BACCARA EXKLUSIV Band 45
versperrten ihr den Weg. „Ich zögere zu fragen“, meinte sie, „aber was wäre denn genug?“
Er legte den Arm um sie. „Ich finde, sie sollten ihre Frustration auf psychologische Weise abbauen.“
Jenna hörte einen der Jugendlichen kichern. „Und die wäre?“
Er hob sie hoch. „Indem sie die Oberstaatsanwältin in den See werfen.“
Applaus brandete unter den Jugendlichen auf.
Jenna leckte sich die Lippen. Sie hatte mehr Angst vor dem Funkeln in Stans Augen als vor dem kalten Wasser. „Ich bin nicht die Oberstaatsanwältin.“
„Du bist die stellvertretende Oberstaatsanwältin.“ Stan grinste. „Das genügt uns.“ Und damit warfen sie sie über Bord.
Stan war Jenna nachgesprungen, und obwohl sie ihm versicherte, seine Hilfe nicht zu benötigen, zog er sie aus dem See. Da sie über seinen Rettungsversuch wütender war als darüber, dass er sie ins Wasser geworfen hatte, kostete es ihn einige Überredungskunst, sie dazu zu bringen, mit ihm heimzufahren.
Selbst auf der Rückfahrt war die Stimmung im Wagen angespannt. Stan ließ Jordan vor dem Haus, in dem der Junge wohnte, aussteigen. Anscheinend hatte sich seine Nachbarschaft zu einer Party zusammengefunden.
„Es gefällt mir überhaupt nicht, ihn hierzulassen“, meinte Stan grimmig.
„Davon bin ich überzeugt. Aber es gibt nicht viel, was du sonst tun könntest“, erwiderte Jenna.
„Zumindest jetzt nicht. Er hat meine Telefonnummer und die meines Piepers. Sicher ruft er an, falls es zu schlimm hergeht.“
„Jordan hat Glück“, bemerkte Jenna. „Es gibt viele Kids in dieser Situation, die niemanden haben, den sie anrufen können.“
Stan zuckte die Schultern, doch ihre Worte taten ihm gut. „Es kommt mir ganz natürlich vor, das zu tun. Bisher war es kein Problem. Im Gegensatz zu dir.“
„Im Gegensatz zu mir?“
„Allerdings.“ Er fuhr in Richtung ihrer Siedlung. „Es ist doch offensichtlich, dass es etwas Natürliches für dich und mich wäre, zusammen zu sein. Aber du machst Probleme.“
„Ich mache Probleme“, wiederholte sie erneut. „Immerhin bin ich nicht diejenige, die dich zu irgendetwas drängt. Ich werfe dich nicht in einen See, damit der Jugendverein etwas zu lachen hat.“
Stan schüttelte den Kopf. „Es geschah nicht nur, damit sie etwas zu lachen haben. Wie ich schon erklärt habe, es diente dazu, ihre Frustrationen abzubauen.“
Jenna schnaubte ungläubig. „Warum hast du dich dann nicht über Bord werfen lassen?“
„Ganz einfach: Du repräsentierst eher eine Autoritätsperson. Außerdem“, fügte er hinzu, ehe sie dagegen argumentieren konnte, „war ich bereits nass. Und du wolltest schließlich in den See. Du hast bloß geschmollt, weil Dr. Abernathy dich nicht Wasserski laufen lassen wollte. Dich in den See zu werfen geschah also zu deinem Besten.“
„Wahrscheinlich soll ich dir jetzt auch noch für das unfreiwillige Bad danken, wie?“
Stan verkniff sich ein Grinsen und bog in ihre Straße ein. Aber die Vorstellung gefiel ihm. „Ja, das solltest du. Vielleicht nachdem ich dir aus deinen nassen Klamotten geholfen habe.“
„Wie lange liegt deine letzte Psychoanalyse eigentlich zurück, Stan? Ich fürchte nämlich, du bist überfällig.“
Stan lachte und nahm ihre Hand in seine. „Jenna, du kannst mir nicht allzu böse sein, dass ich dich über Bord geworfen habe, denn sonst wärst du nicht mit mir nach Hause gefahren.“
„Ich verstehe Spaß“, beharrte sie auf ihrem Standpunkt.
„Solange er sich in kontrollierten Grenzen hält“, ergänzte er und fragte sich, ob sie merkte, dass sich ihre Finger mit seinen verflochten.
„Ich habe mich erst aufgeregt, als du mir hinterher helfen wolltest.“
Er hielt in ihrer Auffahrt. „Du bist eben unabhängig und beherrscht.“
„Und der einzige Grund, weshalb ich mit dir nach Hause gefahren bin, ist der, dass ich deinen Beifahrersitz mit meiner nassen Kleidung einweichen konnte.“
Er stellte den Motor ab und zog Jenna zu sich heran, bis ihr Gesicht nur noch wenige Zentimeter von seinem entfernt war. „Da irrst du dich“, meinte er mit tiefer Stimme.
„Warum?“
Er strich mit dem Finger über die seidige Haut ihres Kinns. „Weil du Regeln hast, was Mitfahrgelegenheiten angeht, und ich wette, du würdest nie mit jemandem fahren, mit dem du nicht fahren willst.“
Ihr Blick war wachsam und zugleich voll heimlicher Verführung. Stan wartete auf ihre Erwiderung, doch sie sagte kein Wort. Stille lastete zwischen ihnen. Er fuhr mit
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