Baccara Collection 185
zum Speisezimmer und genoss es, dass er ihr folgen musste, während sie verstohlene, geschockte Blicke auf sich zog. Sie hielt den Kopf stolz hoch. Schließlich war sie daran gewöhnt, Aufsehen zu erregen.
Sie war oft genug mit Russ und Jack im Gaspard House gewesen, um sich hier auszukennen. Beim ersten Besuch hatte sie dieses historisch bedeutende und elegante Haus für ein Märchenschloss gehalten. Valerie hatte seit dem letzten Mal einige Veränderungen vorgenommen, und Blumenarrangements und Zimmerpalmen dienten eigens für diesen Abend als Schmuck. In erster Linie merkte man allerdings, dass es sich um das Zuhause einer glücklichen Familie handelte. Bliss unterdrückte den unvermeidlich aufkommenden Neid und griff nach einem Teller.
„Bin ich froh, dass deine Mutter Wert auf nahrhaftes Essen legt.” Sie füllte ihren Teller mit kräftig gewürztem Hühnchen und Wursteintopf. Kerzen flackerten in silbernen Haltern, und eine Eisskulptur zierte den Tisch. „Ich kann diese zickigen und zimperlichen Scarlett O’Haras nicht ausstehen, die kein Steak hinunterbringen, weil es undamenhaft sein könnte. Du vielleicht?”
„Darüber habe ich nie nachgedacht”, erwiderte Logan und reichte ihr eine Serviette.
Bliss ließ den Blick über einige Frauen gleiten, die sich mit feinem Gebäck, kleinen Sandwiches und Champagner begnügten. „Nervtötende Kühe.”
„Deine Ausdrucksweise hat mich schon immer beeindruckt.”
„Ich kann in über zwanzig Sprachen fluchen. Kleine Kostprobe gefällig?”
„Verschone mich oder wenigstens die Gäste meiner Mutter”, warnte Logan.
Lächelnd nahm sie von einem Kellner einen Teller mit Schellfisch entgegen, tauchte eine n Bissen in Meerrettichsoße, schob ihn sich in den Mund und schloss verzückt die Augen.
„Wie konnte ich dieser Stadt nur so lange fernbleiben?”
Logan beobachtete sie, doch Bliss konnte nicht sagen, ob das Funkeln in seinen Augen Verachtung oder Bewunderung ausdrückte. „Wie ich sehe, scheinst du immer noch eine Frau mit beachtlichem … Appetit zu sein.”
Sie verstand die Anspielung und lächelte sinnlich und herausfordernd. „Das kannst du ganz leicht herausfinden, Amigo.”
„Allmählich reicht …”
„Bliss!” Eine dunkelhaarige Frau in einem langen grünen Satinkleid eilte durch den Raum und umarmte Bliss. „Lieber Himmel, bist du direkt vom Himmel gefallen?”
„Könnte man sagen.” Lachend stellte Bliss den Teller weg, drückte Valerie Gaspard Campbell an sich und erwiderte voll Zuneigung die Wangenküsse. „Du siehst toll aus, Val!”
„Und du bist eine geborene Schwindlerin!”
„Nein, ich meine es ernst. Du wirst immer jünger.”
Sogar viele junge Frauen hätten Valerie um die dunklen Augen und die schlanke Figur beneidet. Ihr lebhaftes Wesen und ihre Talente als Gastgeberin täuschten außerdem über einen messerscharfen Verstand und einen klaren Instinkt fürs Geschäft hinweg, mit dem sie jahrelang die weitverzweigten Gaspard Enterprises geleitet hatte. Seit Logan die Zügel übernommen hatte, gab Valerie sich mehr den Genüssen des Lebens hin.
„Sehr nett von dir, das zu sagen”, antwortete Valerie. „Ich habe gerade einen kurzen Urlaub hinter mir.”
„Hat dir gut getan. Hey, ich habe dir was mitgebracht.” Bliss drückte ihr noch einen Kuss auf die Wange. „Der ist von Jack.” Valerie lächelte bei der Erwähnung ihres Exmannes. „Wie geht es dem alten Raubein?”
„Er steht wie immer unter Dampf. Russ und er sind unten in Alamagordo. Vielleicht suchen sie jenseits der Grenze nach Öl.”
„Ach, dieser Jack! Ständig auf der Suche nach dem Gold am Ende des Regenbogens.”
„Meistens findet er es auch, was der Firma Campbell-Drilling gut tut, nicht wahr, Logan?”
„Dad hatte immer Glück”, räumte er ein. „Ich wundere mich nur, dass er auf die Firmenpilotin verzichten kann.”
„Auch ich habe Anspruch auf Freizeit”, entgegnete Bliss.
Mit sechzehn hatte sie den Pilotenschein gemacht und flog seither die Leute von Campbell-Drilling. Mit dreißig hatte sie mehr Flugstunden hinter sich als die meisten Berufspiloten ihres Alters. Und weil Jack und Russ einen Hang zu den gefährlichsten Gegenden der Welt hatten, war sie mehr als ein Mal haarscharf an einer Katastrophe vorbeigeschrammt.
„Da kann ich dir nur Recht geben.” Valerie hakte Bliss unter.
Ein beliebtes Tanzorchester der Stadt spielte Melodien aus den vierziger Jahren. Alle lächelten, nur Logan nicht. „Also, Bliss, was führt
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