BACCARA EXKLUSIV Band 45
warum? Er konnte sich kaum davon abhalten, es noch einmal zu tun. Doch was war es, das ihn fast um den Verstand brachte und sein Blut wie Feuer durch seine Adern rauschen ließ?
„Weshalb haben Sie das getan?“, wiederholte sie und reckte das Kinn.
„Aus Neugier.“
Sunny zog die Brauen zusammen. „Na großartig!“ Zorn stieg in ihr auf, und dadurch gewann sie ihre Sicherheit zurück. „Wenn Sie das nächste Mal neugierig werden, halten Sie mich da heraus!“ Sie stieß sich von der Wand ab und marschierte zum Türbogen. Dort drehte sie sich noch einmal um. Nein, sie lief nicht davon. Ganz sicher nicht vor einem Kuss, der für Chase Monroe III. nichts bedeutete. „Wann wollen Sie meine Tante sprechen?“
„Um neun Uhr morgen früh“, antwortete Chase. „Haben Sie nicht etwas vergessen?“, sagte er dann gedehnt und bemerkte zufrieden die Wachsamkeit in ihrem Blick und dass Sunny störrisch den Kopf zurückwarf, als er wieder auf sie zuging. „Wir haben das Gespräch über Ihren Onkel noch nicht beendet.“
„Oh, doch, das haben wir.“
Er nahm ein Buch vom Tresen und überreichte es ihr. „Ich möchte, dass Sie das lesen. Es wird Ihnen einen Eindruck vermitteln, wie ich an ein Thema herangehe.“
„Die Politik der weltweiten Hungersnöte“, las Sunny den Titel.
„Falls Sie nach der Lektüre immer noch glauben, ich will Ihren Onkel nur benutzen, gebe ich den Plan auf, ihn zu interviewen. Für dieses Interview bin ich übrigens bereit, ihm eine beträchtliche Summe zu zahlen.“
Sunny war schon fast aus der Küche, als Chase hinzufügte: „Und zwar zehntausend Dollar. Ich warte auf Ihren Anruf.“
4. KAPITEL
„Sunny!“ Marnie winkte ihr vom Wohnzimmerfenster zu.
Resigniert schloss Sunny die Tür ihres Häuschens und überquerte den Rasen. Die Woche über war es ihr mehr oder weniger gelungen, ihren Tanten aus dem Weg zu gehen. Aber heute war Sonntag, ihr freier Tag. Daher blieben ihr nur zwei Möglichkeiten – sich im Haus zu verstecken oder sich den beiden zu stellen.
„Willkommen, Fremde!“, begrüßte Alma sie, als sie eintrat. Alma saß in einem Schaukelstuhl und häkelte. Die Häkelnadel bewegte sich im Rhythmus der Schaukelbewegungen.
„Wie wäre es mit einer Tasse Tee?“, bot Marnie an und sandte Sunny einen bedeutungsvollen Blick. „Er ist heute wirklich gut.“
Alma rümpfte die Nase. „Wenn du dieses Zeug magst, das sie in die Teebeutel abfüllen.“
„Uns genügt der Tee aus dem Geschäft vollkommen“, erklärte Marnie und reichte Sunny eine Tasse. „Kümmer du dich lieber um deinen neuen Job, und pass auf Emma und Jason auf.“
„Wie geht es den beiden denn?“, fragte Sunny und setzte sich auf die Sessellehne.
„Sie vermissen dich“, verkündete Alma und deutete mit der Häkelnadel streng auf Sunny. „Sie wollen wissen, wann du sie endlich wieder besuchst.“
„Hector und ich stecken zum Wochenende doch immer bis zum Hals in Arbeit. Gestern Abend zum Beispiel waren wir mit den Essenslieferungen erst nach neun fertig.“
Alma schnaubte. „Du hättest auf dem Heimweg hereinschauen können. Erst gegen Mitternacht ist es mir gelungen, die Kinder ins Bett zu bringen. Ihr Onkel war den ganzen Abend fort, zu einem Geschäftsessen, und die beiden waren schrecklich unruhig. Die armen Kleinen. Sie haben so früh ihre Eltern verloren.“
„Deine Tante Alma hätte wirklich deine Hilfe gebrauchen können, meine Liebe“, stimmte Marnie ihrer Schwester zu. „Ich habe versucht, dich anzurufen, als ich deinen Lieferwagen noch in der Auffahrt stehen sah. Aber nur dein Anrufbeantworter hat sich gemeldet.“
Sunny runzelte die Stirn. „Du warst ganz allein, nicht wahr?“ Sie stellte die Tasse ab, erhob sich und begann auf und ab zu laufen. „Als ich Chase Tante Alma empfahl, war es bestimmt nicht meine Absicht, dass du darunter leiden sollst.“ Sie wandte sich an Alma. „Wenn du das nächste Mal so lange auf die Kinder aufpassen musst, lass es mich vorher wissen. Dann bleibe ich bei Tante Marnie.“
„Dazu besteht kein Grund“, widersprach Marnie. „Ich kann selbst auf mich aufpassen.“
„Ich habe ihr den Revolver gegeben, bevor ich wegging“, teilte Alma Sunny mit.
„Den was?“
„Trink noch etwas Tee, meine Liebe“, versuchte Marnie Sunny zu beruhigen. „Leo hat uns vor Jahren einen Revolver gekauft. Er war damals so oft über Nacht in Albany, und wir waren dann allein in seinem großen Haus.“
„Und deshalb hielt er es für nötig, euch eine
Weitere Kostenlose Bücher