Babylon 5 - Krieg der Verschwörer
noch Stille.«
»Wird sie sterben?« wollte Segrea wissen.
»Ich weiß es nicht. So etwas ist noch nie passiert, soweit wir wissen.« Haelstrac blickte zur Seite. »Es ist möglich, daß sie stirbt. Und wenn sie stirbt, werden auch wir sterben.«
»Ach was!« rief Segrea überzeugt. »Reiner Aberglaube! Von dir hätte ich mehr erwartet.«
»Hier geht es nicht um meinen Aberglauben«, zischte Haelstrac. »Entscheidend ist, was unsere Leute auf T’ll glauben. Hältst du uns für typische Vertreter unseres Volkes? Wir sind es gewohnt, uns in der Wüste zu verstecken, nicht von unserem Planeten zu fliehen. Wenn aber die Zurückgebliebenen hiervon erfahren, werden sie darin ein Omen sehen, sich hinlegen und sterben!« Sie wandte sich von ihrem hünenhaften Freund ab, schlurfte zu dem anderen Feldbett hinüber, ließ sich fallen und vergrub ihr Gesicht in den Händen. »Was sollen wir nur tun?« stöhnte sie.
Segrea trat von einem Fuß auf den anderen, runzelte die Stirn und sah auf die Oberste hinab. Der Kummer zehrte an ihm wie ein schwelendes Feuer. Haelstracs Worte, »sie werden darin ein Omen sehen«, gingen ihm im Kopf herum. Er war versucht, in diesem Unglück ein Zeichen des Schicksals und das Ende ihres Unternehmens zu sehen. Nein , dachte er. Zu viele haben ihr Leben gelassen, zu viele haben gelitten. Wir können nicht einfach von hier Weggehen . Wir können nicht einfach aufgeben . Sie durften die Narn nicht gewinnen lassen.
»Zuerst einmal«, erklärte er düster, »werden wir versuchen herauszufinden, was sie jetzt Vorhaben.« Er verbarg sein Gesicht hinter der Maske und zog sich die Kapuze des Schutzanzuges über. »Gehen wir!« Er schlurfte langsam in Richtung Tür.
»Warte!« unterbrach ihn Haelstrac. »Was machen wir mit ihr? Und sollen wir den anderen erzählen, was passiert ist?«
Segrea starrte einen Augenblick lang die geschlossene Tür an. »Ja«, erklärte er schließlich. »Wir erzählen es ihnen. Früher oder später würden sie ohnehin davon erfahren. Dann lassen wir sie in ihrer Obhut hier zurück. Sie können alle gemeinsam trauern. Komm jetzt!« sagte er und streckte ihr die Hand entgegen. »Wir tun es gemeinsam.«
Na’Toth musterte ängstlich das kalte Gesicht des Botschafters. Er hatte sie zwar nicht verurteilt, weil sie den Obersten der Tilin getötet hatte, aber sie wußte, daß sie einen bedauerlichen Fehler begangen hatte.
»Es ist jetzt sicher schon zu spät, um die Friedenskonferenz noch abzusagen«, bemerkte sie vorsichtig. »Damit könnten wir uns auf Dauer schaden.«
»Ja«, stimmte G’Kar ruhig zu. »Eine leere Drohung. Wir könnten die Konferenz mit der Begründung absagen, daß die Erdlinge die Drohung dieser Terroristen nicht ernst genug genommen haben. Aber der Anlaß für ihre Drohungen würde das wieder aufwiegen und die öffentliche Meinung auf der Erde verwirren. Das heißt, die Erdlinge würden unsere Probleme mit den Centauri anders beurteilen – nicht mehr so eindeutig zu unseren Gunsten. Trotzdem«, er rückte in seinem Stuhl ein Stück zurück, seine Lebensgeister schienen zurückzukehren, »unsere Drohung wird den Erdlingen alles andere als gleichgültig sein. Sie wissen nicht, was wir Vorhaben. Schließlich sind wir Fremde für sie.«
Na’Toth konnte ein knappes Lächeln nicht unterdrücken. »Die T’llin sind seit Tagen von niemandem mehr gesehen worden, Botschafter. Kein einziger von ihnen. Und keiner unserer Informanten hat etwas über sie herausgefunden.«
»Das bedeutet, daß wir unseren Informanten nicht genug bezahlen«, stellte G’Kar kleinlaut fest. »Vielleicht treibt der Tod eines Obersten die T’llin aus ihren Verstecken.« Er sah Na’Toth von der Seite an. »Vielleicht sollten Sie auf der Station herumlaufen, um ein paar Vorbereitungen in letzter Minute für die Konferenz zu treffen. Das würde die T’llin sicher zum Vorschein bringen.«
Na’Toth nickte. »Ich stehe Ihnen jederzeit zur Verfügung, G’Kar.«
Das hat sie fast perfekt ausgedrückt , dachte G’Kar. Dann runzelte er die Stirn über seine eigene Ungeduld. Er würde Na’Toths Talente niemals verschwenden.
»Beruhigen Sie sich!« riet er ihr. »Es würde viel zuviel Mühe machen, Ersatz für Sie zu besorgen.«
»Ah, Vir!«
Als er Londos freudige Begrüßung hörte, zog Vir wie eine Schildkröte den Kopf ein. »Guten Morgen, Botschafter«, antwortete er vorsichtig.
»Mach kein so besorgtes Gesicht, mein Junge! Ich werde dich gleich glücklich machen. Ich möchte,
Weitere Kostenlose Bücher