BACCARA EXKLUSIV Band 45
zu können.
„Ich habe Ihr Buch gelesen“, begann sie.
Er grinste. „Ein ziemlich trockenes Thema, nicht?“
„Nein, ich finde, Sie haben es sehr lebendig und anschaulich beschrieben. Ich war sehr bewegt. Was genau hat Sie zu dem Buch inspiriert?“
„Es hat mich geärgert, dass viele Politiker und Diplomaten ein großes Problem noch verschlimmern. Unmengen der Lebensmittel, die als Hungerhilfe verschifft werden, bleiben in den Häfen und verderben, weil die Herren sich nicht einigen, wie sie zu verteilen sind. Ich dachte mir, wenn diese Zustände an die Öffentlichkeit gelangen, kommt vielleicht etwas Bewegung in die Sache.“
Plötzlich tauchte Jason bei ihnen auf. „Gibst du mir noch ein paar Münzen?“, bat er Sunny.
Sunny reichte ihm welche. „Aber du musst sie dir mit Emma teilen“, mahnte sie ihn.
Nachdem der Junge es versprochen hatte und wieder losgelaufen war, erkundigte Chase sich: „Hat die Lektüre meines Buches Ihre Meinung über Reporter geändert?“
„Ich war in meiner Ablehnung wohl etwas voreilig und möchte mich dafür entschuldigen. Ich habe Sie nach meinen früheren Erfahrungen beurteilt.“
„Nach Ihrer Erfahrung mit Jeff Miller?“ Chase war von seiner Neugier selbst überrascht. Nein, es war mehr als Neugier. Neugier allein konnte seine plötzliche Anspannung nicht erklären.
„Ich habe ihn vor über einem Jahr kennengelernt“, erzählte Sunny. „Es war, kurz nachdem mein Onkel angeklagt wurde. Als dieser große, gut aussehende Mann bei mir erschien und darum bat, einen Bericht über ‚Service with a Smile‘ bringen zu dürfen, hätte ich gleich ahnen müssen, dass etwas nicht stimmt. Aber ich fiel auf ihn herein. Als er mich dann zum Dinner einlud, dachte ich sogar, er sei an mir interessiert.“
„Sie waren in ihn verliebt?“
„Nein, das war ich nicht.“ Sie sah ihn offen an. „Es gehört nicht zu meinen Gewohnheiten, mich in Männer zu verlieben, die ich kaum kenne.“
Seine innere Anspannung ließ zwar nach, doch sie löste sich nicht ganz.
„Es hätte allerdings nicht viel gefehlt. Deswegen ärgere ich mich noch heute über mich selbst. Jeff war charmant, und er wusste genau, wie er vorgehen musste.“
„Um Ihnen Informationen über Ihren Onkel zu entlocken.“
„Das klingt, als wären Sie mit diesen Methoden vertraut.“
„Ja, aber ich habe sie nie bei einer Frau angewandt.“ Besonders nicht bei einer unschuldigen, fügte er im Stillen hinzu.
„Nun, es funktionierte“, fuhr sie fort. „Leo erklärte sich einverstanden, Jeff ein Exklusiv-Interview zu geben, weil ich ihn darum bat. Ich hatte keine Ahnung, dass Jeff es mit Kommentaren versehen würde, die Leos Wählerschaft gegen ihn aufbringen sollte.“
„Und nun geben Sie sich die Schuld dafür, dass Ihr Onkel seine Popularität eingebüßt hat.“
„Ich gebe mir die Schuld dafür, dass er ins Gefängnis gekommen ist“, korrigierte sie ihn. „Als jeder sich gegen ihn wandte, sah er sich gezwungen, mit der Staatsanwaltschaft einen Handel abzuschließen. Vielleicht wäre es anders gekommen, wenn er das Verfahren ohne Einmischung von außen bis zum Ende durchgestanden hätte.“
„Es hätte auch noch schlimmer kommen können“, gab er zu bedenken.
Sie schüttelte den Kopf. „Man hat Leo illegale Machenschaften vorgeworfen. Aber Tatsache ist, dass er auch viel Gutes für die Farmer und Geschäftsleute in seinem Bezirk getan hat. Hunderte von Menschen verdanken ihm ihre Arbeit. Wenn dieses Interview nicht gewesen wäre, hätte man kaum eine Jury gefunden, die ihn verurteilt.“
Schweigend beobachtete er, wie sie den Tauben etwas Popcorn zuwarf. Er war wütend, aber nicht auf Sunny. Ihre Loyalität hatte er von Anfang an bewundert. „Ist es Ihnen je in den Sinn gekommen, dass Ihr Onkel womöglich das erreicht hat, was er wollte?“
„Was meinen Sie damit?“
„Ich habe einige Nachforschungen über ihn angestellt. Er scheint mir ein sehr scharfsinniger Mann zu sein. Ich glaube, er wusste ganz genau, was er tat, als er dem Interview zustimmte. Er wollte nie, dass sein Fall bis zum Ende verhandelt wird.“
„Weshalb nicht?“
„Weil bei einer Einigung zwischen Staatsanwaltschaft und Verteidigung beide Seiten Zugeständnisse machen müssen. Ihr Onkel konnte Forderungen stellen. Zum Beispiel, nicht sein ganzes Vermögen einzuziehen.“
Sunny starrte ihn sprachlos an.
„Es wäre eine logische Vermutung.“
„Aber warum hat er sich dann zehntausend Dollar von mir geliehen und
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