Baccara Collection 185
wichen die Leute zur Seite, und Logan traf es wie ein Schlag.
Die Frau war fast so groß wie er, und die gebleichte Jeans unterstrich ihre Kurven. Ihr schimmerndes platinblondes Haar reichte ihr bis zur Taille. Aus dem Chambray-Hemd waren die Ärmel herausgerissen worden. Die große silberne Gürtelschnalle und die Ohrringe glitzerten im Licht. An einem Knie klaffte ein Loch in der Jeans, und die Stiefel waren mit roten und grünen Chilischoten verziert.
Von so einem Gesicht mit hohen Wangenknochen, einer geraden Nase und einem üppigen Mund träumten Männer. Am beeindruckendsten war jedoch die Mischung aus Selbstbewusstsein und Provokation, die sie zur Schau trug, und als sie das Haus betrat, als gehörte es ihr, verblasste neben ihr jede andere Frau.
„Von mir aus können Sie der Kaiser von Amerika sein, Charlie”, erklärte sie dem Butler mit einer Stimme, die den härtesten Mann verzaubern konnte. „Ich habe eine Einladung.” Von Langeweile war keine Rede mehr. Logans Blutdruck schoss in die Höhe, in ihm begann es zu sieden.
Verdammt - Bliss!
Bliss Abernathy hörte gar nicht, was der Butler einwandte, als sie der abweisende Blick aus Logans goldbraunen Augen traf. Spöttisch lächelnd schlenderte sie auf ihn zu. „Es ist schwer, einen Termin bei dir zu bekommen, Herr Anwalt”, sagte sie leise und sinnlich und so sanft, dass es sich geradezu wie das Schnurren einer Katze anhörte.
„Bliss! Was für ein unerwartetes … Vergnügen.”
Lachend strich sie über sein Seidenrevers. „Aalglatt wie eh und je.”
„Aufreizend wie eh und je, vor allem, wenn du ein Fest störst.” Er schickte den erleichterten Butler weg und ließ den Blick über ihre Aufmachung gleiten. „Besitzt du kein Kleid?”
Sie zuckte bloß mit den Schultern. „Ich dachte, wenn Campbell-Drilling schon so viel springen lässt, spielt es keine Rolle, was ich trage. Ich war schließlich nie der Typ für Perlen und Pailletten, oder?”
„Eher für Ölschlamm und Schlick.”
Bliss lachte schallend. „Sieh an, der Goldjunge hat seine Wurzeln doch nicht vergessen.” Sie strich ihm spielerisch über die Wange. „Übrigens … schön, dich zu sehen, Amigo.”
Logan hielt ihre Hand fest. Bliss hoffte inständig, dass er nicht merkte, wie es ihr unter die Haut ging, als ihre Blicke sich begegneten. Das wäre schrecklich demütigend gewesen. Doch sie war nicht umsonst zusammen mit harten Männern aufgewachsen. In unzähligen Spelunken und auf Ölfeldern hatte sie gelernt, sich selbst zu schützen. Es kam nur auf Haltung an. Zeigte man die geringste Schwäche, war man verloren.
Bliss hatte nicht die Absicht, Logan Campbell zu zeigen, dass er ihr Schwachpunkt war. Lieber hätte sie Gift geschluckt. Hätte er auch nur geahnt, dass sie verletzlich war, hätte sie bei ihm nichts erreicht. Und sie hatte keine Lust, noch mehr Zeit zu verlieren.
Logan hatte sich in den anderthalb Jahren, seit sie sich nicht gesehen hatten, kaum verändert. Er sah unverschämt gut aus. Die kräftige Nase und das kantige Kinn, eine Gemeinsamkeit mit seinem Bruder, unterstrichen seine maskuline Ausstrahlung. Er war bei weitem nicht so massig wie die Ölarbeiter, mit denen sie sonst zu tun hatte, sondern schlank, und er bewegte sich mit der Geschmeidigkeit eines Raubtiers.
Kein Mann sollte in einem Smoking so gut aussehen wie er!
Sie war neun Jahre alt gewesen, als ihr Vater bei einem Unfall auf einem Ölfeld starb. Damals hatte Jack Campbell die verzweifelt schluchzende Tochter seines Partners Chuck Abernathy in die Arme genommen und ihr versprochen, sie nie allein zu lassen. Sie sollte für immer zu seiner Familie gehören, genau wie die damals vierzehnjährigen Zwillinge.
Russ Campbell war schon vor dieser Tragödie wie ein großer Bruder für sie gewesen, ihr Beschützer. Logan dagegen hatte sie stets als Außenseiterin behandelt. Seit sie ihm Juckpulver ins Bett gestreut hatte, waren sie ständig aufeinander losgegangen. Im Lauf der Jahre hatten sich nur die Regeln des Kampfes geändert.
Natürlich war sie nicht begeistert, dass sie den Löwen in seiner Höhle aufsuchen musste, doch es war Jacks Idee gewesen. Sie hatte den Firmenjet nicht von Alamagordo hierher geflogen, um sich von einer eleganten Gesellschaft abschrecken zu lassen.
„Wo ist denn deine Mom?” fragte sie und entzog ihm ihre Hand. „Ich würde ihr gern hallo sagen. Außerdem habe ich Hunger. Gibt es hier auch was zu futtern?”
Bevor Logan überhaupt zu Wort kam, ging sie schon
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