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Babylon in Hongkong

Babylon in Hongkong

Titel: Babylon in Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Vater und der Mandarin waren ein— und dieselbe Person. Auch wenn Suko ihn bisher noch nicht zu Gesicht bekommen hatte, bestand daran kein Zweifel. Unzählige Gedanken wirbelten durch seinen Kopf. Er stellte sich Fragen, ohne je eine Antwort zu bekommen, und war nicht in der Lage, diese Fragen auch in die Finsternis des Laderaums hineinzusprechen. Seine Kehle saß zu.
    Er hätte viel Geld für einen Stuhl gegeben, um sich setzen zu können. Doch das war nicht möglich. Dafür hörte er das leise Lachen, verbunden mit einem Knacken, wie es nur bei Knochen und Sehnen der Fall ist, wenn jemand seine Fingerlangzieht.
    »Na, Sohn…?«
    Schon wieder dieses Wort, das Suko Schauer übeiden Rücken trieb. Sohn, nein, er war nicht der Sohn, er wollte es nicht akzeptieren. Er war als Waise aufgewachsen, aber nicht als Sohn eines verfluchten Mandarins, der sich als Verbrecher herausgestellt hatte.
    »Wo ist Cheng?«
    Die Frage hatte Tao gegolten, der auch eine Antwort gab. »Er konnte nicht mehr geholt werden. Er hat sich gewehrt, da haben ihn deine Diener getötet.«
    Der Mandarin schwieg, dann stöhnte er auf. »Was haben sie getan? Ihn getötet?«
    »Ja.«
    »Aber das geht nicht! Ich brauche ihn! Er hat mich wieder zurechtgeflickt…«
    »Tut mir leid.«
    Der Mandarin heulte auf. »Wie soll ich meinem Sohn gegenübertreten, wenn ihr nicht in der Lage seid, für meine Gesundheit zu sorgen, ihr Versager?«
    »Er ist aber hier!«
    »Das weiß ich. Ich freue mich auch darüber, daß er vor mir steht. Mach Licht!«
    »Sehr wohl, Herr!«
    Suko war gespannt. Er hörte, wie sich der Koloß bewegte. Etwas flackerte auf, beleuchtete das Gesicht des Leibwächters und ließ es noch schauriger aussehen.
    Dann drehte er den Docht einer Öllampe höher, deren Schein so stark war, daß er einen Großteil des Laderaums ausleuchten konnte. Vor allen Dingen die Hälfte, in der Sukos Vater saß.
    Zum erstenmal sah er ihn!
    Und er war geschockt. Schon oft hatte er sich vorgestellt, wie er wohl ausgesehen haben mochte, aber dieses Bild war ihm überhaupt nicht vertraut.
    Auf einem Stuhl mit hoher Lehne in einer schiefen und gleichzeitig verkrümmten Haltung ein Mensch, der bereits ins Greisenalter gekommen war. Auf seinem Kopf wuchs kein Haar. Eine Kappe bedeckte etwa ein Drittel der Glatze. Das Gesicht besaß eine faltenreiche, reliefartige Haut, die Augenbrauen waren geschwungen, so daß er einen verächtlichen Ausdruck bekommen hatte. Er trug ein langes, dunkelgrünes Gewand, das seinen Körper verbarg und nur die Hände freiließ, die aus den Ärmellöchern hervorwuchsen. Suko fiel auf, daß sein Vater sehr lange Finger besaß, als wären sie künstlich an die Hand genäht worden.
    Tao stand einige Schritte seitlich von ihm entfernt und hatte dort eine lauernde Haltung eingenommen. Er würde sofort eingreifen, wenn er es für nötig hielt.
    Ein dünner, schwarzer Bart wuchs auf der Oberlippe des Mandarins und zeichnete noch die Mundwinkel ein Stück weiter nach. Suko gefiel diese Erscheinung überhaupt nicht, und auch nicht der Blick dieser dunklen Augen, in deren Pupillen noch der Widerschein des Öllichts geisterte. Der Mandarin bewegte seine Finger. Er zerrte an ihnen, als wollte er sie abreißen. Wieder erklang das Knacken, aber diesmal in sein kratziges Lachen hinein.
    »Hast du es gehört, Sohn? Hast du es gehört?«
    Suko nickte.
    »Du wunderst dich, wie?«
    »Kaum.« Suko sprach mit einer Stimme, die er selbst nicht kannte.
    »Es ist nicht zu überhören, denn es hat seinen Sinn. Glaube nur nicht, daß ich nur wegen der Geräusche meine Finger, Gelenke und Sehnen in die Länge ziehe, glaube das nur nicht. Es hat seinen Grund, und der ist verdammt schlimm. Ich will es dir erzählen, denn du könntest mein Nachfolger werden.« Der Mandarin nickte, wobei es so aussah, als würde er jeden Moment seinen Kopf verlieren. »Ich bin sehr alt, ich habe immer versucht, am Leben zu bleiben und den Göttern zu dienen. Es war nicht einfach, und sie erwischten mich. Zuerst dachte ich, daß sie mir die Kehle durchschneiden würden, denn sie haßten alle Mandarine. Dann aber warfen sie mich in eine Schlucht und ließen mich liegen, weil sie mich für tot hielten. Doch ich war nicht tot. Freunde fanden mich und holten den Knochensetzer. Er sorgte dafür, daß ich wieder gehen, stehen und sitzen konnte, wenn auch unter großen Mühen. Aber ich lebte, und ich zahlte es den anderen zurück. Ich sammelte meine Getreuen um mich. Wir zerschlugen die Bande

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