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Babylon in Hongkong

Babylon in Hongkong

Titel: Babylon in Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich, dem Koloß das zurückzuzahlen, wenn es eben möglich sein sollte. Auch seine Rippen schmerzten. Es war nicht jedermanns Sache, den Druck eines derart mächtigen Körpers auszuhallen.
    Ein weiteres Schott versperrte ihnen den Weg. Die Öllampen warfen ihren Schein als große Kreise gegen das Holz. Als Bemalung zeigte der Zugang einen Drachen mit weit aufgerissenem Maul. Er hatte den Kopf gedreht, der Betrachter konnte in den Schlund schauen und mußte das Gefühl haben, jeden Moment aufgefressen zu werden. Tao schob sich vor, die anderen Masken traten zurück, warteten hinter Suko und gingen auch nicht weg, als Tao das Schott öffnete, in einen dunklen Raum schaute, sich verbeugte und etwas in die Finsternis hineinflüsterte. Suko vernahm eine schwache Antwort, wobei er nicht verstehen konnte, was der andere sagte.
    Tao drehte sich um und kam auf Suko zu.
    Er erinnerte Suko an einen gewaltigen Kraken, der eine helle Haube auf dem Körper trug, so stark schimmerte das Gesicht.
    Er legte seine rechte Hand auf Sukos Schultern, die Finger bewegten sich, klammerten sich fest, dann bekam Suko den Ruck mit, der ihn in die Dunkelheit des anderen Laderaums hineinschleuderte. Er hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten, da er nicht nach vorn schaute, denn hinter ihm geschah etwas.
    Auch Tao betrat den Raum. Er hielt eine Öllampe in der FFand, deren Docht nicht brannte.
    Jemand schloß hinten dem Koloß die Tür und ließ die drei in der dichten Finsternis allein zurück.
    Suko blieb stehen.
    Seine Nackenhaare sträubten sich. Ein warnendes Gefühl hatte ihn befallen und zugleich das Wissen, daß bald etwas geschehen würde. Noch stand er da und wartete.
    Nichts regte sich, auch der Koloß sagte kein Wort. Nur sein Atmen war zu hören.
    Das Geräusch klang in der Dunkelheit überlaut, wurde von einem heftigen Stöhnen begleitet, das ebenso schnell verstummte wie das Knacken der Knochen.
    Dafür vernahm Suko eine Stimme. Sie gehörte einem Mann. Es mußte der Mandarin sein, und er sagte einen Satz, der Suko völlig unvorbereitet traf und ihm einen Schock fürs Leben versetzte.
    »Willkommen, Sohn…«
    ***
    Der Bootsverleiher, ein kleines mickriges Männchen mit ausgefransten Jeans und einem Hongkong-Lacoste-Hemd stellte keine Fragen und forderte nur einen saftigen Preis, als wir bei ihm das Boot leihen wollten.
    »Sollen wir handeln?« fragte Suzie. »Das ist ein Hundesohn, der betrügt uns.«
    »Keine Zeit.« Ich griff bereits in die lasche und holte die Hongkong-Dollars hervor. Der Kerl grinste noch gieriger, riß mir die Scheine aus den Fingern und führte uns zu der schmalen Anlegestelle, wo nicht nur alte Kähne schaukelten, sondern auch zwei schnittige Motorboote, die aussahen wie schwarze Pfeile.
    Wir entschieden uns für das mit den roten Streifen an beiden Bordwänden, auf dessem Heck ein kleines Ruderboot vertäut war, und verzichteten auf eine Einweisung, denn mit einem Motorboot umgehen, das konnte ich.
    Ich half Suzie hinein, ließ mir den Schlüssel zuwerfen und schaute zu, wie der Verleiher das Boot enttäute.
    Die Technik war gut gewartet, kaum hatte ich den Zündschlüssel herumgedreht, schallte der satte Klang an unsere Ohren und überdeckte die anderen Geräusche.
    Wir glitten hinaus in die schwarze Fläche der See, über die hin und wieder funkelnde Lichtreflexe huschten.
    Ich drehte mich für einen Moment um. Die Gestalt des Verleihers war bereits verschwunden. Hinter dem Heck schäumte das Wasser zu breiten Streifen auseinander. Suzie stand neben mir. Ich wußte, daß sie sich erst zurechtfinden mußte. Innerhalb des Hafenwirrwarrs, der aus hohen Bordwänden, Containerschiffen, erleuchteten Restaurantbooten, Kränen, Licht, Schatten und zahlreichen Geräuschen bestand, war es auch für eine Einheimische nicht leicht, die Orientierung zu behalten.
    »Westen oder Osten?« fragte ich.
    Sie fuhr durch ihr Haar. Der Wind hatte es aufgebläht. »Die Generalrichtung ist Westen.«
    »Stark, dann sind wir auf dem richtigen Weg.«
    Die Frau neben mir nickte. »Aber halten Sie sich bitte nahe der Küste auf.«
    »Das will ich wohl meinen.«
    Wir blieben in Sichtweite und natürlich außerhalb der Brandungswellen, die wir als lange, schaumige Streifen sahen, wie sie gegen das Ufer schäumten.
    Der Himmel lag über uns als ein weites, dunkles Tuch, bedeckt mit Sternen und illuminiert von Lichtreflexen, die aus der Tiefe der Millionenstadt gegen den Himmel blitzten. Ein künstliches Licht, grell, farbig, nichts

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