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Babylon in Hongkong

Babylon in Hongkong

Titel: Babylon in Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Wagen.
    Ich drehte mich wiederum. Auch Suko hatte sich aufgerichtet »Er war der Bonze«, flüsterte er, »und er hat alles versucht, um uns zu warnen. Der Mandarin war schneller.«
    »Hat er noch einen anderen Namen?«
    Suko nickte. »Möglich — und wenn, dann kennt ihn niemand, verstehst du? Er ist wie eine Person, die eine Tarnkappe trägt. Zu Gesicht bekommen ihn nur wenige. Sollte er tatsächlich seine Herrschaft wieder angetreten haben, sind auch die weißen Masken unterwegs.«
    »Wer ist das?«
    »Eine Bande, die dem Mandarin gehorcht, die ihm sklavisch verbunden ist, wenn du verstehst.«
    »Also Killer?«
    »Richtig. Sie morden in seinem Sinne. Sie sind seine Diener. Er schickt sie los, wenn es Probleme gibt.«
    »Weshalb haben sie die weißen Gesichter?«
    »Tradition, John. Als Mandarine bezeichnete man früher die chinesischen Staatsbeamten. Sie bildeten die politische und soziale Führungsschicht Chinas. In die Ämter gelangten sie duch Ablegungen von Staatsprüfungen, aber auch durch Ämterkauf. Ihr Stand ging 1911 bei Ausbruch der Revolution unter, aber sie lebten weiter, sie regierten weiter, im Untergrund, und ihre Diener legten sich die weißen Masken zu. Sie schminkten ihre Gesichter fahlweiß. Das haben sie übernommen von den großen Sängern und Schauspielern der chinesischen Oper. Auch sie wirst du mit weiß geschminkten Gesichtern auf der Bühne sehen. Für den Mandarin und seine Diener ist es ein Spiel. Sie wollen den Menschen klarmachen, daß sie noch im Untergrund leben. Erst wenn ihre Gesichter nicht mehr die weiße Farbe zeigen, wird ihre Herrschaft von neuem beginnen.«
    »Dann muß ich also auf Menschen mit weißen Gesichtern achten?«
    »Falls du die siehst.«
    »Was heißt das?«
    »Sie sind wie Schatten. Schnell, unheimlich, plötzlich da, wenn du nicht mit ihnen rechnest.«
    »Wir werden sehen.«
    Suko legte mir eine Hand auf die Schultern. »John«, sprach er mit ernster Stimme. »Ich kann mich noch gut an den Bonzen erinnern, wie er früher gewesen ist. Du kannst ihm alles nachsagen, nur eines nicht. Er war kein Spinner, er hat nicht übertrieben. Wenn er von einem Babylon in Hongkong spricht, so ist das vorhanden. Zwar nicht offiziell für einen Fremden erkennbar, aber es brodelt unter der Oberfläche, wo sich sowieso das meiste abspielt.«
    Ich nickte zweimal und schaute auf den Toten. »Unser Aufgabe wird es demnach sein, den Mörder zu finden, das heißt, dem Mandarin das Handwerk zu legen.«
    »Ja.«
    »Schaffen wir es?«
    »Kaum.« Suko hatte seinen Blick gesenkt. So kannte ich ihn nicht.
    »Aber du willst doch nicht aufgeben?«
    »Das bestimmt nicht. Ich möchte nur über das Schicksal meines Vaters Bescheid wissen.«
    »Und kommst dabei dem Mandarin in die Quere.«
    Er schluckte. »Wir kommen ihm in die Quere. Wobei ich mich frage, was er mit meinem Vater zu tun hat. Weshalb will er nicht, daß ich ihn finde?«
    »Das sollten wir ihn selbst fragen«, erwiderte ich grinsend und wurde sofort gewarnt.
    »Nimm es nicht zu leicht, John, nimm es nur nicht zu leicht. Hongkong kocht.«
    »Verstehe.«
    Suko ging an mir vorbei. In der Tür blieb er stehen und warfeinen Blick in den Gang.
    »Rechnest du mit Ärger?« fragte ich ihn.
    »Man weiß nie. Ich glaube, daß die weißen Masken das Kloster unter Beobachtung gehalten haben. Auch wenn du sie nicht siehst, rechne immer damit, daß sie in deiner Nähe sind, urplötzlich zuschlagen und dir dabei keine Chance lassen.«
    »Laß uns gehen.«
    Wohl war mir ebenfalls nicht, als wir uns nach rechts wandten und durch den schmalen Gang schritten. Ich spürte ein Kribbeln auf dem Rücken, eine leichte Warnung vor der Gefahr, die sich auf einmal verdichten konnte. Suko kannte ich lang genug, um zu wissen, daß er kein Spinner war. Wenn er sich so verhielt, mußte das seine Gründe haben. Nach der Kühle des Klosters kam mir die Luft draußen noch schwüler und drückender vor. Wir waren im Innenhof stehengeblieben und ließen unsere Blicke über das hohe Unkraut schweifen, in dem sich gut jemand vestecken konnte.
    Zwar bewegten sich die Büsche und auch die Spitzen der langen Grashalme, aber es war nur der Wind, der über sie hinwegtrieb, und keine Menschen, die sich innerhalb des Buschwerks bewegten.
    »Gefällt dir die Ruhe?« fragte ich.
    Suko hob die Schultern. »Sie ist nicht unnatürlich.« Er hob den Zeigefinger, als wäre ich ein Schulkind und er der Lehrer. »Aber denke daran, John, sie sind da, auch wenn du sie nicht sehen

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