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Babylon in Hongkong

Babylon in Hongkong

Titel: Babylon in Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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eine Bergflanke hochführte. Er war nicht asphaltiert. Glücklicherweise hatte es seit einigen Tagen nicht mehr geregnet, so daß der Boden eine gewisse Härte besaß. Die Reifen fanden Halt und rutschten nicht weg.
    Dichter Wald umgab uns. Tropische Gewächse, in denen zahlreiche Tiere ihren Unterschlupf gefunden hatten. Wir sahen einmal eine große Katze, auch bunte Vögel, sogar ein Fuchs huschte über den Weg und verschwand im Unterholz.
    Insekten summten, wollten uns stechen. Wir schlossen die Fenster und schoben uns weiter durch die Schwüle den Berg hoch, bis sich der Wald ziemlich plötzlich lichtete und wir auf ein Plateau schauen konnten, dessen Erde einen lehmig-braunen Ton zeigte und von einer Staubschicht überdeckt war.
    Und wir sahen das Kloster!
    Es stand noch, aber es war bereits aus dieser Entfernung zu sehen, daß sich dort niemand mehr aufhielt. Die Mauern und Dächerwirkten irgendwie schmutzig, sie waren zum Teil sogar überwachsen. Flechten und Moos bildeten Schichten, die sich ineinander verkrallt hatten. Der Motor des Scorpio erstarb, wir stiegen aus und ließen uns von einem warmen Ostwind umwehen.
    »Das ist es«, sagte Suko.
    Ich stand neben ihm und sah den Schauer auf seiner Haut und bekam auch seinen tiefen Atemzug mit, als wollte er die Erinnerung in sich hineintrinken.
    Auch Tarn hielt sich zurück. Er wußte, ebenso wie ich, daß Suko jetzt nicht gestört werden wollte.
    Er ließ uns stehen, als wären wir nicht da, und ging vor bis zu der hohen, mauerartigen Wand, die das Kloster zum Süden hin begrenzte. Er blickte hoch zu dem kleinen Fenster, hob den Arm, drehte sich um und sagte:
    »Da irgendwo lag mein Zimmer.«
    »Willst du es noch einmal sehen?« fragte ich und ging langsam auf ihn zu.
    »Wenn du mitkommst?«
    »Gern.«
    »Soll ich hier stehenbleiben und warten?« fragte Tarn.
    »Das wäre nicht schlecht«, sagte Suko. »Okay.«
    Wir stiefelten los, gingen an der Mauer entlang, schmeckten den Wind, der auch Sukos Gesicht streichelte. Ich war mir nicht sicher, aber ich glaubte, Feuchtigkeit in seinen Augen erkennen zu können. Die Erinnerungen waren eben zu stark. Das Tor war nicht mehr vorhanden. Wir konnten in den Innenhof schreiten, wo mich der dschungelartige Bewuchs überraschte. Auch Suko zeigte sich verwundert.
    »Hast du eine Erklärung?«
    Er nickte. »Es gibt nur eine. Das war einmal unser Garten. Hier haben wir gesät und geerntet. Jetzt ist alles zugewuchert. Es ist eben zuviel Zeit vergangen.«
    »Wenn man nur wüßte, weshalb die Mönche das Kloster verlassen haben.« Er hob die Schultern. »Vielleicht sind sie woanders untergekommen. Ich weiß es leider nicht, denn der Kontakt zwischen uns bestand nicht mehr.«
    Er ging weiter.
    Ich sah Außentreppen, kleine Vorbauten, die zum Innenhof zeigten, ich entdeckte an einigen Stellen sogar noch wunderbares Holzschnitzwerk, dessen Farben allerdings verblaßt waren. Das alles strömte den Geruch von Verfall und Vergessen aus.
    Suko blieb neben einem offenen Eingang stehen. »Ich werde dir meine Kammer zeigen, die Zelle.«
    »Gut.«
    Wir traten in die Düsternis. Ein wenig wurde ich an das Kloster in der Nähe von Frisco erinnert, wo Yakup lebte und noch immer seinen Kampf gegen Shimada ausfocht, obwohl er durch Alis Tod einen starken Schock erlitten hatte.
    In den Gängen hatte sich die Luft wie feuchte, dumpfe Watte verteilt. Sie waren an einigen Stellen so düster, daß wir Lampen einschalten mußten. Spinnennetze glitzerten wie Silberfäden. Sie hingen unter der Decke oder klebten an den Wänden fest. Käfer krabbelten hastig aus dem Lichtschein und verschwanden in zahlreichen Ritzen und Spalten. Vor einer Treppe blieb Suko stehen. »Da müssen wir hoch.«
    Ich hatte den Boden angeleuchtet und entdeckte dort etwas, das mich irritierte.
    »Suko, hier sind Spuren, und zwar frische.«
    Er schaute sie sich an, sah mir ins Gesicht, nickte und verfolgte den Strahl meiner Lampe, den ich über die Treppe hinweggleiten ließ und auch dort die Abdrücke erkannte.
    »Jemand war bereits vor uns hier«, murmelte ich. »Oder sollte noch eine Person hier leben?«
    »Ich kann es mir nicht vorstellen.«
    »Der Weg führt zu deiner Zelle. Ich frage mich, ob man uns dort erwartet.«
    »Dann müßten die Leute aber gut über uns Bescheid wissen.«
    »Was hat Tarn gesagt? In Hongkong gibt es unzählige Augen und Ohren. Sie sehen und hören alles. Allmählich habe auch ich den Eindruck, daß man uns an einer langen Leine laufen

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