Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Babylon in Hongkong

Babylon in Hongkong

Titel: Babylon in Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
daß in der Dunkelheit die Entfernungen doch täuschen können. So sehr ich mich auch in die Riemen legte, es dauerte, bis die Bordwand der Dschunke näher kam.
    Außerdem mußte ich immer damit rechnen, entdeckt zu werden. Auch wenn keine Positionsleuchten gesetzt worden waren, Wachen hatte der Mandarin bestimmt aufstellen lassen.
    Ich dachte über ihn nach, während ich die Ruderblätter durch das Wasser zog. Was war er für ein Mensch? Oder mußte man ihn schon als Dämon oder magisch beeinflußte Person ansehen? Vielleicht wollte er nur das Verbrechen fördern, und dies auf eine Art und Weise, die ihn selbst im Hintergrund ließ.
    Wellen hatten einen Kranz aus hellem Schaum um die Bordwand der Dschunke gelegt. Eine etwas weite Dünung ließ es zu, daß ich auf den letzten Yards nicht mehr zu rudern brauchte. Die langen Wellen schoben mich auf die Dschunke zu, die tatsächlich normal vor Anker lag, und zwar noch ein ziemliches Stück vom Ufer entfernt, weil dort das Wasser einfach zu flach war.
    Ich packte noch einmal die Riemen und sah zu, daß ich bis an die Bordwand herankam und eines der dort hängenden Taue packen konnte. Beim ersten Versuch mißlang es.
    Ich duckte mich, als die Dünung mein Boot bis gegen die Bordwand trieb, wo es cntlangscheuerte, und der dumpfe Aufprall mir überlaut vorkam.
    Hatte man ihn gehört?
    Nein, es zeigte sich niemand an Deck, der über das Schanzkleid blickte. Auch hörte ich keine Stimmen.
    Ich trieb weiter ab, dann abermals heran, hatte die Riemen eingeholt, trieb im Boot und grjff mit beiden Händen zu.
    Diesmal gelang es mir, das Tau zu packen. Rasch vertäute ich das Boot daran. Dann lösten sich meine Füße von den Planken, das Boot trieb ein Stück ab, und ich hing zwischen Wasser und Himmel am Tau fest. Für die Dauer einiger Sekunden ruhte ich mich aus, bewegte die Beine nach vorn und umklammerte auch mit ihnen das starke, nasse Tau. Sekunden später begann der schwierigste und härteste Teil der Arbeit. An einem Tau in die Höhe zu klettern ist nicht eben das Wahre. Ich riß mir die Haut auf, spürte den bösen Schmerz, machte aber weiter. Jede Sekunde, in der ich früher bei Suko war, zählte.
    Ich löste die Beine vom Tau, weil ich mich mit den Füßen an der Bordwand abstützen wollte. So klappte es besser. Das Schanzkleid war vorgebaut worden. Mit Geschick und Glück überkletterte ich es, dann aber hatte ich Pech.
    Ob sie mich erwartet hatten oder ob es Zufall gewesen war, ich konnte es nicht sagen. Kaum hatte ich die fremden Schiffsplanken berührt - wobei ich mich geduckt hatte -, da passierte es. Sie waren da, und sie kamen aus allen Richtungen auf mich zugehetzt. Beinahe lautlos, nur die dumpfen Schläge ihrer Schuhe waren zu vernehmen. Als ich in die Höhe kam, griffen sie an. Wie eine Woge aus Menschenleibern schlugen sie über mir zusammen. Meine Chance, falls ich je eine gehabt hatte, wurde schon im Ansatz brutal erstickt.
    Zwar setzte ich noch eine Faust in ein weißes Gesicht, säbelte mit einem Handkantenschlag zudem eine Maske von den Beinen und sah plötzlich, wie etwas Großes, Schweres auf mich zukam.
    Eine gewaltige Harpune mit einer immensen Durchschlagskraft. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Sie besaß die Breite eines Kanonenrohres und hätte meinen Schädel beim Auftreffen zerschmettert, wenn es mir nicht gelungen wäre, mich zur Seite zu rollen, so daß die Finger der weißen Masken an meiner Kleidung abglitten.
    Die Planken vibrierten, als die Ummantelung der Harpune dicht neben meinem Kopf das Deck traf.
    Dafür erwischte mich ein harter Tritt am Kinn, der mich von einer Sekunde zur anderen groggy werden ließ, aber nicht in die Bewußtlosigkeit hineinriß…
    ***
    »Willkommen, Sohn…«
    Nein, es war kein Scherz, keine böse Satire, keine Einbildung gewesen. Suko hatte den Satz tatsächlich aus der Finsternis gehört, und er war mit einer krächzenden und alt klingenden Stimme gesprochen worden, der dennoch eine gewisse Härte nicht abgesprochen werden konnte. Danach vernahm Suko wieder das Knacken und ein tiefes Seufzen. Auf diese Geräusche achtete er nur mit halbem Ohr, denn der Satz, hatte ihn zu stark geschockt.
    Nicht nur innerlich, auch körperlich, denn ihm war verdammt weich in den Knien geworden. Aus ihnen war die Kraft gewichen, dafür hatte sich das berühmte Pudding-Gefühl ausgebreitet, das dem Inspektor auch nicht unbekannt war. Ebensowenig wie der Schauer auf seinem Rücken, der ihm vorkam wie festgefroren.
    Sein

Weitere Kostenlose Bücher