Baccara Collection 185
denen sie reden konnte. Vielleicht fand sie sogar den Richtigen, der auf seinen Garten stolz war und abends grillte, der sie liebte und mit ihr Kinder großzog.
Sorgfältig bestrich sie eine Scheibe Brot mit Butter. „Ich weiß es noch nicht genau, Val. Ich habe lange hart gearbeitet und will mich erst einmal entspannen und Freunde besuchen.” Sie warf Logan einen Blick zu. „Außerdem habe ich in letzter Zeit Interesse an Tennis entwickelt.”
Er stand auf. „Ich muss ins Büro. Später habe ich eine Verabredung mit Laura Ramirez, der Reporterin, die wir beim Lattimer-Empfang trafen. Erinnert ihr euch? Sie schrieb vor fünf oder sechs Jahren diesen Bericht über den Brand der Odessa-Quelle und über Russ und Dad, und sie wird uns helfen, Material gegen Tom Barnette zu sammeln.”
„Ach, Logan”, meinte Valerie besorgt, „verfolgst du noch immer diese Angelegenheit?”
„Ich habe es Dad versprochen.”
„Du weißt, dass euer Vater unglaublich starrsinnig sein kann.”
„Mach dir keine Sorgen, Mom”, erwiderte Logan. „Vielleicht kommt ohnedies nichts dabei heraus.”
„Nun ja, ich wünsche dir einen schönen Tag, mein Lieber”, sagte Valerie und bot ihm die Wange zum Kuss. „Und töte für mich einen Drachen.”
„Gern, Mom.” Er nickte Bliss zu.
„Bring seinen Kopf auf einer Lanze nach Hause”, spottete sie.
Wortlos verließ Logan den Raum.
Valerie stellte seufzend die Tasse aus der Hand. „Ich hatte gehofft, ihr beide hättet nach so langer Zeit endlich das Kriegsbeil begraben. Du willst doch, dass er dir hilft, nicht wahr?”
„Sicher”, entgegnete Bliss verunsichert.
„Dann, Liebste, solltest du daran denken, dass man Fliegen mit Honig fängt, nicht mit Essig.”
„Auch wenn Sie es behaupten, Sie sehen absolut nicht wie eine Pilotin aus.”
Bliss’ leises Lachen hallte durch die elegante Empfangshalle von Gaspard Enterprises. „Wie reizend von Ihnen. Ihr Chef setzt Sie sicher in der Öffentlichkeitsarbeit ein, damit Sie die Frauen bezaubern.”
Logan, besagter Chef, stockte in der Tür seines Büros und traute seinen Augen nicht, so sehr hatte Bliss sich verändert.
Elegante graue Weste, weiter Rock mit afrikanischen Motiven, Schuhe mit hohen Absätzen, Strumpfhose und Schmuck - so saß sie auf dem Schreibtisch seiner Sekretärin und ließ sich von seinen Juniorpartnern umwerben.
Chuck Borden, der soeben das Kompliment ausgesprochen hatte, wirkte so gefesselt wie die meisten Menschen, die zum ersten Mal mit Bliss Abernathy zusammentrafen. Sogar Madeline Hughes, Logans stämmiger Vorzimmerdrache, lächelte. Das lange Haar fiel offen auf Bliss’ Rücken und lockte jeden Mann im Raum. Logan wurde wütend.
„Da ist ja mein Partner”, gurrte Bliss, glitt vom Schreibtisch und hakte ihn unter. „Höchste Zeit.”
Logan sah so grimmig drein, dass sich die Bewunderer hastig zurückzogen. „Wie üblich machst du nichts als Ärger”, sagte er leise, da Madeline aufmerksam zu ihnen hinübersah.
„Was willst du hier, Bliss?”
„Dich zum Mittagessen ausführen.”
„Ich habe keine Zeit, um …”
„Doch, die hast du. Nicht wahr. Maddie?”
„Wieso riecht es hier nach einer Verschwörung?” fragte er grimmig.
„Komm schon”, meinte Bliss lachend. „Wir müssen übers Geschäft sprechen, und das ist viel angenehmer beim Essen. Ich lade dich ein. Mach bloß keine Schwierigkeiten, Amigo.” Gaspard Enterprises war in einem historischen vierstöckigen Gebäude am National Register untergebracht. Sie gingen zu dem wackeligen, aber immer noch einwandfrei arbeitenden Aufzug. „Ich bringe ihn gesund und munter zurück, Maddie.”
„Lassen Sie sich Zeit.” Madeline deutete auf einen Stapel Akten neben dem Computer. „Ich hinke immer hinterher und bin froh, wenn mein arbeitswütiger Boss mal nicht da ist.”
„Sekretärinnen kann man ersetzen”, sagte Logan, als sie den Aufzug betraten und er den Knopf fürs Erdgeschoss drückte.
„Das glaubst du doch selbst nicht.” Bliss strich das Haar über die Schulter zurück. „Du solltest Maddie eine Gehaltserhöhung dafür geben, weil sie es mit dir aushält.”
„Mrs. Hughes wird gut bezahlt.” Die schwüle Luft Louisianas schlug ihnen auf der Straße entgegen.
„Im Leben gibt es mehr als Geld.” Bliss wandte sich dem French Quarter zu. Trotz der Hitze wirkte sie kühl, als könnte ihr das Klima nichts anhaben.
„Das sagst ausgerechnet du.”
Sie ging schneller und bog in die Royal Street ein, die für die
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