BACCARA EXKLUSIV Band 45
hat sie mich sogar beim Streetball geschlagen.“
Jenna grinste. „Bis er größer wurde.“
„Cool.“ Jordan sah von Jenna zu Stan. „Ich schlage ihn heute.“
Stan machte ein gespielt finsteres Gesicht. „Gib nicht so an, und sieh lieber zu, dass du ins Wasser kommst.“
Jordan rannte zum See.
„Was weißt du über Tim?“, erkundigte sich Stan.
„Es ist nichts Gravierendes. Alle Vergehen, die ab dem achtzehnten Lebensjahr begangen werden, gelangen ins Bundesarchiv.“
Stan verzog das Gesicht. „Ich frage mich, wie schwer es wäre, Jordan zu adoptieren.“
Jenna war erstaunt. „Du machst Witze. Das ist nicht dasselbe, wie einen Hundewelpen zu kaufen. Wenn du die Verantwortung für ein Kind übernimmst – und das ist bei Dreizehnjährigen nicht anders als bei ganz kleinen Kindern –, gehört es nicht nur dem Gesetz nach zu dir, sondern auch emotional. Und glaub mir, sie sind mit achtzehn nicht immer weg. Hier geht es um mehr als eine fünfjährige Verpflichtung.“
Stan presste die Lippen zusammen. „Soll das heißen, ich habe deiner Ansicht nach nicht das Durchhaltevermögen, um die Rolle eines Vaters zu erfüllen?“
Jenna tat ihre impulsive Bemerkung leid. „Nein, ich …“
„Du unterschätzt mich, Jenna.“
„Entschuldige.“
Er hob überrascht die Brauen. „Du entschuldigst dich?“
„Ja, ich habe mich geirrt. Ich hätte dich nicht gleich so anfahren dürfen.“
Er schüttelte den Kopf. „Machst du dir um deine Fairness Sorgen oder um meine Meinung von dir?“
Sie fühlte sich ertappt und wollte es nicht zugeben. Doch seine Miene forderte die Wahrheit. „Um beides.“
Er fuhr ihr durch die Haare, und seine Züge entspannten sich. „Ich halte dich für die fairste Frau, die ich kenne.“
Sie mochte seine Hände in ihren Haaren, den intimen, aufrichtigen Klang seiner Stimme. „Danke.“
„Aber außerdem halte ich dich für einen Feigling.“
Jenna wich empört zurück. „Wie bitte?“
„Du bist ein Feigling“, wiederholte Stan mit einer unglaublich sexy Stimme. „Du willst mit mir zusammen sein, aber gleichzeitig hast du Angst davor.“
Jenna widerstand dem Drang, es abzustreiten. Stattdessen erwiderte sie: „Du bist der eingebildetste Mann im ganzen Universum.“
„Angsthase“, konterte er grinsend.
Das stachelte ihren Zorn an. „Ich wünschte, ich hätte noch den Gips, damit ich dich treten könnte.“
„Die Wahrheit tut manchmal weh, nicht wahr?“
Das ließ sie innehalten. In seinem Ton war keinerlei Boshaftigkeit. In dieser Bemerkung lag etwas von dem alten Stan, der vor der Pubertät ihr Freund gewesen war. Sie konnte sich nicht mehr verstecken. „Ja, ich habe Angst. Und was willst du jetzt dagegen tun?“
Später an diesem Nachmittag hörte Jenna die Unterhaltung zwischen zwei anderen erwachsenen Helferinnen mit, als sie sich erneut unter einem Baum ausruhte, um ihren Knöchel zu schonen.
„Hast du den Mann mit dem Boot gesehen?“, fragte die eine Frau mit einer hohen Stimme.
„Das ist eine Yacht“, korrigierte die andere Frau sie.
„Er ist sexy und Single.“
„Ein Orthopäde mit dem Ruf eines Ladykillers.“
„Ein Typ, der nicht nur einen super Körper zu bieten hat, sondern auch Verstand besitzt“, sagte die Frau mit der hohen Stimme. „Mich dürfte er jederzeit behandeln.“
„Soll ich euch miteinander bekannt machen?“, fragte die andere, während sie davongingen.
Jennas Miene verfinsterte sich. Die Einschätzung der beiden Frauen ging ihr nicht aus dem Kopf. Sie kam sich vor, als stünde sie an einem Abgrund, was Stan betraf. Sie balancierte mühsam, um nicht zu fallen, und in der Zwischenzeit konnte jemand anderes leicht seine Aufmerksamkeit erlangen. Doch was kümmerte sie das? Den ganzen restlichen Nachmittag über redete sie sich ein, dass es ihr nichts ausmachte, auch wenn eine kleine Stimme in ihr dagegen Widerspruch erhob.
Es war beinahe Zeit zu gehen, als Jordan ihr ausrichtete, dass Stan Heftpflaster brauchte. Jenna nahm die Erste-Hilfe-Tasche und ging zu der Yacht am Ende des Anlegestegs.
„Jenna“, begrüßte Stan sie. „Stimmst du mir zu, dass diese Kids ein Ventil für ihre Energie und Frustration brauchen?“
Sie nickte misstrauisch. „Deshalb haben wir ja den Jugendverein.“
„Aber manchmal genügen Basketballspiele, Wasserski und Schwimmen einfach nicht.“
Der Ausdruck spöttischer Besorgnis auf seinem Gesicht steigerte ihr Misstrauen, doch die vielen Jugendlichen auf dem Boot, die sie umgaben,
Weitere Kostenlose Bücher