Baccara Exklusiv 56
die anderen waren nirgends zu sehen. Anscheinend war ihnen die Flucht gelungen, als sie die Sirenen hörten. Zumindest war es ihnen gelungen, dieser Situation zu entgehen. Wahrscheinlich befanden sie sich längst auf dem Rückweg nach Buckhorn und konnten es kaum erwarten, Geschichten von Jordans Abstecher in den hiesigen Sündenpfuhl zu verbreiten.
Sein Gedankengang riss ab, als ein junger Polizist auf die Bühne kletterte und sich der Tänzerin näherte. Sie sah aus, als wollte sie weglaufen. Dann nahm sie jedoch eine trotzige Haltung ein und begann sich mit dem Polizisten anzulegen. In ihrem Aufzug wirkte das eher lächerlich. Eine fast nackte Frau konnte man in einer solchen Situation kaum ernst nehmen.
Jordan bewegte sich mit dem Rausschmeißer in ihre Richtung, um dazwischenzugehen. Ein anderer Polizist stellte sich ihm aber schon nach zwei Schritten in den Weg. Überall um sie herum schrien und fluchten Männer, was ihnen wenig nützte. Da ihm keine andere Wahl blieb, ließ Jordan den Rausschmeißer los. Der bewegte sofort prüfend die malträtierte Hand und drohte ihm Konsequenzen an. Ihm wurden Handschellen angelegt, und dann wurde er hinaus zu den anderen bereits verhafteten Männern geführt. Der Polizist wandte sich an Jordan und runzelte die Stirn.
Da es unvermeidbar war, streckte Jordan die Hände aus und ergab sich dem einzigartigen Erlebnis, mit Handschellen gefesselt zu werden. Neben ihm protestierten Männer und wurden dafür rüde hinausgeführt. Jordan schüttelte den Kopf über das demütigende Schauspiel und behielt die Frau im Blick. Jemand sollte ihr wenigstens anbieten, sich etwas anzuziehen, dachte er.
„Sie sind nicht von hier, oder?“, fragte der Polizist Jordan.
„Nein, ich bin aus Buckhorn“, gestand er widerwillig, obwohl bereits klar war, dass sein Abenteuer seinen Brüdern nicht verborgen bleiben würde. Damit würden sie ihn bis in alle Ewigkeit aufziehen.
Der Polizist hob eine Braue und grinste zufrieden. „Das ist mal eine Abwechslung. Sie können in meinem Wagen warten, während ich den Sheriff von Buckhorn benachrichtige. Er kann sich mit Ihnen befassen und mir den Ärger ersparen.“
Als der Polizist gehen wollte, fragte Jordan: „Was ist mit der Frau?“
„An Ihrer Stelle würde ich mir lieber Sorgen um meine eigene Haut machen“, erwiderte er und fügte hinzu: „Der Sheriff aus Buckhorn ist ein ziemlich harter Bursche.“
Da der Sheriff niemand anders als Jordans Bruder Morgan war, war er sich dieser Tatsache durchaus bewusst. Er verlor die Frau aus den Augen, als man ihn hinausführte, durch den Regen und auf den Rücksitz eines Streifenwagens, wo er sein Schicksal verfluchte und seine Libido, die sich zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt bemerkbar gemacht hatte. Der Wagen, in dem er hergekommen war, stand längst nicht mehr auf dem Parkplatz. Das bewies, dass die anderen bereits nach Hause gefahren waren.
Die Tür des Streifenwagens wurde erneut geöffnet, und ein Polizist half der Frau beim Einsteigen. Sie zögerte, als sie Jordan im Wagen sitzen sah, der sie völlig perplex anstarrte.
„Grundgütiger“, flüsterte sie, ließ sich in den Sitz fallen und schlug die Hände vors Gesicht. „Und ich habe schon gedacht, der Abend könnte nicht schlimmer werden.“
Jordan atmete den Duft ihrer regennassen Haut ein und stellte fest, dass, was ihn betraf, die Nacht eine dramatische Wendung zum Besseren genommen hatte.
2. KAPITEL
„Wohnen Sie in Buckhorn?“, erkundigte sich Jordan, da das die einzige Erklärung dafür sein konnte, weshalb die Tänzerin jetzt neben ihm im Wagen saß.
Da sie nicht antwortete, warf der Polizist Jordan einen Blick von Mann zu Mann zu und sagte: „Ihrem Ausweis zufolge wohnt sie dort.“
Jordan beugte sich vor, um ihr Gesicht zu sehen, doch weil sie noch immer die Hände davor hielt, war das nicht möglich. Behutsam umfasste er ihre Handgelenke und nahm ihre Hände herunter. Ihre Handschellen berührten sich klirrend.
Um sie zu beruhigen, sagte er mit sanfter Stimme: „Wo genau? Ich habe Sie noch nie vorher gesehen.“ Andernfalls hätte er sich sicher an sie erinnert. Selbst wenn sie vollständig bekleidet gewesen wäre und so etwas Harmloses getan hätte, wie im Supermarkt einkaufen, wäre sie ihm bestimmt aufgefallen. Sie hatte etwas an sich, das ihn tief im Innern berührte.
Allein ihr jetzt so nah zu sein, löste eine erotische Anspannung in ihm aus. Ihre Blicke trafen sich; seiner war neugierig, ihrer wachsam und
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