BACCARA EXKLUSIV Band 45
zum Schluss behalten?“
Er schüttelte den Kopf und begann, die Fäden zu ziehen. „Nein, wir werden ihn etwa alle drei Wochen wechseln und dabei auch jedes Mal den Knöchel röntgen, um sicherzugehen, dass er verheilt.“
Jenna wünschte sich, sie hätte sich nie den Fuß gebrochen. So von allem ausgeschlossen zu sein war die reinste Qual. Was für eine schreckliche Methode, die Tugend der Bescheidenheit zu erlangen! „Bist du sicher, dass der Spitzname Dr. S&M nicht von deinen Patienten stammt?“ Sie verzog beim Anblick ihres unrasierten Beins das Gesicht. „Besteht vielleicht die Möglichkeit, dass ich mir das Bein rasiere?“, fragte sie Mary leise.
„Ich würde Ihnen ja einen Rasierer bringen, aber …“
Ein Summer ertönte, und Stan drückte auf den Knopf der Gegensprechanlage. „Ich könnte Mary hier gebrauchen, um die Röntgenaufnahmen dieses Dreijährigen zu machen“, meldete sich eine männliche Stimme.
„Sie ist hier gerade ziemlich beschäftigt, Abernathy.“
Im Hintergrund jammerte ein Kind. „Ihr Zwei-Uhr-Termin ist abgesagt“, erklärte Mary.
„Na schön“, erwiderte Stan. „Gehen Sie ruhig. Aber kommen Sie so bald wie möglich wieder zurück, damit Sie uns beim Gipsen helfen können.“ Nachdem Mary gegangen war, sagte er zu Jenna: „Wir sind heute ein wenig unterbesetzt, weil eine der Krankenschwestern mit morgendlicher Übelkeit zu kämpfen hat.“
Jenna nickte abwesend. Es kostete sie zwar Überwindung, doch sie musste fragen. „Gibt es irgendeine Möglichkeit für mich, an einen Rasierapparat zu kommen?“
Stans Mundwinkel zuckten. „Die paar Härchen stören dich doch nicht wirklich, oder?“
Sie fand, dass es sich nicht nur um ein paar Härchen handelte. Sie versuchte, ihre Fassung zu bewahren. „Ich hätte wirklich gern einen Rasierapparat.“
„Gewöhnlich rasieren wir hier im Sprechzimmer keine Beine“, erklärte er und suchte das Material für den Gips zusammen. „Ich sage den Frauen immer, sie sollen eben drei Monate lang so tun, als stammten sie aus einem exotischen fremden Land.“
Jenna biss grimmig die Zähne zusammen und zählte bis zehn. „Könnten wir diesmal nicht eine Ausnahme machen?“
Er hielt inne und sah sie an. „Wie sehr stört es dich denn?“
„Ich würde glatt darum flehen“, erwiderte Jenna, „aber leider kann ich mich nicht hinknien.“
Stan trommelte mit dem Kugelschreiber auf sein Bein. Jenna fiel auf, dass er trotz der Krawatte und des weißen Kittels, trotz des medizinischen Fachjargons und seiner unbestreitbaren Professionalität nicht so aussah, wie man sich üblicherweise einen Arzt vorstellte. Seine Haare waren leicht zerzaust, die Schultern breit wie die eines Athleten, seine Gesichtszüge männlich rau. Er war einfach zu sexy, fand Jenna.
Sie blinzelte. Woher, um Himmels willen, kamen denn diese Gedanken?
Stan zuckte die Schultern. „Ach, was soll’s. Ich habe noch etwas Zeit.“ Er drehte sich um und kramte in einer Schublade, bis er einen Einwegrasierer gefunden hatte. Nachdem er ihr Bein erneut eingeseift hatte, nahm er den Rasierer.
Jenna versteifte sich und hielt ihn zurück. „Das kann ich selbst.“
Stan lachte. „Ha, wirklich komisch. Du rasierst dein Bein, schneidest dich, bekommst eine Infektion und verklagst mich.“
„Ich würde dich nicht verklagen“, versprach sie.
Er schüttelte den Kopf. „Du hast die Wahl, Jenna. Entweder rasiere ich dich, oder es gibt überhaupt keine Rasur.“
Wenn sie die Stoppeln hätte ertragen können, hätte sie vermutlich abgewinkt. Aber das konnte sie nicht. Vermutlich betrachtete Stan ihr Bein mit derselben Sachlichkeit wie ein Mechaniker einen Motor. Sicher hatte er dabei keine erotischen Fantasien. Sie holte tief Luft. „Na schön, du rasierst es.“
Er nickte, zögerte jedoch. Er sah aus, als müsste er ein Grinsen unterdrücken.
„Was ist?“, fragte Jenna.
„Ich frage mich nur gerade, was die Jungs vom Bad Boys Club aus der Cherry Lane wohl sagen würden, wenn sie sehen könnten, dass ich Jenna Jean Andersons Bein rasiere.“
Langsam zog er den Rasierer von ihrem Knöchel bis zu ihrem Knie und hinterließ einen Pfad im Seifenschaum auf ihrer nackten Haut. „Ein paar von uns schworen sich, sich echte Bad-Boy-Tätowierungen machen zu lassen.“
Jenna starrte ihn an. „Aber du hast es nicht getan, oder?“
Seine Augen funkelten. „Soll ich sie dir zeigen?“
Ein Schauer durchlief sie, und sie schüttelte rasch den Kopf. „Ich glaube es einfach
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