BACCARA EXKLUSIV Band 45
vorher.“
Sie sah ihn streng an, was nicht ganz überzeugend wirkte, da sie flach auf dem Rücken lag. „Du hattest schon immer Probleme mit Autoritäten.“
„Ich habe mich geändert“, eröffnete er ihr. „Wie steht es mit dir? Beißt du immer noch Jungs, die hinter deinen Keksen her sind?“
Jenna gab sich Mühe, nicht zu erröten. „Ich bin nicht oft dazu gezwungen, Selbstverteidigungstechniken anzuwenden. Heutzutage zeigen die Männer, die meine Kekse wollen, ein bisschen mehr Geschick.“
„Touché“, erwiderte er. Dann änderte sich sein Verhalten schlagartig, und er war wieder ganz der Arzt. „Diesmal bin ich die Autorität. Du tust, was ich sage. Ich habe etwas Platz im Gips gelassen, für die Schwellung. Achte trotzdem darauf, dass du dein Bein hochlegst. Der Knöchel darf für die nächsten acht bis zwölf Wochen nicht belastet werden. Das bedeutet Krücken. Wenn du wieder anfängst, dich zu bewegen, wirst du das Treppensteigen am schwierigsten finden, daher wirst du dich wahrscheinlich rückwärts im Sitzen hinaufbewegen wollen, sodass du dein Gewicht auf deine Hände verlagern kannst. Hat dein Wagen eine Automatikschaltung oder ein Schaltgetriebe?“
Trotz der Tatsache, dass sie noch immer keine Schmerzen empfand, sank ihr Mut. Sie hatte noch gar keine Gelegenheit gehabt, sich über die Einschränkungen Gedanken zu machen, die ein gebrochener Knöchel mit sich brachte. „Ein Fünfganggetriebe.“
Seine Miene war beinahe mitfühlend. „Also darfst du nicht Auto fahren. Hast du einen Ehemann?“ Er schaute erneut auf ihr Krankenblatt.
„Nein“, antwortete sie.
„Einen Freund? Einen Mitbewohner? Einen Liebhaber?“
Jenna lag vollkommen still. Schon vor Jahren hatte sie die Fähigkeit entwickelt, innerlich toben und schreien zu können, während sie äußerlich absolut ruhig blieb. „Ich werde schon zurechtkommen“, erklärte sie, obwohl ihr als einzige Möglichkeit nur noch ein Taxi einfiel.
„Im Notfall zu benachrichtigen: Maddie Palmer Blackwell“, las Stan vor und sah sie an. „Nach all den Jahren bist du noch immer mit Maddie befreundet? Das Mädchen steckte dauernd in Schwierigkeiten.“
„Sie war immer eine gute Freundin“, meinte Jenna aufgebracht. „Warum auch nicht?“
Er schüttelte nachdenklich den Kopf. „Natürlich, warum nicht. Lange Freundschaften sind selten. Du hast Glück.“
Jenna blinzelte. Eine so sensible Bemerkung hätte sie von ihm nicht erwartet.
„Du machst einen etwas verwirrten Eindruck, Jenna Jean. Soll ich die Instruktionen noch einmal mit dir durchgehen?“
„Jenna“, korrigierte sie automatisch. „Nein, ich habe dich schon verstanden. Ich muss das Bein ruhighalten.“
„Die meisten meiner Patienten bleiben der Arbeit die ganzen drei Monate fern.“
„Ich bin nicht wie die meisten deiner Patienten.“
Er nahm sie noch einmal genau in Augenschein und nickte. „Das kann ich kaum bestreiten. Noch immer störrisch, wie?“
„Entschlossen“, erwiderte sie.
Er strich mit der Hand über den trockenen Gips. Obwohl es lediglich eine berufliche Geste war, kam ihr seine Berührung seltsam vor. Es brachte sie aus dem Gleichgewicht. „Ich wette, du bist ziemlich gefürchtet im Gerichtssaal.“
„Ich war … recht erfolgreich.“
Er grinste. „O ja. Wie nennt man dich hinter deinem Rücken? Hat es etwas mit Zähnen oder Beißen zu tun?“, fragte er mit einer honigsüßen Stimme, die andere Frauen sicher dahinschmelzen ließ.
„Nein“, entgegnete sie unumwunden. „Man nennt mich ‚das Messer‘.“
Er hob eine Braue. „Scharf und schnell. Wie dem auch sei, das Messer wird eine Weile im Holzblock stecken bleiben müssen. Du musst für die nächsten paar Wochen möglichst liegen.“
„Wenn es sich nur um Schmerzen handelt …“, begann Jenna.
„Um die Schmerzen und den Heilungsprozess“, unterbrach Stan sie und stand auf. „Du hast dir den Knöchel gebrochen. Jetzt musst du ihm die Zeit geben, wieder zu heilen.“
Jenna seufzte. „Ich kann der Arbeit nicht fernbleiben. Ich habe einen Terminplan, der nicht einmal Lunchpausen berücksichtigt, geschweige denn einen gebrochenen Fuß.“
„Ab jetzt wird er das wohl müssen.“
„Ich …“
Er legte ihr den Zeigefinger auf den Mund, wodurch er sie zwar zum Schweigen brachte, gleichzeitig aber ihr Herz schneller schlagen ließ. „Jenna Jean, vertrau mir in dieser Sache. Auch ich habe eine Reihe von Spitznamen. Einer davon ist Saint Stan, der Heilige Stan.“
Diese
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