BACCARA EXKLUSIV Band 45
sie ganz benommen und verursachte ihr weiche Knie. Vorsichtig wich sie einen Schritt zurück. „Ich möchte jetzt mein Eis.“
Er folgte ihr, sodass sich der Abstand zwischen ihnen wieder rasant verringerte. Jenna schluckte. Er ist viel zu aufdringlich, sagte sie sich. Ihr Herzklopfen kam jedenfalls nicht daher, weil sie auf sinnliche Weise erregt war, sondern weil sie sich ärgerte. Und falls er sie küsste, würde sie ihn zurechtweisen. Sie würde den Kuss nicht erwidern. Es wäre für ihn, wie einen toten Fisch zu küssen.
Er fuhr mit seinen Fingern durch ihre Haare, und ihr Verstand hörte schlicht auf zu arbeiten. „Gehen wir.“
Sie gingen das kurze Stück bis zu Gryder’s Drugstore, einem kleinen Laden, in dem es Erfrischungsgetränke, Eis und Milchshakes gab. Er erinnerte auf erfreuliche Weise an einfachere Zeiten und versorgte die Bewohner des nördlichen Teils von Roanoke.
„Setz dich“, forderte Stan sie auf. „Ich bestelle für dich.“
„Es geht schon“, erwiderte Jenna.
„Du musst dich langsam wieder an Aktivitäten gewöhnen. Der Gips ist noch nicht sehr lange ab.“
Jenna musste über seinen autoritären Ton grinsen. „Und du bist nicht mehr mein Arzt.“
Er betrachtete sie nachdenklich, doch Jenna konnte förmlich sehen, wie er die Möglichkeiten in Gedanken durchspielte. „Was meinst du, wie die Damen an der Kasse reagieren, wenn ich zwölf Dutzend Kondome in fluoreszierenden Farben bestelle und sie auf deine Rechnung setzen lasse?“
Die Frauen waren zwei freundliche Damen aus Jennas Straße. Jenna setzte sich widerstrebend. „Du bist böse. Es gefällt dir, jemanden zu erpressen.“
„Erpressung spare ich mir immer als letztes Mittel auf.“ Er grinste und beugte sich über sie. „Du konntest es nicht ertragen, als ich dich endlich beim Streetballspielen geschlagen habe.“
Am liebsten hätte sie ihn geohrfeigt oder sonst etwas getan. Dieser Mann brachte ihr Blut zum Kochen. „Du gefielst mir besser, als du klein warst und deine Mutter dich Tanzunterricht nehmen ließ. Damals warst du netter.“
Er küsste sie auf die Nasenspitze. „Möchtest du Schokolade oder Vanille? Wir sind schließlich hier, um deine Freiheit zu feiern.“
„Schokolade“, antwortete sie und schaute ihm nach, wie er zum Tresen ging.
Er kam mit dem Eis zurück, und Jenna probierte es. „Es ist herrlich. Danke.“
„Es war mir ein Vergnügen.“ Er betrachtete ihr Bein. „Fühlst du dich jetzt ein paar Pfund leichter?“
„Ja.“ Sie rührte mit dem Löffel in ihrem Eisbecher. „Ich habe über die Veranstaltung des Jugendvereins am See nachgedacht. Da wir dort Wasserski fahren wollen …“
„Du nicht. Wenn du den Fuß überlastest, wird deine Genesung sich noch länger hinziehen.“
„Ich könnte Slalom fahren.“ Sie lächelte schwach. „Auf nur einem Ski.“
„Auf gar keinen Fall!“, entgegnete er. Sie war die unbeugsamste Frau, der er je begegnet war, und zum Teil dachte er, dass es reichlich verrückt von ihm war, sich mit ihr einzulassen. Andererseits kam es ihm wie das Natürlichste der Welt vor, ihr näherzukommen. Sie zog ihn unwiderstehlich an, und es drängte ihn, sie ganz und gar kennenzulernen.
Hin und wieder überkam ihn die Furcht, die Richtung, die ihre Beziehung nehmen würde, möglicherweise nicht mehr kontrollieren zu können, wie ihm das bei anderen Frauen immer gelungen war. Komisch, dachte er. Er hatte sich zwar stets amüsiert, sich aber durch die Frauen nicht aus dem Gleichgewicht bringen lassen. Also gab es keinen Grund, weswegen es Jenna gelingen sollte.
„Was denkst du?“, erkundigte sie sich.
„Dass du die störrischste und hartnäckigste Frau bist, der ich je begegnet bin.“
Sie bedachte ihn mit einem strengen Blick. „Ich erwähnte bereits, dass mir die Umschreibung ‚entschlossen‘ besser gefällt.“
„Und Prinzessin Jenna bekommt immer, was sie will, nicht wahr?“
„Nicht Prinzessin“, verbesserte sie ihn mit einem amüsierten Zug um die Mundwinkel.
„Was denn dann, wenn nicht Prinzessin?“, fragte er neugierig.
„Königin.“ Der entschlossene Ausdruck in ihren Augen war umwerfend sexy. „Ich will herrschen.“
Um ein Haar hätte sich Stan an seinem Eis verschluckt. Wie schaffte sie es bloß, ihn gleichzeitig zu amüsieren und zu erregen? „Und wie willst du herrschen?“
Ihr triumphierendes Lächeln erstarb. „Nun, ich wollte Richterin werden. Doch das klappt womöglich erst in meinem nächsten Leben. Aber das ist eine
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