Baccara Exklusiv Band 04
Stuart. Zum Teufel mit diesem irritierenden Frauenzimmer! Noch immer spürte er die Schramme, die sie ihm mit ihrer Tasche verabreicht hatte, und er erinnerte sich auch noch genau, was sie zu ihm gesagt hatte – als sei er ein engstirniger Tyrann, der sich wegen Luke und L. C. total auf dem Holzweg befand.
Er war so jung gewesen wie Luke heute, als er Präsident des Familienunternehmens wurde, und seitdem war er quasi das Familienoberhaupt. Er war es nicht gewöhnt, dass sein Urteilsvermögen in Frage gestellt wurde. Doch so ungern er es auch zugab, hatte er Respekt vor Chelseys beharrlicher Haltung. Sie trat für ihre Schwester ein, und wenn jemand Loyalität in der Familie anerkannte, dann er.
Die Bewunderung für Chelsey Stuarts familiäre Tugenden konnte aber nicht der alleinige Grund für diese starke Anziehung zwischen ihnen sein. Ein Blick in die großen, grün schimmernden Augen dieser Frau, und er hatte sich gefühlt, als würde eine starke Strömung ihm den Boden unter den Füßen wegziehen. Bevor er überhaupt wusste, wie ihm geschah, hatte er sie geküsst und wilde Fantasien über Sommernächte am Strand gehabt.
Er, ausgerechnet er! Der Mann, der nie woanders mit einer Frau geschlafen hatte als in einem bequemen Bett.
Ein bequemes Bett … Er lachte sarkastisch auf. In Hotelbetten schlief er nie besonders gut, und dass es sich diese Nacht um ein Hotel der Storm-Kette gehandelt hatte, hatte ihn nicht gerade aufgeheitert. Unentwegt hatte er nach Fehlern und Kritikpunkten gesucht, aber überhaupt keine gefunden. Alles am Sea King Hotel war einwandfrei, teuer und luxuriös. Ein schönes Plätzchen, wenn man Chrom, Glas und eine Einrichtung mochte, die so steril war wie in einem Krankenhaus. Er mochte das nicht.
Als er den Wagen dann endlich aus der Tiefgarage ins helle Tageslicht gefahren hatte, fluchte er vor sich hin. Jetzt war auch noch die Hoteleinfahrt blockiert!
Einer dieser kleinen Fernsehübertragungswagen sowie der Kombi einer Nachrichtenagentur standen dort, und auf dem Gehweg zum Hotel drängelten sich Reporter und Fotografen.
Zähneknirschend setzte er zurück. Vielleicht war ein Filmstar angekommen, oder Xavier Storm selbst lieferte einen seiner wohl kalkulierten öffentlichen Auftritte.
Da sah Adam plötzlich eine vertraute Gestalt, die sich durch den Schwarm der Reporter kämpfte. Miss Stuart ließ ihr langes braunes Haar wie ein Schild vor ihr Gesicht fallen, um den Mikrofonen und dem Blitzlichtgewitter zu entgehen. Als sie nun verzweifelt hochblickte, wahrscheinlich um nach einem Fluchtweg zu suchen, sah er Panik in ihren Augen – wie bei einem Rehkitz inmitten einem Rudel Wölfe.
Er reagierte ganz spontan, ohne an die Konsequenzen zu denken, schaltete blitzschnell die Gänge und steuerte an dem Fernsehwagen vorbei auf den Gehsteig.
Das Aufheulen des Motors und die quietschenden Reifen lenkten die Paparazzi für einen Moment von ihrem Opfer ab. Er lehnte sich über den Beifahrersitz und öffnete rasch die Tür.
"Kommen Sie", rief er. Sie starrte ihn zunächst fassungslos an, dann stolperte sie mit einem dankbaren Stoßseufzer zu seinem Wagen und sprang hinein. Selbst als sie die Tür bereits geschlossen hatte, drückten die Reporter ihre Mikrofone gegen die Scheiben.
"Miss Stuart! Werden Sie bei Storms Scheidung aussagen?"
"Stimmt es, dass Sie und Storm ein Liebesnest in Paris haben?"
"Was ist mit dem Gerücht, dass Sie Nacktfotos von Storm für die Zeitschrift She aufgenommen haben?"
Endlich erreichte er die Straße und scherte ungeachtet der Hupsignale in den Verkehr ein, als werde er verfolgt. Erst als er die Gewissheit hatte, nun einen sicheren Abstand zwischen Miss Stuart und der Meute vor dem Hotel geschaffen zu haben, steuerte er an den Fahrbahnrand.
Dort drehte er sich zu ihr. Sie hatte die Armlehnen des Ledersitzes fest umklammert, war schneeweiß im Gesicht und zitterte wie Espenlaub – ob durch seinen Fahrstil oder den Angriff der Presse, hätte er nicht sagen können.
"Sind Sie in Ordnung?" fragte er sie.
Sie nickte und stammelte atemlos: "Es kam nur so … so unerwartet. Als ich die Lobby betrat … haben sie schon auf mich gewartet. Na… natürlich bin ich es sonst gewöhnt, mit Journalisten fertig zu werden."
Im Moment schien sie allerdings überhaupt nichts gewöhnt zu sein, sondern kurz vor einem Schock zu stehen, aber da er eine impulsive Mutter und eine Nichte im Teenageralter hatte, war das Trösten verwirrter weiblicher Personen nichts Ungewohntes
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