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Babylon in Hongkong

Babylon in Hongkong

Titel: Babylon in Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Positionsleuchten. Sie müssen den Motor drosseln und die Strömungen ausnutzen, dann haben wir eine gute Chance.«
    Mein Nicken zeigte Anerkennung. »Sie kennen sich hervorragend aus, Suzie, Kompliment.«
    »Auch hier hat man gelernt, sich zu emanzipieren. Man kann als Frau viele Möglichkeiten nutzen, wenn man nicht im alten Rollen-Klischee hängenbleibt.«
    »Es bleibt trotzdem dabei, daß Sie wieder zurückfahren und Superintendent Demison alarmieren.«
    »Das habe ich versprochen.«
    »Wunderbar.«
    Ich hatte den Kurs gewechselt, ließ das Motorboot in südlicher Richtung über die Wellen gleiten. Manchmal hatte ich das Gefühl, als würden wir auf dem Wasser tanzen.
    Die Küste selbst lag als dunkler Streifen vor uns. Nur tiefer im Innern schimmerten Lichter. Das Ufer blieb dunkel. Es kam mir vor wie ein Ungeheuer, das auf Beute wartet.
    Ich hatte mir vorgenommen, mich nicht verschlingen zu lassen, konzentrierte mich sehr stark auf meine Aufgabe und behielt auch die hellen, schaumigen Streifen genau im Auge. Sie hatten verschiedene Formen angenommen, sie tanzten, sie sprudelten und schäumten in die Höhe, klatschten gegen düstere Felswände und kippten dann über. Die ersten Strudel griffen nach dem Boot wie gierige Hände. Sie zerrten, sie ließen keine Stelle des Kiels aus, als wollten sie das Boot in einen Kreis drängen.
    Ich mußte mehr Gas geben. Schaukelnd entwischten wir den gefährlichen Untiefen. Am Ufer blinkte das Wasser so hell, als wäre es mit zahlreichen Diamanten bestreut.
    Von der Dschunke sah ich nichts. Meine Augen hatten sich dennoch gut an die Finsternis gewöhnt, so daß es mir gelang, Umrisse wahrzunehmen. Vor uns öffnete sich tatsächlich die Bucht wie ein gewaltiges Maul. Felsen standen vor, zwischen ihnen schäumte das Wasser, weil es zusammengedrängt wurde und deshalb eine gefährliche Strömung bildete, die schon einem Fluß glich, der auf direktem Weg zum Ufer führte.
    Suzie hatte sich leicht geduckt ud wippte dabei auf den Zehenspitzen. Ihr Gesicht glich einer kalten Maske, an deren Haut Wassertropfen hingen, als seien sie dort festgeleimt.
    »Was ist?« fragte ich.
    »Wenn die Dschunke hier liegt, müßten wir ihren Umriß eigentlich gleich sehen können.«
    »Dann ist es wohl besser, wenn ich mit halber Kraft fahre.«
    »Mit noch weniger.«
    »All right, Madam, einverstanden.«
    Wir nutzten die Strömung aus, die uns näher in die Bucht hineinschob. Ich suchte nach Lichtern, aber auch die weißen Masken auf ihrer Dschunke hatten keine Positionsleuchten gesetzt.
    »Mit dem Boot kommen wir nicht bis dicht an das Schiff heran.« Suzie drehte sich. »Es wäre besser, wenn Sie das Rettungsboot am Heck nehmen und den letzten Rest rudern.«
    »Das habe ich mir auch vorgenommen, ich…«
    »Da«, unterbrach sie mich, »da ist die Dschunke. Links von uns. Himmel, ist die groß.«
    Es kam auf die Perspektive an. Tatsächlich schob sich die Bordwand wie ein gewaltiger Fels von der Wasserfläche aus in die Höhe. Noch waren die Aufbauten nicht genau zu erkennen, aber ich wollte nicht näher heran und stellte den Motor ab.
    Unser Boot lief aus, die Strömung erfaßte es, spielte mit ihm, drehte es im Kreis, schob es mal vor, zerrte es wieder zurück, während ich zum Heck gegangen war und den kleinen Ruderkahn losband, mit dessen Hilfe ich die letzte Strecke bis zum Ziel überwinden wollte. Suzie war mir dabei behilflich, das Boot zu Wasser zu lassen. Es klappte so, als hätten wir es zuvor studiert. Sie beugte sich über die Reling, als ich die Riemen aufnahm. Nach einem kleinen Außenborder hielt ich vergeblich Ausschau.
    »Sie wissen, was Sie zu tun haben?« rief ich ihr zu.
    »Klar doch, viel Glück.« Ihre Stimme klang sehr leise. Ich hörte ihre Angst.
    Auch mir war nicht wohl zumute. Wenn ich mir vorstellte, es gegen die Horde von weißen Masken aufnehmen zu müssen, wobei ich nicht einmal über ihre Anzahl informiert war, wurde mir schon etwas mulmig zumute.
    Ich hatte die Riemen gepackt, zog sie durch, und Suzie ließ den Motor an. Dann drehte sie ab und tuckerte mit halber Kraft davon. Sie wollte nicht bis zum Hafen zurückfahren, eine Telefonzelle fand sie auch an anderer Stelle, schließlich kannte sie die Insel wie ihre Handtasche. Ich ruderte mit der Strömung, die glücklicherweise stärker an-als zurücklief. Im Laufe der Jahre bekommt man bei gewissen Tätigkeiten Routine, so auch hier.
    Das Rudern schaffte ich schon fast profihaft. Wieder einmal mußte ich erleben,

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