Baccara Exklusiv Band 04
haben Sie denn an Ihrer Haustür?"
Er presste die Lippen zusammen. "Zwei. Aber was ist, wenn jemand die Vögel stehlen würde?"
Karen lachte innerlich bei dem Gedanken an Vogeldiebe.
"Möglich, dass es jemand versuchen würde", meinte sie. "Aber ich wette, niemand aus Rocky Ridge hätte einen blassen Schimmer, wie er eins von diesen säbelbewehrten Federviechern in einen Anhänger bugsieren sollte."
Mike lächelte über Karens drollige Ausdrucksweise.
"Außerdem ist es nicht einfach, eine so heiße Ware loszuwerden. Man kann einen Strauß nicht direkt an jeder Straßenecke verkaufen", fügte sie hinzu.
"Oder bei einer Pfandleihe versetzen", ergänzte er. "Hören Sie, Karen, ich weiß es sehr zu schätzen, dass Sie mich in die Stadt fahren", sagte er dann. "Besonders, da ich mir gut vorstellen kann, wie Sie für Miss Quincy empfinden …"
"Sie haben ja keine Ahnung, wie tief ich für Miss Quincy empfinde", unterbrach sie ihn und umklammerte das Lenkrad ein wenig fester.
"Wirklich? Erzählen Sie mir von ihr."
Sie hatte sich geschworen, nicht darüber zu reden. Denn wenn sie erst einmal von dem leidigen Vergnügungsparkprojekt anfinge, würde sie wahrscheinlich die Beherrschung verlieren und völlig irrational werden. Aber da er schon mal danach gefragt hatte …
Sie legte den nächsten Gang ein und trat das Gaspedal durch. "Phyllis Quincy ist ein Geier, der für Geld buchstäblich alles tun würde. Zwei Jahre lang hat sie Clem bearbeitet, die Red Canyon zu verkaufen. Clem wollte sich nicht darauf einlassen, also ist die clevere Miss Quincy zu Plan B übergegangen."
"Plan B?" Mike runzelte fragend die Stirn.
"Sie fing mit netten kleinen Schikanemethoden an, indem sie uns ununterbrochen darauf hinwies, wie absurd die Idee einer Straußenfarm sei und dass Clem bei diesem Unternehmen jeden Cent verlieren würde. Sie führte beredsam Argumente an, machte großartige Versprechungen, lockte mit Versuchungen jeglicher Art, von einem neuen Wagen bis hin zu einer Europareise. Ich glaube, sie hat sogar Sex angeboten. Aber Clem war nicht interessiert."
Karen starrte missbilligend durch die Windschutzscheibe. "Schließlich hat sie ganz großes Geschütz aufgefahren. Es folgten körperliche Drohungen und Graffitis an der Scheunentür, anonyme Anrufe. Auf einer leeren Weide brach plötzlich auf mysteriöse Weise ein Grasbrand aus, und jemand schoss auf einen der Emus."
"Sie meinen, um ihn zu töten?" Mikes grüne Augen wurden fast schwarz. "Aber da steckte doch sicher nicht Miss Quincy dahinter. Sie scheint eine sehr nette, sehr tüchtige Frau zu sein. Vielleicht war es nur ein willkürlicher Gewaltakt."
"Beweisen kann ich es nicht", sagte Karen laut. Aber ich weiß es, dachte sie im Stillen. "Seien Sie nur vorsichtig, und unterzeichnen Sie nichts, bis ein Anwalt jedes einzelne Wort mit der Lupe geprüft hat."
"Miss Kessler, ich kann Ihnen versichern, dass ich in juristischen Angelegenheiten kein Idiot bin. Verträge sind ein Hauptbestandteil meines Geschäfts."
Aha, jetzt waren sie also wieder bei der förmlichen Anrede "Miss Kessler" angekommen. Wenn er auch nur ein bisschen von Clem hätte, würde ihm aufgehen, welche Möglichkeiten … ach, zum Teufel, was nützte das schon? Als sie den Jungen aus seiner vertrauten Umgebung rissen, hatten sie ihm damit offenbar auch jegliches Gefühl für das Land genommen, aus dem er kam.
"Es sollte nur eine freundliche kleine Warnung sein, mehr nicht", sagte sie. "Ich kann Sie nicht daran hindern, die Red Canyon zu verkaufen. Aber bitte übereilen Sie nichts, okay?"
"Wie ich Ihnen gestern Abend bereits mitteilte, habe ich vor, alle Möglichkeiten zu erkunden", erwiderte er. "Und da wir gerade davon sprechen … vielleicht wissen Sie ja eine Alternative. Ich bin nicht immun gegen überzeugende Argumente. Und irgendetwas sagt mir, dass Sie ziemlich überzeugend sein können, wenn Sie wollen."
Er unterstrich diese provozierende Bemerkung mit einem angedeuteten Lächeln, und seine geheimnisvollen grünen Augen blitzten.
Flirtete er etwa mit ihr?
Unsinn, das war lächerlich! Ein verlockender Gedanke, sicher, aber völlig abwegig. Trotzdem schlug ihr Puls ein wenig schneller bei der Vorstellung, dass dieser attraktive Mann an ihr als Frau interessiert sein könnte … Nein, dummes Zeug, das war er nun bestimmt nicht.
Doch er hatte Recht. Bis jetzt hatte sie nur herumpalavert und eher abgehobene Gründe angeführt, warum er das erhalten sollte, was seine Vorfahren aufgebaut
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