Baccara Exklusiv 53
seine Lippen waren grimmig zusammengepresst. Offenbar hatten Megan und Travis ihm ganz schön zugesetzt.
Mollie hatte fast ein wenig Mitleid mit ihm. Sie sah zu, wie er ihren Koffer heraushob. Dann fasste sie sich ein Herz, atmete tief durch und ging zu ihm hinüber.
„Danke, dass Sie meine Sachen geholt haben.“
„Sie werden nicht lange genug hier zu sein, um alles zu brauchen, was in diesen Koffer passt“, antwortete er und ging an ihr vorbei zum Haus.
„Es ist der einzige Koffer, den ich besitze“, erklärte sie, während sie neben ihm herlief. „Ich bezweifle, dass Megan mehr als nötig eingepackt hat.“
Er blieb im Flur vor einer Zimmertür stehen, drückte die Klinke und öffnete die Tür weit. Der Raum war offensichtlich als Gästezimmer gedacht. Er sah unbenutzt aus. Deke deutete mit einem Kopfnicken zu einer weiteren Tür. „Dort drüben ist das Badezimmer. Es hat eine Verbindungstür zum Kinderzimmer, so werden Sie in der Lage sein, das Baby zu hören.“
„Danke.“
Er sah sie kurz an. „Kein Grund, dankbar zu sein. Ich habe wirklich nichts getan.“ Dann drehte er sich auf dem Absatz um und verschwand, doch schon kurze Zeit später konnte sie seine entrüstete Stimme hören. „Was zum Teufel haben Sie mit meinem Zimmer gemacht!“, schrie er.
Sie folgte seiner Stimme und fand ihn in der Mitte seines Schlafzimmers, das nun sauber und ordentlich aussah. „Ich habe mir nur mein Geld verdient“, antwortete sie ruhig.
Es war ihm anzusehen, dass er gern noch mehr gesagt hätte, aber entschlossen war, es für sich zu behalten. Sie konnte ihm dazu nur gratulieren, denn sie hatte lediglich das getan, was sie zuvor angekündigt hatte.
„Im Ofen brutzelt gerade ein Braten vor sich hin“, verkündete sie nun. „Wir können in einer Stunde essen.“ Damit drehte sie sich um und ließ ihn stehen.
Deke war klar, dass er sich in Schwierigkeiten befand. Das hatte überhaupt nichts mit der Tatsache zu tun, dass er nun ein reinliches Zimmer besaß mit frischem Bettzeug und zweifelsohne sauberen Handtüchern im Bad.
Alles ging ihm zu schnell. Er war noch nicht bereit für all diese Veränderungen, konnte damit einfach nicht umgehen. Unglücklicherweise blieb ihm offensichtlich keine andere Wahl.
Er wandte sich um, ging den Flur hinunter und hinaus auf den Hof. Der Frau, die seine Tochter in den Armen hielt, schenkte er keine Beachtung. Er hatte nur noch das Bedürfnis, allem zu entfliehen.
Kurze Zeit später befand er sich auf einer Landstraße, die hinauf in die Hügel führte, wo er garantiert Einsamkeit und Ruhe finden würde. Nichts wie weg, dachte er und wusste nicht, ob er die nächsten Wochen und Monate überleben würde – geschweige denn die nächsten Jahre.
Deke fuhr die staubige, holprige Straße entlang und sah hinaus in die hügelige Landschaft. Jedes Mal, wenn er auf einer Kuppe angelangt war, öffnete sich der Blick auf eine weitere Kette sanft geschwungener Höhenzüge. Er fragte sich, wie er es so lange in seinem Zimmer hatte aushalten können. Hier war sein wirkliches Zuhause. Hier konnte er frei atmen und den Blick schweifen lassen.
Sein Großvater hatte Jahre gebraucht, um die Ranch aufzubauen. Den Gewinn investierte er in den Erwerb von noch mehr Land. Sein einziger Sohn, Dekes Vater, hatte allerdings nicht das geringste Interesse an der Farm. Er war in den Krieg gezogen und niemals heimgekehrt.
Deke würde nie den Tag vergessen, an dem er dieses Land und den Mann, der sein Großvater war, zum ersten Mal gesehen hatte. Als er sieben Jahre alt war, nahm seine Mutter den Bus von Greensboro, Mississippi, und fuhr mit ihm nach Agua Verde, Texas. In der kleinen Stadt kletterten sie aus dem Bus, und irgendwie brachte sie es fertig, jemanden aufzutreiben, der sie beide zur Ranch hinausfuhr.
Heute war Deke eher in der Lage, zu verstehen, was damals geschehen war, doch damals befand er sich in einem wilden Aufruhr der Gefühle, und seine Gedanken wirbelten durcheinander. Seine Mutter hatte ihm nur mitgeteilt, dass er seinen Großvater kennenlernen werde. Natürlich hatte er sich zunächst darauf gefreut, einen neuen Verwandten kennenzulernen. Seinen Vater hatte er nicht gekannt. Einzig ein paar verwackelte Schnappschüsse, die vor Dekes Geburt aufgenommen worden waren, erinnerten an ihn.
Niemals würde er vergessen, wie er Hand in Hand mit seiner Mutter in der Zufahrt gestanden hatte und den alten Mann auf sich zukommen sah.
„Hallo“, hatte seine Mutter gesagt. „Ich bin
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