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Babylons letzter Wächter (German Edition)

Babylons letzter Wächter (German Edition)

Titel: Babylons letzter Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Reich
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Gesicht, gegen die blendende Sonne. Dort drüben, eine Dreiviertelstunde mit der Bahn entfernt, lag Uptown mit seinen Prachtfassaden. Und über allem ragte der Turm, das Wahrzeichen. Steves Mutter Joceline arbeitete in einer Boutique der Shopping Mall, die in den ersten hundert Etagen lag. Zack sprang mit seinem Skateboard über den Ticketschalter und eilte auf die 707er Linie zu, die gleich abfahren würde. Die Leuchten über den Einstiegstüren waren gerade von grün auf rot umgesprungen. Zack gab noch mal richtig Gas und donnerte hinein, in die Masse der Vormittagspendler. Ein Geschäftsmann prallte zu Boden, seine Brille segelte in hohem Bogen unter die Sitze. Aufgrund seiner starken Kurzsichtigkeit konnte er seinen Angreifer nicht erkennen, der schon im Eilschritt zum nächsten Abteil unterwegs war, die Gedanken längst woanders, das Board unter den Arm geklemmt wie einen Schutzpanzer. Er griff in die Seitentasche seiner Hose und zog die Kopfhörerkabel seines MP3-Players heraus, um sich die Zeit zu vertreiben.
     
    *
     
    „ He Cracknigger, bist spät dran. “
    „ Hab ich was verpasst?”
    „ Ne, nicht wirklich.”
    Der Imperial Park erstrahlte in gesundem Blattgrün und sattem Rasen. Hier gab es sauberes Wasser in Hülle und Fülle, soviel war klar.
    „Lass uns erstmal einen bauen.“
    „ Klingt gut.“
    Sie suchten nach ein paar Büschen, hinter denen Sie ungestört waren. Der Park galt als Copfreie Zone. Aber sicher war man nie. Sie reichten die Tüte vom einen zum anderen, vom anderen zum einen, und wieder zurück. Die Strahlenkraft der Sonne nahm zu und die Geräusche wurden dumpfer. Aber war nicht das ganze Leben, oder zumindest dieses ihrer Generation ein einziger MTV-Clip? Zack und Steve, oder auch die Ganjabrothers, wie sie sich selbst nannten, waren nicht authentischer als the real life . Wenn man seit dem Kleinkindalter vom Fernsehen großgezogen wurde, legte man manchmal den Kopf leicht schräg und lauschte. Auf die Lachsalven. Auf den Applaus. Die einfach fehlten. Denn das Leben imitierte nur das Fernsehen. Denselben Glanz würde es nie erreichen. Insofern gab ihnen das Kiffen nur ihren ursprünglichen Zustand zurück. Das Hintergrundrauschen formte sich neu. Und darin konnten sie hören, was ihre Hirne brauchten, um die Wirklichkeit zu begreifen: Die verzerrten und monotonen Lacher, die ihnen begreiflich machen konnten, wann etwas lustig war. Zu selbstständigen Emotionen waren sie nicht mehr fertig. Sie spielten sie nach, wie sie es aus den Soapoperas gelernt hatten. Genau das erwarteten die Menschen. Echte Gefühle verwirrten nur. Wie echt waren die Gefühle ihrer Freundschaft? So echt wie die der Schauspieler von OC California . Zack mochte es, dass sie dieselben Interessen teilten. Andere Kids hätten gemeinsam an der Playstation gezockt. Oder Schach gespielt. Weil es eben alleine weniger Spaß bereitete. Zack und Steve hatten das Skaten und Gras. Mehr erwarteten sie nicht voneinander. Es gab keine Not, die man mit seinen Freunden teilen wollte und keine Freude.
    „ Morgen Abend ist die Fete bei Patrick.“
    „ Oh fuck, und ich hab kaum noch Gras. Kannst mir was borgen?“
    „ Ne, Alter. Bin selber grad knapp dran.“
    „ Warum probieren wir’s nicht bei Ian?“
    „ Gute Idee. Hab gehört, der hat ’ne frische Lieferung Armageddon Skunk reinbekommen.“
    „ Coole Sorte. Haut rein wie Sau, das Zeug.“
    „ Ja, aber schlecht für die Bong. Schmeckt besser in der Tüte.“
    „ Mann, jetzt fang nicht wieder damit an.“
    „ Genauso wie Dosenbier besser schmeckt als Flaschenbier.“
    „ Wegen dem vagen Metallgeschmack, ich weiß. Mir ist das nicht so wichtig.“
    „ Weswegen aus dir auch nie ein Kenner der feinen Partykultur wird.“
    „ Also müssen wir noch bei Ian vorbeischauen. Am besten nach Fünf. Da dürfte er am besten zu erreichen sein.“
    „ Kein Hektik. Sein Hauptgeschäft geht erst nach zehn Uhr richtig los.“
    „ Was ist denn weibermäßig auf Patricks Fete am Start?“
    „ Jennifer, Isabella, Madison, Hailey…“
    „ Hör bloß auf, ich krieg jetzt schon nen Hammer.“
    „ Ich werde mein Glück bei Hailey versuchen.“
    „ Wir können nicht ewig Jungfrauen bleiben, weißt du? Die anderen Jungs in der Klasse haben alle schon ihr erstes Mal hinter sich.“
    Er steuerte auf den Brunnen zu. Zack, noch ganz in Gedanken an die Party, hatte Steves Abwesenheit gar nicht bemerkt. Eilig stieg er auf sein Board und fuhr ihm hinterher.
     
    *
     
    Während die Kirchen

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