander stehenblieben.
»Heraus damit!« forderte Olorasin. In ihren Herzen hoffte sie immer noch, daß sie nur schlimme Nachrichten und nicht die schlimmsten brachten.
»Der Oberste Phina«, brachte Segrea mühsam hervor, »wurde von der Assistentin des Narn-Botschafters ermordet.«
Der Boden schien unter ihren Füßen zu schwinden, als würde man sie plötzlich an einem Flaschenzug nach oben ziehen. Ihr Körper fühlte sich ganz leicht an. Sie spürte nichts. Alle ihre Gefühle schienen sich in Luft aufzulösen. Eine rätselhafte Kraft hielt sie wie in einem Traum gefangen. Plötzlich war alles ganz deutlich, jede kleine Einzelheit fiel ihr ins Auge. Sie fixierte den Verschluß an Haelstracs Schutzanzug, als hätte sie noch nie so ein wunderbares Ding gesehen. Olorasin spürte, wie ihr Gesicht taub und ihre Beine schwach wurden. Sie biß sich auf die Zunge. Das schmerzte. Und sie ärgerte sich über den Schmerz, nahm ihren Ärger jedoch nur ganz entfernt wahr. Als sie zusammenklappte, fingen Segrea und Haelstrac sie auf.
Segrea trug sie zu dem Feldbett, das man für sie aufgestellt hatte, und legte sie behutsam nieder.
»Was fehlt ihr?« fragte er. Der T’llin hatte erwartet, daß sie ihrem Schmerz Ausdruck verleihen, weinen und schreien, ihre Kleider zerfetzen, sogar ihre Haut zerkratzen würde. Aber nichts davon geschah. Kein Nervenzusammenbruch. Segreas Herzen schlugen schneller, und es lief ihm eiskalt den Rücken hinunter. So etwas hatte er noch nie erlebt.
Haelstrac blickte verbittert auf das Häuflein Elend hinunter, das auf dem Feldbett lag. »Sie ist allein«, erklärte sie knapp. »Seit ihrer Empfängnis folgte jeder ihrer Herzschläge denen des Obersten Phina. Jetzt herrscht nur
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