Baccara Exklusiv Band 04
sich entschlossen den Flanellmorgenmantel an, der am Bettende gelegen hatte. Sie war lange genug herumkommandiert worden. Lucas' Mokassins sahen warm und bequem aus, und sie schlüpfte hinein und ging entschlossen zur Tür hinaus.
Die drei Walkingtons drehten sich bei ihrem Eintreten abrupt herum, und auf allen drei Gesichtern lag derselbe angespannte Zug. Wohl ein Familienmerkmal, dachte Chastity ironisch. "Ich bin jetzt wach", erklärte sie warnend. "Und zwar hellwach, und ich hasse nichts mehr als Auseinandersetzungen."
Mit einem gewissen Stolz stellte sie fest, dass sie ihre Wut und ihre Stimme unter Kontrolle hatte. "Es ist schon schlimm genug, dass du mich, müde wie ich war, nach Oklahoma geschleppt hast, aber jetzt bin ich wieder mein eigener Herr. Meine Hochzeit wird am nächsten Samstag stattfinden. Und wenn du nicht aufhörst, die Mädchen herumzukommandieren, kannst du deine Rolle als Bräutigam vergessen", erklärte sie und verdrängte das prickelnde Gefühl in ihrem Magen, als Lucas' Blick auf ihre nackten Beine fiel, dort, wo der Bademantel ein wenig aufklaffte.
Sie atmete tief durch und streckte sich. "Summer, Raven, wenn euer Vater darauf besteht, mich zu heiraten – ein Opfer, das er der Ehre wegen unbedingt erbringen will –, dann bestehe ich darauf, dass ihr bei der kirchlichen Trauung meine Brautjungfern seid. Ich habe immer nach dem Motto gehandelt, wenn du etwas machst, dann mache es richtig."
"Es ist Dienstagmorgen", bemerkte er ausdruckslos. "Bis Samstag sind es noch vier Tage."
"Ich sagte bereits, dass ich völlig wach bin. Das bedeutet eben für dich, dass du noch vier Tage auf der Couch schlafen musst", erwiderte sie hitzig. Lucas hatte genug Befehle erteilt, jetzt würde sie einmal ein paar Dinge klären. Trotzdem lief ihr ein erregender Schauer über den Rücken, als er andeutete, dass er nur widerwillig allein schlief. Er gehörte ihr und sie ihm, aber es gab Regeln. "Ich bin nicht mehr so müde, Lucas, und ich möchte, dass wir ab jetzt alle Entscheidungen, die uns gemeinsam betreffen, auch gemeinsam fällen. Wie denkst du darüber?" forderte sie ihn heraus.
Raven kicherte und umarmte ihren Vater, der Chastity fassungslos anstarrte. "Dad, du solltest dein Gesicht sehen", rief sie entzückt aus, bevor Lucas zur Tür hinausging und sie lautstark hinter sich zuzog.
Chastity lächelte gequält und war selbst überrascht, wie entschlossen sie auftreten konnte. Dann zog sie den Morgenmantel noch enger um sich, setzte sich an den Tisch und griff nach einer Scheibe Toast. Die Mädchen sahen zu, wie sie an ihrem Toast kaute und einen düsteren Blick zur Tür warf, durch die Lucas eben hinausgegangen war. "Dieser Mann ist wirklich schwierig", murmelte Chastity.
"Ja", bestätigten die Zwillinge sofort im Chor.
Chastity erhob einen Zeigefinger. "Aber", warf sie ein, "er kann auch sehr liebenswürdig und zuvorkommend sein."
"Klar." Dem Tonfall der Mädchen mangelte es allerdings an Ehrlichkeit.
"Letzte Nacht haben wir ihn das erste Mal seit Jahren richtig lachen gehört", erklärte Raven.
Chastity zog den Bindegürtel enger und freute sich darüber, dass sie ihr Leben endlich wieder in ihren eigenen Händen hielt. Sie aß langsam ihren Toast und bedauerte es nicht, Abschied von der stillen, farblosen Chastity genommen zu haben. Lucas hätte dieses arme Geschöpf wie ein Bulldozer überrollt, jeglicher Anflug von Romantik wurde von ihm gleich im Ansatz unterdrückt.
Aber wenn sie schon Lucas hatte, dann wollte sie auch den ganzen Kuchen. Sollte er doch von Pflichtgefühlen reden, sie würde schon dafür sorgen, dass in ihrer Ehe auch Platz für Liebe und Romantik sein würde.
Sie wollte Lucas Walkington – angefangen bei seinem abgegriffenen Cowboyhut bis hin zu den staubigen Stiefeln. Langsam breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus. "Wir werden dafür sorgen, dass euer Vater wieder richtig lachen kann. Heute Abend, nachdem ihr die Hausaufgaben gemacht habt, werden wir die Hochzeit planen. Bitte sagt eurem Vater, dass er die Kirche für ein Uhr mittags bestellen soll. Ich bin sicher, dass es hier irgendwo eine hübsche Dorfkirche gibt, und genau dort will ich heiraten – in Weiß. Eine Freundin hat mir ihr Kleid und den Schleier gegeben."
Chastity atmete tief durch und fühlte, wie Kraft sie durchströmte. Vielleicht machte das die saubere Luft im weiten, wilden Oklahoma. Oder vielleicht war es Lucas Walkington, der darauf wartete, von ihr herausgefordert zu werden. Sie
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