Baccara Exklusiv Band 04
fragte Mike hellwach.
Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Karen jemand war, der die Bücher manipulierte. Andererseits … was wusste er schon über sie?
"Tauschgeschäfte. Ich bekomme eine Kühltruhe voll Fleisch, Trockenfutter und Sprit für den Lastwagen. Meine Nachbarn erhalten dafür einen zukünftigen Anteil an den ersten Straußeneiern, die die Red Canyon produziert. Jedes ungelegte Ei hält fünfhundert Anteile zu einem Dollar das Stück. Wenn ich das Ei für tausend Dollar verkaufe, haben die Investoren ihr Geld verdoppelt. Es ist vielleicht eine ungewöhnlich Transaktion, aber vollkommen legal. Sie macht sich nur etwas seltsam in der Bilanz."
"Sie meinen, Sie haben die Ranch weiter bewirtschaftet ohne einen Cent Bargeld?" rief er verblüfft. "Was ist mit den Stromrechnungen? Den Steuern? Und was ist mit Ihrem Gehalt?"
"Steuern sind noch nicht fällig. Die Stromrechnung, nun ja, die ist längst überfällig. Und Gehalt habe ich schon seit über einem Jahr nicht mehr bekommen", antwortete sie offen.
"Und Sie arbeiten immer noch hier?" Für ihn war das eine vollkommen logische Frage, Karen aber schaute ihn an, als wäre er nicht bei Verstand.
"Selbstverständlich arbeite ich noch hier! Es ist mein Leben! Und es ist etwas, was ich gern tue. Können Sie verstehen, was es bedeutet, etwas aus reiner Freude an der Sache zu tun? Weil es wichtig ist? Geld spielt dabei keine Rolle. Aber der Fortbestand der Ranch!"
Er tupfte sich den Mund mit seiner Serviette ab. "Regen Sie sich doch nicht so auf! Ich weiß durchaus, was es bedeutet, etwas aus Freude an der Sache zu tun."
"Was zum Beispiel?" fragte sie herausfordernd.
Ein wehmütiges, schmerzliches Gefühl stieg in ihm auf, und er schwieg einen Moment. "Ich habe früher Möbel gebaut", sagte er dann ruhig. "Ich war sogar verdammt gut darin, aber es war nicht direkt ein Gewinn bringendes Unternehmen. Meine Eltern hatten schon alle Hoffnung aufgegeben, dass jemals etwas aus mir würde. Im College habe ich mehr geschmirgelt als studiert."
"Als Möbeltischler hätten Sie doch auch etwas werden können."
"Ich hätte vielleicht sogar meinen Lebensunterhalt damit verdienen können, aber ich war zu ungeduldig. Jedenfalls … Tischlern war nicht das, was mein Vater unter einer nützlichen Beschäftigung verstand. Und so schaffte ich es – als gehorsamer Sohn, der ich nun mal war –, meinen Abschluss in Betriebswirtschaftslehre zu machen, und fand eine lukrativere Möglichkeit, mein täglich Brot zu verdienen."
"Und Möbel bauen Sie gar nicht mehr?" Sie schien ganz verstört zu sein bei dem Gedanken.
"Ab und zu arbeite ich noch an einem Stück." Obwohl er, wenn er es recht bedachte, bestimmt schon seit drei Jahren seine Drehbank nicht mehr angerührt hatte.
"Dann müssten Sie meine Situation doch eigentlich verstehen." Karen sah ihn mit sanften blauen Augen an, Augen, die voller Hoffnung waren.
Er konnte den Blick nicht ertragen und schaute weg. Er war sich nicht ganz sicher, worum sie ihn bat, hatte aber den quälenden Verdacht, dass er ihr ihre Bitte nicht erfüllen konnte. "Manchmal muss man eben eine Leidenschaft aus praktischen Erwägungen zurückstellen", antwortete er, obwohl es bestimmt nicht das war, was sie hören wollte.
Sie räusperte sich. "Wenn Sie sich die Bücher anschauen, werden Sie bestätigt finden, dass ich auch einiges von meinem eigenen Geld in den Betrieb gesteckt habe. Aber Sie sollen wissen, dass ich keinen Anspruch auf den Profit erheben werde, wenn die Ranch erst einmal welchen abzuwerfen beginnt."
Neugierig blickte er sie wieder an. Sie nahm dies hier ja wirklich sehr ernst. "Ich glaube Ihnen."
Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. "Ich will Ihnen nichts vormachen. Es steht ziemlich schlecht um die Ranch. Clem und ich hatten bis auf den Penny genau ausgerechnet, wie viel Geld wir brauchen würden, bevor wir mit einer Wende zum Besseren rechnen konnten … und es hätte auch alles hervorragend geklappt, wenn er nicht plötzlich gestorben wäre. Der Tod ist kostspielig."
Er überlegte angestrengt. "Ich habe etwas Bargeld", sagte er dann. "Wahrscheinlich kann ich die Wölfe noch einige Zeit hinhalten, aber … es liegt auf der Hand, nicht wahr? Ich werde die Ranch wohl so bald wie möglich verkaufen müssen."
"Ich verstehe", murmelte sie. Ihre Lippen waren zu einer schmalen Linie zusammengepresst.
"Natürlich möchte ich Ihnen auch gerecht werden, und ich versichere Ihnen, wenn Sie in die Ranch investiert
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