Baccara Exklusiv 56
getan, erinnerst du dich?“ Er wartete auf Baileys Antwort, doch sie schwieg. „Hey! Du! Es ist zwei Uhr nachts, um Himmels willen!“
„Ich weiß, wie spät es ist“, erklärte Bailey nun. „Aber ich brauche die Gewissheit, dass wir auch keinen Fehler gemacht haben.“
„Das ist ja wohl der Gipfel.“ Kopfschüttelnd hob William die Hände.„Das reicht jetzt aber. Wir sind fertig, und jetzt verschwinden wir von hier. Und zwar auf der Stelle.“
Mit einem Ruck fuhr Bailey auf und funkelte ihn an. „Ich überprüfe meine Spezialitätenkörbe nach dem Packen immer noch einmal.“
„Das ist sicher sehr lobenswert, aber nicht um zwei Uhr nachts, verdammt noch mal!“
„Schrei mich nicht an, William Lansing.“
„Ich schreie nicht“, brüllte er.
Bailey brach in Tränen aus.
„Oh, nein“, rief William, als Bailey auf einen Stuhl sank. „Jetzt habe ich es geschafft.“
Er lief zu ihr und wollte Bailey an sich ziehen, blieb dann aber stehen, als sie die Hände vors Gesicht legte … und laut aufschluchzte. William erstarrte und sah sie mit großen Augen an. Er hielt die Arme immer noch steif ausgestreckt und wirkte wie ein Roboter, dem plötzlich die Energie ausgegangen ist.
Und Bailey weinte und schluchzte.
„Oh, Mann.“ William erwachte langsam wieder aus seiner Erstarrung. Er hockte sich neben Bailey und legte vorsichtig eine Hand auf ihre Schulter, die andere auf ihr Knie.
„Bailey, warum weinst du? Bitte wein doch nicht. Schau, es tut mir leid, dass ich dich angeschrien habe. Und das habe ich wirklich. Ich weiß es doch selber, und ich entschuldige mich aus tiefstem Herzen. Okay? Bailey?“
„Geh einfach weg.“ Ihre Stimme klang immer noch erstickt, aber nun weinte Bailey nicht mehr, sondern schniefte nur noch, doch sie hielt den Kopf auch weiterhin gesenkt und verbarg ihr Gesicht hinter den Händen. „Geh doch“, forderte sie ihn erneut auf.
„Kommt nicht infrage“, antwortete William entschieden und überlegte dann einen Moment. „Weinst du, weil ich dich angeschrien habe? Ich meine, kannst du das nicht ertragen? Ist das der ganze Grund für deine Tränen? Ich versuche ja, es zu verstehen, Bailey, wirklich. Bitte sprich doch mit mir.“
Bailey atmete noch einmal tief ein, nahm die Hände vom Gesicht und drehte den Kopf zumindest so weit herum, dass sie William ansehen konnte. Doch es hingen immer noch Tränen auf ihren Wangen. Sie war bleich, ihre Nase war rot, und ihre Unterlippe zitterte.
„Ach, Liebling“, sagte William.
Er holte ein sauber gefaltetes Taschentuch aus seiner Hose und gab es ihr. Sie betupfte damit ihre Nase und ließ dann die Hände in den Schoß fallen.
William stand auf und zog seinen Stuhl direkt neben ihren. Er setzte sich wieder, stützte die Ellbogen auf die Knie und verschränkte locker die Finger ineinander.
„Lass uns am Anfang beginnen“, schlug er sanft vor. „War es mein Geschrei, das dies eben ausgelöst hat?“, drückte er sich bewusst vorsichtig aus.
Bailey starrte auf ihre Hände hinunter. „Ja … Nein …“ Sie hatte einen Schluckauf und wartete einen Moment, bis sie fortfuhr. „Deine Reaktion war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Es war einfach kein Platz mehr dafür.“
„Das tut mir wirklich leid. Und was waren die anderen Tropfen?“
„Ich weiß nicht … Ich bin nur … so müde. Sogar meine Knochen sind müde, meine Zähne, mein Haar. Ich könnte auf der Stelle einschlafen. Dabei muss ich morgen arbeiten … nun, tatsächlich ist es ja schon heute. Ich muss also wieder herkommen, um die Schokoladenhütchen mit Schlagsahne zu füllen, damit alles bereit ist, wenn der Sohn der Chamberlains mittags kommt und die Körbe wegholen kann. Nie wieder will ich einen dummen, hässlichen Korb sehen, solange ich lebe.“
„Das kann ich ja verstehen, aber …“
„Und weißt du noch etwas“, fuhr Bailey fort, als hätte William gar nichts gesagt, „wie krank es einen Menschen machen kann, den ganzen, langen Tag Bonbons ansehen zu müssen? Ich hasse saure Drops. Und Sahnebonbons. Und Schokolade erinnert mich an Schlamm. Schlamm, sage ich dir. Ekliger, dicker Schlamm. Alles, was ich tue, ist arbeiten. Arbeiten, arbeiten, arbeiten. Es ist nicht genug. Ich will und brauche mehr in meinem Leben. Hörst du mir überhaupt zu, William?“
Bailey brach ab und legte die Hände an die Wangen. Dann starrte sie William mit weit aufgerissenen Augen an.
„Oh, du lieber Himmel, ich kann gar nicht glauben, dass ich
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