Baccara Exklusiv Band 04
Haar aufstieg. Ein Regentropfen hatte sich auf ihrer Nase verirrt, und er hatte den verrückten Wunsch, ihn wegzuküssen.
Zum Teufel! Diese Frau zog ihn an wie ein Magnet. Wahrscheinlich würde sie ihm einen Kinnhaken verpassen, wenn sie wüsste, was er gerade dachte.
"Macht das Gewitter den Straußen nichts aus?" erkundigte er sich, um auf andere Gedanken zu kommen.
Karen startete den Motor. "Wir haben einen Unterstand für sie auf der Weide errichtet. Aber ein paar von den dummen Dingern sind da einfach nicht hineinzubekommen. Regen stört sie anscheinend ohnehin nicht. Und die Emus lieben Regengüsse geradezu. Es sind sehr widerstandsfähige, anspruchslose Tiere, die selbst extreme Temperaturschwankungen vertragen."
"Dann müssten sie ja hier gut zurechtkommen. Ich habe gehört, die Sommer in Oklahoma können sehr heiß und die Winter sehr kalt sein."
"Genau deshalb will ich sie hier ja auch ansiedeln." Geschickt wendete sie den Lastwagen und fuhr langsam durch den strömenden Regen zurück zum Haus. "Strauße gedeihen auch noch unter sehr kärglichen Bedingungen, und sie benötigen darüber hinaus nicht viel Platz. Man kann ein Dutzend Vögel auf einem Morgen Land halten. Das Futter ist billig – ein ausgewachsener Vogel frisst pro Tag für nicht mehr als einen Dollar. Und im Allgemeinen sind sie auch einfach zu halten. Seit Clems Tod habe ich die ganze Arbeit allein bewältigt, und es war gar nicht so schlimm."
"Sie meinen, Sie sind die einzige Angestellte hier auf der Ranch?" fragte er verwundert.
"Richtig, das bin ich."
"Gibt es hier noch andere Farmer, die Strauße züchten?"
"Noch nicht. Sie beobachten alle die Red Canyon und warten ab, was sich hier tut. Bis jetzt ist noch niemand sonderlich beeindruckt. Aber das werden sie sein, sobald die Hennen mit Eierlegen anfangen. Und es kann praktisch jeden Tag so weit sein."
"Und was passiert dann?" wollte Mike wissen.
Er klingt ja aufrichtig interessiert, dachte Karen. Schon dass Mike unaufgefordert beim Abladen der Säcke mit zugepackt hatte, hatte sie überrascht. Vielleicht gab es ja doch noch Hoffnung für ihn.
"Wir verkaufen die Eier und fangen an, unsere Schulden abzuzahlen", fuhr sie fort. "Immerhin ist ein Ei ungefähr tausend Dollar wert."
"Sie machen Witze!"
"Ein Paar Jungstrauße kann man gut und gerne für sechstausend verkaufen. Und ein ausgewachsenes Zuchtpaar …" Sie legte eine Pause ein, bevor sie ihren Trumpf ausspielte. "… bringt unter Umständen siebzigtausend Dollar ein."
"Wollen Sie mir damit etwa weismachen, diese Horde von Federviechern da draußen …"
"… ist runde vierhunderttausend Dollar wert. Wenn Sie die Emus noch dazurechnen, haben sie leicht eine halbe Million Dollar in Viehbestand."
"Könnten Sie sie tatsächlich für diesen Preis verkaufen?"
Ihr gefiel der Klang dieser Frage nicht. Möglich, dass er nur aus Neugier fragte – vielleicht versuchte er aber auch auszurechnen, wie viel er aus diesem unverhofften Glücksfall herausschlagen konnte.
Sie antwortete sehr bedächtig. "Wenn ich genügend Zeit hätte, ja, dann könnte ich sie zu einem Spitzenpreis verkaufen, sobald sie tatsächlich mit Eierlegen angefangen haben. Aber das wäre wirklich eine Schande. Clem und ich haben die meisten dieser Vögel gekauft, als sie erst wenige Wochen alt waren. Wir haben unsere gesamten Ersparnisse in die Aufzucht investiert. Jetzt sind sie endlich kurz davor, Dividenden abzuwerfen, und sie könnten jahrelang unser Einkommen sichern – und mehr. Strauße werden bis zu fünfzig Jahre alt …"
"Oh, das habe ich nicht gewusst." Mike schwang sich aus der Fahrerkabine und rannte ins Haus.
"Und was möchten Sie sonst noch über die Red Canyon wissen?" fragte Karen wenig später beim Abendessen.
"Ich schätze, ich sollte erst einmal einen Blick in die Bücher werfen, um zu sehen, wie schlimm es wirklich um die Ranch steht", erklärte Mike. "Sie führen doch Buch, oder?"
"Ja …", kam die etwas zögernde Antwort.
"Wo liegt dann das Problem?"
"Es gibt kein Problem, wirklich. Es ist nur so, dass ich noch nicht dazu gekommen bin, Ihnen die Finanzlage ausführlich zu erklären. Clem hatte nicht besonders gut für den Fall seines Todes vorgesorgt. Genau genommen, haben wir beide uns nie damit auseinander gesetzt. Als er dann starb, war sein gesamtes Vermögen eingefroren. Mir blieb also keine andere Wahl, als ein paar raffinierte Manöver zu veranstalten. Die Vögel brauchten Nahrung und ich ebenfalls."
"Was für Manöver?"
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