Baccara Exklusiv 56
klang müde und sehr, sehr traurig.
Und dann war er gegangen. Das leise Zufallen der Tür war für Bailey wie eine Explosion, und sie zuckte zusammen.
„William“, flüsterte sie. Ein Schluchzen entrang sich ihrer Kehle, und Tränen liefen ihr über die Wangen. „Oh, William …“
Mit zitternden Beinen ging sie zum Tisch und ließ sich auf einen Stuhl sinken.
Das ist ein Albtraum, dachte sie verzweifelt. Himmel, was hatte sie getan? Schreckliche Worte waren aus ihrem Mund geströmt, wie ein reißender Fluss, der außer Kontrolle geraten war, als habe es plötzlich zwei Bailey Crandells gegeben.
Als sie so geheult hatte, hatte sie doch eindeutig erklärt, dass sie mehr wollte als nur „Sweet Fantasy“, dass sie mehr brauchte, dass sie William wollte.
Und dann?
Dann war sie durchgedreht. Sie hatte William ins Gesicht geschrien, das Geschäft sei ihr Baby, und er könne zum Teufel gehen mit seinem Heiratsantrag und seinen Vorstellungen, dass eine Mutter immer zu Hause zu sein hatte.
Schon am allerersten Tag, als sie William kennengelernt hatte, hatte er ihr von seiner Kindheit erzählt. Sie hatte zwar zugehört, aber doch nicht richtig aufgenommen, wovon er in Wahrheit gesprochen hatte. Er strebte nur deswegen nach Perfektion wegen des Schmerzes, der Einsamkeit, des Gefühls, betrogen worden zu sein – wegen alldem, was er als kleiner Junge erlebt hatte.
Wir werden es aber nicht schaffen, Bailey, du und ich, hatte er gesagt.
„Oh, William.“
Die Tränen liefen ihr über Gesicht und Hals, ohne dass sie darauf achtete. Sie presste die Fingerspitzen auf die Lippen und starrte die Tür an, beschwor sie aufzugehen, und wusste doch, dass nichts ihr helfen würde. William war gegangen. Sie stand müde auf und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
Schlafen. Sie musste sich ausruhen, auch wenn es nur für ein paar kurze Stunden war. Aber sobald die Körbe für die Chamberlains vollständig gepackt waren, würde sie sich vollkommen auf William konzentrieren. Liebe musste doch alle Widerstände besiegen. Verdammt, so war es doch.
Und sie liebte William so sehr, unwiderruflich und für immer und ewig.
Aber wie, um alles in der Welt, dachte sie im nächsten Augenblick, soll ich ihn davon überzeugen, dass wir auch tatsächlich eine wundervolle Zukunft vor uns haben können? Denn es war bestimmt ein Kompromiss möglich, ein Mittelweg. Es musste einfach einen geben. Sie konnten ihre Probleme lösen, wenn sie es gemeinsam taten. Im Moment kannte sie zwar die Antworten noch nicht, aber sie glaubte aus ganzem Herzen daran, dass sie sie finden würden.
Doch würde es ihr gelingen, das auch William begreiflich zu machen?
Wie sollte sie das schaffen?
Sie wusste es einfach nicht.
12. KAPITEL
Alice Lansing Wilson betrat Williams Büro, stützte die Hände flach auf seinen Schreibtisch, beugte sich vor und sah William böse an.
„Worin besteht dein Problem, Mr. Lansing?“, fragte sie. „Ich bin vorbeigekommen, um mich zu erkundigen, ob du mit mir essen gehen würdest, und dabei entdecke ich, dass deine Sekretärin, die arme, liebe Betty, Pläne für deinen Tod schmiedet. Wirklich, William. Sie versucht, sich eine Methode auszudenken, wie sie dich ermorden kann, ohne dass die Polizei merkt, dass sie es war. Ich habe zwar schon von Depressionen gehört, die berufstätige Leute haben, wenn sie montags wieder arbeiten müssen, aber das ist lächerlich. Du bist unerträglich, William.“
„So, bin ich das? Na und!“ William knallte eine Schublade seines Schreibtisches zu, um seinen Gemütszustand zu betonen.
Alice richtete sich auf, verschränkte die Arme vor der Brust und kniff die Augen zusammen, während sie ihren mürrischen Bruder musterte.
„Es muss sich um Schwierigkeiten mit einer Frau handeln“, erklärte sie schließlich. „Hoffentlich ist es Bailey. Sag mir, gibt es Ärger im ‚Sweet Fantasy‘-Land? Du siehst aus, als hättest du nicht gut geschlafen, und der Himmel weiß, dass du unglaublich schlechte Laune hast. Also sprich.“
„Alice, geh weg.“
„Nein.“
„Die Antwort habe ich erwartet.“ William seufzte. „Also, okay. Ja, es handelt sich um Schwierigkeiten mit einer Frau. Und, ja, diese Frau ist Bailey, und es ist ein großer Schlamassel. Ein riesiger Schlamassel. Verdammt!“ Er schlug mit der Hand auf den Tisch. „Alice, ich liebe diese Frau wahnsinnig, und ich bin furchtbar unglücklich.“
Ein Lächeln erhellte Alices Gesicht. „Du liebst Bailey Crandell? Das allerdings
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