BACCARA EXKLUSIV Band 45
ihr tat, aus dem Haus zu kommen. Es war Hochsaison, sodass sie nur eine unter vielen sein würde. Und wenn zufällig ein Reporter in der Nähe sein sollte – abgesehen von Randall selbstverständlich –, würde er sich sehr viel mehr für den Sandskulpturenwettbewerb, das Surfingturnier und die Drachenflieger auf dem Kill Devil Hill interessieren als für eine Witwe fast mittleren Alters, die in der Vergangenheit zufällig in zwei Skandale hineingezogen worden war.
„Sagen Sie, sind Sie nicht die Witwe von Wie-hieß-er-noch, dem Kongressabgeordneten? Was halten Sie von Miss Cudahys Buch? Haben Sie es schon gelesen? Werden Sie den Herausgeber verklagen?“
Es wäre nicht das erste Mal, dass Paparazzi versuchten, einen alten Skandal aufzuwärmen, wenn sie kein neues Material hatten. Sie hatte das verflixte Buch nicht gelesen und wollte auch nichts weiter darüber hören. Und warum sollte sie jemanden verklagen wollen? Soweit sie wusste, ging es nicht um Verleumdung. Die ganze Aufregung um Stans Fehlverhalten wäre schon damals ziemlich bald abgeebbt, wenn er nicht vor laufender Kamera zusammengebrochen wäre. In einem schwachen Moment hatte er die ganze schmutzige Angelegenheit gestanden.
Natürlich hatte die Presse sich darauf gestürzt wie die Geier auf das Aas, aber am Ende hatten nicht einmal die öffentliche Beichte und die Demütigung ausgereicht, um sein schlechtes Gewissen zu beruhigen.
„Was sagst du zu rohem Fisch?“
Sie war froh über die Ablenkung. „Kurz und bündig? Igitt!“
Sie fanden ein Restaurant, das gut besucht war, ohne gleich aus allen Nähten zu platzen. Randall fuhr vor, stellte den Motor ab und wandte sich zu ihr um. „Hör mal, wenn du plötzlich genug haben solltest, können wir einfach wieder gehen, okay? Wenn du dich auch nur das kleinste bisschen unwohl fühlst, brauchst du es nur zu sagen.“
„Ach, um Himmels willen, ich bin schließlich keine Berühmtheit oder so. Ich schätze, höchstens einer von einer Million Leuten weiß überhaupt, dass es mich gibt. Wir sind ja nicht in Washington oder auch nur in Virginia oder Maryland.“
Er lächelte. „Verstehe.“
Sobald sie hineingegangen waren, nahm Randall die Besitzerin beiseite und sprach leise auf sie ein. Die elegante Dame mittleren Alters warf einen flüchtigen Blick auf Sarahs Veilchen, das sich nicht einmal mit Make-up ganz verbergen ließ, und führte sie zu einem von Kerzen beleuchteten Tisch für zwei Personen, von dem aus man eine gute Aussicht auf das Meer hatte.
„Oh, das ist wundervoll! Und wir haben nicht einmal reserviert. Haben wir nicht großes Glück?“ Sarah trug ein ärmelloses, langes Baumwollkleid, in dem sie sehr damenhaft wirkte, was in krassem Gegensatz zu ihrer Stimmung stand, denn sie war aufgekratzt wie ein Kind am Weihnachtsmorgen. Randall betrachtete ihr vor Aufregung gerötetes Gesicht voller Verständnis. Immerhin hatte sie sehr zurückgezogen gelebt und sich fast ein Jahr lang inmitten von Maisfeldern verkrochen. Noch ein paar Wochen länger, und sie hätte die Presse womöglich mit offenen Armen willkommen geheißen, nur weil sie sich nach Gesellschaft sehnte.
„Es ist so schön hier, es ist vollkommen!“, flüsterte sie und beugte sich vor, um aus dem Fenster nach draußen zu schauen, wo ruhige Wellen gegen den flachen, sandigen Strand plätscherten. „Ich muss sagen, du hast wirklich die fantastischsten Ideen!“
In den folgenden Minuten galt Sarahs Aufmerksamkeit der Speisekarte und Randalls Aufmerksamkeit der Frau ihm gegenüber.
Seltsam, wie unterschiedlich die Wirkung eines Menschen auf andere ausfallen konnte. Was das Aussehen betraf, war Sarah nichts Ungewöhnliches. Aber trotz ihres völlig zerzausten Haars und ihres blauen Auges schien sie ihm eine der schönsten Frauen zu sein, die er je kennengelernt hatte.
Bei Julie war ihm zuerst ihre Schönheit aufgefallen, und den meisten Männern war es genauso ergangen wie ihm. Sie hätte Model werden können, wenn sie sich nicht mehr für ihre Studien interessiert hätte. Sie wollten beide Kinder haben – Julie, weil sie aus einer kinderreichen Familie kam, und er, weil er bei ständig wechselnden Pflegeeltern aufgewachsen war. Sie hatten einige Jahre warten wollen, bis sie sich ein kleines Häuschen auf dem Land leisten konnten, wo ihre Kinder in Geborgenheit aufwachsen konnten. Und plötzlich war es zu spät gewesen.
Zu spät …
„Macht es dir etwas aus, wenn ich die Meeresfrüchteplatte bestelle und nicht alles
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