Baccara Exklusiv Band 04
Tag länger als unbedingt nötig zu bleiben, um die Ranch zu verkaufen. Er versuche, aus der Red Canyon nur eine attraktivere Investition zu machen, behauptete er ständig.
Karen unterbrach ihre Tätigkeit einen Moment, um ihm zuzuschauen. Er arbeitete gerade an seinem neusten Projekt – der Restaurierung eines alten Sockeltischchens, das er in der Scheune entdeckt hatte. Offensichtlich genoss er es nicht nur, mit Holz zu arbeiten. Nein, die Arbeit verwandelte ihn förmlich.
Während er in der heißen Junisonne mit Hobel und Feile hantierte, die Eichenplatte des Tisches mit Sandpapier abschmirgelte und dann mit der Hand über die glatte Oberfläche strich, zeigte sein Gesicht einen so glücklichen, zufriedenen Ausdruck, wie sie es noch nie an ihm erlebt hatte. In ihrer Fantasie sah sie ihn mit seinen Händen über ihren Körper gleiten – mit genau demselben Ausdruck in den Augen –, und sie erschauerte trotz der sommerlichen Hitze.
"Sieht gut aus", rief sie ihm zu, wobei sie in sicherer Entfernung von Mikes gebräuntem, schweißglänzendem Körper blieb. Seine Jeans waren von der Arbeit und vom häufigen Waschen verblichen und weicher geworden und schmiegten sich eng um seine muskulösen Schenkel und die schmalen Hüften. Sein Haar wies jetzt goldene, von der Sonne gebleichte Strähnen auf. Ein Anblick, von dem sie bei ihrer ersten Begegnung nur geträumt hatte. Er sah ungeheuer männlich und sexy aus.
Mike war nicht mehr der nüchterne, verschlossene Geschäftsmann, den sie im April kennen gelernt hatte, und sie war immer überzeugter davon, dass es dieses Land und diese Ranch war, die die Veränderung bewirkt hatten.
"Es ist wirklich ein schönes Stück", erwiderte er. "Wenn der Tisch fertig ist, stellen wir ihn in die Küche und werfen dieses schachtelartige Ungetüm, an dem wir sonst essen, hinaus."
"Ein kleinerer Tisch wäre bestimmt nicht schlecht. Mit all den neuen Geräten in der Küche ist es doch ein bisschen eng geworden. Ich gehe jetzt schnell zur Scheune rüber und schaue nach den Eiern", rief sie ihm noch zu. "Heute ist Tag Nummer zweiundvierzig, erinnerst du dich?"
Er lachte sie an. "Du sorgst schon dafür, dass ich es nicht vergesse. Ich werde dich begleiten. Ich könnte ohnehin eine kleine Pause gebrauchen, außerdem gibt es etwas, worüber ich mit dir reden möchte." Er zog ein Halstuch aus seiner Jeanstasche und wischte sich den Schweiß vom Gesicht. Wie ein echter Farmer, dachte sie recht amüsiert. Ja, er fing tatsächlich an, hier herzugehören.
Mike griff nach seinem T-Shirt, das er an einen Forsythienbusch gehängt hatte, und sie eilten in Richtung Scheune.
Sie hatte die Hände in ihre Jeanstaschen geschoben, während sie nebeneinander hergingen. Wie sie es fertig gebracht hatte, in all diesen Wochen ihre Hände von Mike zu lassen, würde sie wohl nie begreifen. Manchmal sehnte sie sich geradezu verzweifelt danach, mit allen zehn Fingern durch sein dichtes blondes Haar zu wühlen, sich an ihn zu pressen und wieder und wieder den Geschmack seiner Lippen zu kosten.
Das Schlimmste jedoch war, dass er sie ebenfalls begehrte. Sobald er sie nur anschaute, lag Verlangen in seinem Blick. Doch bis jetzt hatte er die wortlosen Signale, die sie ihm sandte, respektiert. Körperlich und mit dem Herzen sehnte sie sich unbändig nach ihm, aber ihr Verstand riet ihr eindringlich, sich zurückzuhalten.
Das Innere der Scheune, in die sie nun traten, war von dem warmen, weißlich glühenden Licht der Brutmaschine erfüllt. Die meisten der zweiundzwanzig Eier gehörten den zahlreichen "Investoren", die sie tatsächlich hatte überzeugen können, ihre Eier lieber ausbrüten zu lassen, statt sie für einen schnellen Tausender zu verkaufen. Aber ein halbes Dutzend gehörte der Red Canyon.
Sie erwartete heute eigentlich nichts Spektakuläres, obwohl exakt zweiundvierzig Tage vergangen waren, seit sie das erste Ei in den Inkubator gelegt hatte und das genau die Zeitspanne war, die ein Ei brauchte, um heranzureifen. Doch aus den anfangs so lahmen Paarungsaktivitäten der Strauße hatte sie gelernt, dass es auch in der Natur nicht immer nach Plan lief. Sie war nicht einmal sicher, ob alle Eier befruchtet waren. Deshalb war sie über Mikes freudigen Ausruf auch ehrlich überrascht.
"Karen, schau mal, eins der Eier hat ein Loch!"
Gespannt spähte sie durch die Glasscheibe. "Ich werd' verrückt! Da ist tatsächlich ein Loch!" Sie zitterte vor Aufregung. Ihr erstes Küken!
"Wie lange dauert es noch?" Mike
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