Babylon: Thriller
ständigen Bedrohungen ausgesetzt und versucht dennoch, das Grab Nahums und die Synagoge zu restaurieren. Du hast nicht einen Funken Anstand im Leib, Phillip.«
Er lächelte und reagierte nicht auf meinen Vorwurf. »Du kriegst nichts, John, erst recht nicht den Vermeer. Du lieber Himmel, er ist mindestens genauso viel wert wie die Schrifttafel.«
»Die Schrifttafel wurde gestohlen. Du kannst sie nicht ohne Risiko feilbieten.«
»Es gibt keinen Beweis dafür. Sie steht in keinem Museumskatalog und ist nicht durch irgendwelche Zeichen markiert, anhand derer man sie identifizieren könnte.«
Ich dachte, dass dieser Augenblick so gut wie jeder andere war, um das Blatt zu wenden. Ich holte mein Mobiltelefon aus der Tasche und hielt es hoch. »Ich habe damit jemanden angerufen, ehe ich hereinkam. Die Verbindung hat die ganze Zeit bestanden. Am anderen Ende hat ein Freund von mir jedes Wort aufgezeichnet.«
Das rief nicht die gewünschte Wirkung hervor. Laurel gab einen Laut der Belustigung von sich und Phillip lachte schallend. »Dieser uralte Trick. Glaubst du wirklich, ich würde darauf hereinfallen? Ich bin nicht hirntot. Mein Büro ist für private Gespräche präpariert. Ich habe Kunden, für die ist Diskretion eine absolute Notwendigkeit. Man weiß nie, wer einen zu belauschen versucht. Es gibt in dieser Richtung heutzutage einige sehr wirkungsvolle Technologien, die ich nur zu gerne nutze. Hier drin ist drahtlose Kommunikation nicht möglich.«
Als ich einen Blick auf das Display meines Telefons warf, sah ich die Nachricht, dass kein Netz zu finden war. »Dann gehe ich zur Polizei.«
»Sie haben dir ja schon bei Hal nicht geglaubt. Sie bräuchten einen richterlichen Beschluss, um meine Galerie zu durchsuchen, und um den zu kriegen, müssen Sie Beweise vorlegen. Und ehe es dazu kommt, ist die Schrifttafel längst verschwunden.«
Laurel hob die Schultern, als wollte sie sagen, dass sie in dieser Angelegenheit nichts für mich tun könne und dass das weitere Geschehen nicht mehr in ihren Händen liege.
Ich spürte, wie in mir ein Damm brach und mein Zorn Oberhand gewann. »Bedeuten Ari und Samuel dir denn überhaupt nichts?«
»Spiel bloß nicht den Heiligen, John. Du wolltest ja selbst die Tafel an dich bringen. Du warst als Erster auf dem Friedhof, ohne dass irgendjemand etwas davon wusste. Der Friedhofswärter hat dich genau beschrieben.« In ihrer Stimme lag nichts Bösartiges. Wenn überhaupt, dann war allenfalls ein gewisses Amüsement darüber zu erahnen, dass sie mir ein Schnippchen geschlagen hatte. Es kam mir so schizophren vor, diese Art moralischer Gleichgültigkeit, ihre Fähigkeit, das Ganze als ein Spiel zu betrachten und keinen einzigen Gedanken an die Folgen zu verschwenden.
Phillip brachte mich nach draußen. Ich ging etwa einen halben Block nach rechts bis zu dem Kleintransporter eines Elektrikers, vergewisserte mich, dass weder Phillip noch Laurel mich beobachteten, und machte mich durch einen halblauten Ruf bemerkbar. Die Seitentür des Vans öffnete sich. Gentile machte ein sorgenvolles Gesicht. »Wir haben nichts als Rauschen gehört«, sagte er.
»Phillip Anthony hat sein Büro gegen Funksignale abgeschirmt.« Ich zog mein Hemd aus, nahm die Drähte und Klebestreifen ab und reichte ihm den Kassettenrecorder.
Ich kannte den Mann nicht sehr gut, aber ich hatte angenommen, dass Lachen ein völlig fremder Gesichtsausdruck für ihn war. Er bewies mir das Gegenteil, als ein breites Grinsen seine Miene aufleuchten ließ. »Dieser altmodische Kram ist mir allemal lieber. Clever von Ihnen, beide Möglichkeiten zu nutzen; anderenfalls wäre er vielleicht misstrauisch geworden. Haben Sie alles mitgekriegt?«
»Jedes Wort. Sie sind gehängt, gestreckt und gevierteilt.«
Während er und ein Agent des Dezernats für Kunstdiebstähle beim FBI sich die Aufnahme anhörten, schaute ich mir auf einem Bildschirm im Kleinlaster Bilder vom Eingang der Galerie an. Licht drang durch das vergitterte Fenster und ich glaubte, die Schatten der beiden umhergehen zu sehen. Es gab keinen Hinterausgang. Weder Laurel noch Phillip kamen heraus. Mit ein wenig Glück würde das Ganze auf einen dreifachen Erfolg hinauslaufen, falls der Michelangelo und der Vermeer ähnlich dubioser Herkunft waren.
»Okay, das klingt absolut super«, sagte Gentile. Der FBI -Agent nickte zustimmend und telefonierte. Innerhalb weniger Minuten stoppten zwei unauffällige Wagen am Bordstein vor der Galerie. Ich ließ mir das Vergnügen
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